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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Autoren: Michael Peinkofer
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habe gehört, dass man dich zum Ritter schlagen will…«
    Der Wildfänger gönnte sich ein tiefes Seufzen. Es stimmte – Königin Rionna hatte tatsächlich angeboten, ihn für seine Verdienste um Allagáin in den Adelsstand zu erheben und in den neu gegründeten Regentenrat aufzunehmen, wo er die Wildfänger und Berghirten vertreten sollte. So schmeichelhaft das Angebot war, hatte Alphart jedoch beschlossen, es abzulehnen. Nicht nur, weil er ein einfacher Jägersmann war, der sich unwohl fühlte bei Hofe, sondern auch, weil er es nicht ertragen hätte, in ihrer Nähe zu sein…
    Was geschehen war, war gut und richtig für Allagáin. Zum ersten Mal nach Jahren der Unterdrückung hatte das Reich wieder gütige und weise Herrscher, denen das Wohl des Volkes am Herzen lag; und durch die Heirat mit Galfyn war ein Bund geschaffen worden, der dauerhaften Frieden und Wohlstand sicherte und noch vor nicht allzu langer Zeit undenkbar gewesen wäre. Alldem wollte Alphart nicht im Weg stehen. Lieber kehrte er dorthin zurück, woher er gekommen war.
    Die Wildnis war ihm lieber als der graue Stein der Städte, daran hatte auch das durchstandene Abenteuer nichts ändern können. Aber etwas nahm er mit in die Einsamkeit der Berge, das ihn davor bewahren würde, sich jemals wieder verlassen und allein zu fühlen: das Wissen, Freunde zu haben, und die Erinnerung an ihre Kameradschaft und Herzens wärme.
    Und wer vermochte zu sagen, ob sie einander nicht wieder begegnen würden, vielleicht, eines fernen Tages…
    »Gehen wir«, sagte er, stand auf und zwinkerte seinen jungen Gefährten zu. »Ich habe gehört, das Dunkelbier soll in diesem Herbst besonders würzig sein…«

 
    Epilog
     
     
     
    Bei Morgengrauen erhoben sich Leffel und Erwyn von ihren Lagern, wuschen sich mit kaltem Wasser und schnürten ihre Proviantbündel. Danach wollten sie sich von Alphart verabschieden – und mussten feststellen, dass der Wildfänger das Lager bereits verlassen hatte. Offenbar war er kein Freund von langen Abschiedsworten und war deshalb schon vor Tagesanbruch aufgebrochen.
    Zuerst waren Leffel und Erwyn traurig, aber dann erinnerten sie sich an das, was Yvolar sie gelehrt hatte – dass jeder dem eigenen Pfad folgen musste, weil jedem Menschen ein anderes Schicksal bestimmt war. Also schlichen auch sie leise aus dem Lager im Tal des Allair, in dem an diesem Morgen noch alles ruhig war – wenn man vom lauten Schnarchen absah, das aus den Zelten drang und aus Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Bierkehlen stammte. Besonders die Zwerge hatten sich beim Genuss des Dunkelbiers hervorgetan und zu aller Erstaunen demonstriert, wie viel sie trotz ihrer geringen Körpergröße davon vertrugen.
    Mux hatte beschlossen, seine Freunde auf einem Stück des Wegs zu begleiten, ehe auch er zu seinem Volk zurückkehren würde, um über all das zu berichten, was sich in Allagáin zugetragen hatte – Leffel schmunzelte bei dem Gedanken, dass dieser Bericht in Gedichtform vorgetragen werden würde, und unterwegs zermarterte er sich das Hirn darüber, was in aller Welt sich auf »Muortis« reimte…
    Sie verließen das Tal des Allair und bestiegen den breiten Bergrücken, der es nach Westen hin begrenzte; Nieselregen hatte eingesetzt, und die Luft roch nach Moos und Pilzen. Nachdem der unnatürliche tödliche Winter vertrieben worden war, hielt der Herbst Einzug in Allagáin, und die Blätter der Laubbäume färbten sich bereits rot und golden.
    Leffel hatte diese Jahreszeit immer am meisten gemocht, und als sie die Kuppe des Berges erreichten, wandte er sich um und blickte noch einmal hinab auf das Land, in dem er aufgewachsen war und das er liebte wie kein anderes.
    Seine Augen wurden feucht, als er sich still verabschiedete von den Wäldern und Hügeln, den Bächen und Seen, und er war dankbar für den Regen, der ihm trotz der Kapuze seines Umhangs ins Gesicht tropfte und die Tränen verbarg. Schon wollte er sich abwenden, als die dichte Wolkendecke aufriss. Die Strahlen einer freundlichen Morgensonne warfen Flecken von Licht auf das Hügelland und die Wälder. Und hoch am Himmel formte sich ein Regenbogen, der sich vom Gipfel des Stéidan bis weit nach Westen erstreckte, wo er sich im fernen Morgengrau verlor.
    Bewegt betrachtete Leffel das Naturschauspiel, das sich in den prächtigsten Farben präsentierte und ihm wie ein letzter Abschiedsgruß seiner alten Heimat vorkam. Und plötzlich – Danaóns Erbe traute seinen Augen nicht – erblickte er
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