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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
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starrte aufs dunkle Meer hinaus.
    Bertrand kam aus dem Haus. Er ignorierte die Scherben der Glastür, und schlenderte Richtung Pool. Im Vorbeigehen bemerkte er: „Sie haben sich wohl einsam gefühlt, Helm?“ Am Beckenrand blieb er stehen und schaute ins Wasser. Seine
    Männer hatten sich wieder entspannt und widmeten sich Bier und Braai.
    Gormann und ich erhoben uns, gesellten uns zum ihm und bemerkten den grünlich schimmernden Aschenbecher auf dem Boden des Swimmingpools.
    „Schweres Kaliber aus feinstem Malachit“, stellte Bertrand fest.
    Ein Blick genügte, und der Buschmann brachte ihm eine Flasche Bier. Bertrand trank und hielt mir die Flasche hin. Mit einem Kopfschütteln lehnte ich ab. Er gab die Flasche an Gormann weiter und starrte erneut auf das grüne Objekt im Wasser.
    Ich erinnerte mich an den eiskalten Pool in Camps Bay, an den Stein, den ich an jenem frühen Morgen am Boden des Schwimmbeckens zu erkennen geglaubt hatte. Es war ein grünlicher Schimmer gewesen. Wie der eines Malachits. Es war wohl ein Omen gewesen. Aber ich hatte meinem unterkühlten Gehirn nicht getraut und das Ganze als Sinnestäuschung abgetan.
    „Ganz schön temperamentvoll!“ riss mich Bertrand aus den Gedanken. „Wenn die Frau wüsste, wie man richtig zielt, hätte sie mir den Schädel damit zertrümmern können.“
    Gormann nahm einen Schluck und wiegelte ab: „Sie hat es sicher nicht mit Absicht getan.“
    „Und ob sie das hat!“ Bertrand nahm ihm die Flasche wieder ab und schloss für einen Moment die Augen, als bemühe er sich um Konzentration. Er ließ uns stehen und ging auf Rena zu. Auf halber Strecke blieb er stehen. „Nicht wahr?“ rief er ihr zu. „Den Tod - das ist es doch, was du mir wünschst?“
    Sie drehte sich nicht zu ihm um.
    Lähmende Sekunden lang hämmerte Gould seinen Wagner ins Klavier. Renas Schultern zuckten. Sie umarmte sich fest, bemüht ihren Weinkrampf zu unterdrücken.
    „Ist es nicht so, meine Liebe?“ höhnte Bertrand und trank gierig.
    Rena fuhr herum. „Du bist das reinste Ungeheuer!“ Tränen liefen ihr über die Wangen, doch sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen.
    Bertrand antwortete mit zufriedenem Lachen.
    Ja, das gefiel ihm. Es war ein Titel, gegen den er nichts hatte. Wahrscheinlich fühlte er sich sogar geehrt. Gormann wandte sich ab. Er verzog sich wieder in seinen Liegestuhl und widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem Bierkasten. Er hatte Recht. Vielleicht nahm die Verweigerung des Publikums den Akteuren die Lust am Auftritt. Es war nicht klug, das Paar durch Neugier anzustacheln. Am Liebsten wäre ich wieder in meinen Bungalow zurückgekehrt - hätte mich nicht eine unterschwellige Angst um Rena beschlichen. Doch was konnte ich tun? Die ganze Nacht lang Wache schieben? Mit etwas Glück gaben die beiden Kampfhähne bald auf. Ich beschloss, noch etwas auszuharren und setzte mich zu Gormann. Er gab mir ein frisches Bier.
    „Wie konntest du nur so grausam sein?“ wollte Rena von Bertrand wissen.
    „Sag doch gleich kannst! “
    Rena starrte ihn fassungslos an.
    Bertrand schüttelte den Kopf, als könne er sich ihre Vorwürfe auch nicht ansatzweise erklären. Er wandte sich ab und entfernte sich einige Schritte von ihr.
    „Wer bist du nur?“ rief sie ihm nach.
    Er drehte sich um und lachte bösartig. „Die Frage hast du doch schon beantwortet. Ich bin ein Monster!“
    Rena zeigte ihm erneut die kalte Schulter. Ihre Arme hingen jetzt kraftlos herab, und ihre ganze Haltung vermittelte Resignation.
    „Mich scheinst du ja bestens zu kennen“, fuhr Bertrand fort. „Aber was ist mit dir? Du weißt nicht, wer und was du selber bist.“
    Rena widmete sich ganz dem Ozean.
    Bertrand lächelte Gormann und mir aufmunternd zu. Ein Professor bei einer Vorlesung über Obduktionstechnik, der sich der Aufmerksamkeit seiner Studenten versichert, bevor er weiter für sie seziert.
    „Um so etwas behandeln zu können, muss man die Symptome kennen. Einfach Tabletten zu schlucken, hilft da nicht viel.“
    Rena reagierte nicht darauf.
    Gormann schaute mich irritiert an. Er verstand nicht mehr, worum es dem Paar ging. Ich hatte nicht vor, ihn aufzuklären. Womöglich war Bertrand gar nicht klar, ein Thema zu strapazieren, das nicht jeden etwas anging. Seine Männer waren taube Zeugen und mussten ihn nicht groß interessieren. Und ich wusste sowieso Bescheid. Aber Gormann kannte bislang nur die hier zu Lande erhobenen Vorwürfe. Oder war es eiskalte Berechnung, die Bertrand
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