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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland
Autoren: F. Paul Wilson
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und drückte ab. Ich brachte mich und Doc und Elmero und B.B. in Gefahr, aber das ließ sich jetzt nicht mehr vermeiden. Niemand konnte einen Klienten von mir gedächtnislöschen und dann auch noch erwarten, daß ich sagte, vielen Dank, Sir, ich helfe Ihnen natürlich, daß Sie keinen Ärger kriegen.
    Es macht mir nichts aus, herumgestoßen zu werden. So etwas erwartete mich immer. Das ist nun mal so im Leben. Aber es gab gewisse Grenzen.
    Ich würde Brode fertig machen, wenn ich es irgendwie schaffte.
    Die Gelbjacken rückten vor mir zusammen. Ich schaltete das Mikro ein, drehte es auf größte Lautstärke und brüllte aus vollem Hals: »ICH BIN EIN BÜRGER DER MEGALOPS UND VERLANGE FREIEN EINTRITT IN DIE PYRAMIDE! SO FORDERT ES DAS GESETZ!«
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Als hörte man den Donner aus einer Wolke genau über uns. Es war wie die Stimme Gottes. Alle Streuner in meiner Umgebung krümmten und duckten sich und preßten die Hände auf ihre Ohren. Ich wurde selbst fast von meiner eigenen Stimme umgeworfen.
    Die Gelbjacken waren verwirrt. Konnte den nächststehenden kaum hören, als er sagte: »Keine Streuner!«
    »ER BEFINDET SICH IN BEGLEITUNG EINES ERWACHSENEN! MACHEN SIE SOFORT PLATZ!«
    Während sie sich noch unter dem Lärm duckten, schlüpfte ich zwischen ihnen hindurch, ehe einer von ihnen mich packen konnte. Als ich das Innere der Pyramide erreicht hatte, erhob ich meine Stimme wieder und sagte: »ALSO ALLE MAL HERHÖREN! FOLGT MIR …«
    Mein Mikrofon wurde plötzlich abgeschaltet. Aber als ich mich umdrehte, sah ich, daß es nichts mehr ausmachte. Realleute drängten sich durch die Menge, trugen dabei Streuner in den Armen oder auf den Schultern. Die Gelbjacken unternahmen halbherzige Versuche, sie aufzuhalten, aber die Realmenschen drängten vorwärts. Sie waren wie besessen. Und das Gesetz war auf ihrer Seite. Ich sah sogar, wie einer der Gelbjacken selbst ein Kind hochhob und in die Pyramide marschierte.
    Wie Wasser durch einen geborstenen Damm, so ergossen sie sich von allen vier Seiten hinein, eilten durch die Halle und drängten sich bis in die zweite Etage. Es dauerte auch nicht lange, und der Sprechchor setzte wieder ein und brachte die Luft im Innern der Pyramide zum Schwingen: »WEN-DEEEEEE! WEN-DEEEEEE! WEN-DEEEEEE! …«
    Ich hielt B.B. auf meiner Schulter fest und ließ ihn mitbrüllen, stimmte aber selbst nicht mit ein. Welchen Sinn hätte es gehabt? Die Wendy, die ich kannte, war tot. Brode würde sie nicht hervorholen und ihre leere Hülle den Massen zeigen. Aber wenn alles so ablief, wie ich es mir erhoffte, dann würde diese Menge ihn stürzen – ihn im wahrsten Sinne des Wortes herunterholen und aus dem Amt jagen.
    Er hatte einen meiner Klienten vernichtet. Nun würde ich ihn vernichten. Oder bei dem Versuch untergehen.
    Mehr Leute drängten von draußen herein. Irgendwann würden wir jede freie Stelle innerhalb der Pyramide besetzen. Brode mußte etwas unternehmen, und zwar schnell.
    Und er tat etwas.
    Eine Schwebeplattform glitt aus einer der oberen Etagen und sank an der Wand rechts von mir nach unten. Es sah so aus, als bewegte sie sich an dem Sonnenstrahl entlang, der durch die transparente Pyramidenspitze hereindrang. Ich sah blinzelnd ins grelle Licht und konnte vier Gestalten auf der Plattform erkennen.
    Der Sprechchor verstummte, während wir alle der Erscheinung entgegenblickten und abwarteten, wer zu uns kam.
    »Wer ist das, Sig? Kommt Wendy?«
    Der arme Junge. Ich wollte nicht, daß er sich falsche Hoffnungen machte.
    »Ich glaube nicht. Laß uns nur hoffen, daß sie keine Schleimgewehre bei sich haben.«
    Wir verfolgten, wie die Plattform tiefer sank. Plötzlich stieß B.B. einen Schrei aus.
    »Sie, Sig! Wendy!«
    Er hatte recht. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, aber da war sie, Jean Harlow-c persönlich, am vordersten Geländer der Plattform stehend und mit einem leicht benommenen Gesichtsausdruck, als sie auf die Menge hinuntersah. Ich konnte kaum fassen, daß Brode die Frechheit besaß, so weit zu gehen. Was hatte er vor? Glaubte er wirklich, er käme auf diese Weise ungeschoren davon?
    Die Streuner gerieten völlig aus dem Häuschen, doch die Realleute hielten sich zurück. Auch sie wußten, warum. Sie alle hatten am gestrigen Abend den Datenstrom verfolgt. Sie wußten, daß der Klon am frühen Morgen des heutigen Tages gedächtnisgelöscht werden sollte. Sie befürchteten, nur noch eine leere Hülle vor sich zu haben.
    Sie hatten recht.
    Dann
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