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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland
Autoren: F. Paul Wilson
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hätte sie auch da sein sollen? Sie war nur ein Klon. Sie wußte es nicht besser; es waren ihre Kunden, die sich eigentlich hätten schämen müssen.
    »Was kann ich nun für Sie tun?«
    Es stank mir schon, dazusitzen und mit ihr übers Geschäft zu reden, als wäre sie ein wirklicher Mensch, aber die Münze in meiner Hand war echtes Gold; nichts brauchte ich jetzt dringender.
    »Ich muß jemanden finden.«
    O Mist. Schon wieder ein abgängiger Cyberlander.
    »Warum kommen Sie damit zu mir?«
    »Kushegi meinte, Sie seien gut.«
    Mir kam die Galle hoch. Wie konnte der Klon eines Holo-Sexstars der Twenty-First Century meine Arbeit beurteilen? Durch welches …
    Brach an der Stelle ab. War ’ne Sackgasse. Brachte nichts, vergeudete nur Energie.
    »Sie hat nicht bekommen, was sie haben wollte«, wandte ich ein.
    »Stimmt – Raquel war tot, als Sie sie fanden. Aber Sie haben sie gefunden.«
    »Und deshalb soll ich jetzt Ihren Liebhaber finden?«
    Sie nickte, ja. Zaghaft, ängstlich.
    Schnippte die Münze zurück auf die Tischplatte.
    »Danke, nein.«
    »Bitte!«
    Wenn der flehende Ton in ihrer Stimme dazu gedacht war, mir das Herz zu schmelzen, dann fehlten ihm noch einige Grade.
    »Wer immer es sein mag, lassen Sie doch den Eigentümer nach ihm suchen. Oder Ihr Eigentümer soll mich anheuern. Nicht Sie.«
    »Ich spreche von einem Realmenschen.«
    »Oh.«
    Griff wieder nach der Münze und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Das Ganze wollte mir noch immer nicht so recht gefallen, aber ich hatte nichts anderes zu tun.
    »Wie lautet der Name?«
    »Kyle.« Ihre Stimme zitterte, und ihre Augen glänzten feucht. »Kyle Bodine.«
    Dachte schon, sie finge gleich an zu heulen, aber sie schaffte es, sich zusammenzureißen.
    »Sehen Sie, wenn dieser Bursche Sie ausgeraubt oder betrogen hat, dann hetzen Sie doch Ihren Eigentümer auf ihn.«
    »So ist es nicht«, sagte sie und schniefte. »Wir wollten heiraten.«
    Das haute mich beinahe aus dem Sessel.
    »Was wollten Sie?«
    Schätze, ich hab’ ein bißchen gebrüllt, denn sie sprang auf, als hielte ich ihr plötzlich einen Blaster unter die Nase.
    »Hei-heiraten. Wir wollten heiraten.«
    Ich mußte lachen. Die Leute erzählen sich immer, daß Klons dämlich sind, aber wie dämlich, erfährt man erst, wenn man mit einem redet. Sie wissen, wie man gut aussieht, wie man sich zurecht macht, wie man richtig nett lächelt, wie man dem menschlichen Körper zu einem Höchstmaß an Lust verhilft, aber irgend etwas passiert offensichtlich, wenn sie in ihren Kulturen herangezogen werden. Irgend etwas geht bei dem Prozeß verloren. Denn sie sind wirklich dämlich!
    Ihr Gesicht rötete sich. »Warum lachen Sie?«
    »Kein Realmensch heiratet einen Klon.«
    »Kyle schon. Er liebt mich.«
    »Er lügt.«
    »Tut er nicht!« Ihre Stimme wurde ein wenig lauter, als sie aus dem Sessel aufsprang und sich über den Tisch beugte. »Ich bedeute ihm etwas! Ich bin ihm etwas wert – ich bin für ihn nichts Schmutziges wie für die meisten anderen!«
    »He … immer mit der Ruhe«, sagte ich. Wollte nicht, daß sie mitsamt ihrer Goldmünze davonrauschte. »Ich wollte niemanden beleidigen. Es ist doch nur so, daß Realmenschen keine Klons heiraten. Ist doch nicht meine Schuld, daß es so ist – aber so ist es nun mal.«
    »Und so gefällt es Ihnen auch, stimmt’s?«
    »Ich hasse Klons nicht, aber ich kann auch nicht behaupten, daß ich vor Liebe zerfließe.«
    Gold oder nicht, ich würde sie nicht anlügen. Ich kenne nicht viele Realtypen, die ich mag, aber diese Zellhaufen konnte ich überhaupt nicht leiden, die sich aus einer Gewebekultur entwickelt haben und herumstolzieren wie echte Menschen.
    »Wette, daß Ihr Verlobter« – ich quetschte das Wort aus dem Mundwinkel hervor – »vor Liebe geradezu trieft. Ist wahrscheinlich einer von diesen Typen, wie sie sich immer in der U-Bahn rumtreiben und schreien ›Freiheit für die Klons!‹ oder ›Adoptiert Streuner!‹ oder irgendeinen anderen Quatsch. Wahrscheinlich will er sie nur heiraten, um Sie als eine große Trophäe herzuzeigen. Um zu beweisen, wie beschissen ernst ihm das Ganze ist.«
    »Ich sollte nicht seine Trophäe werden – wir wollten von hier wegziehen.«
    »Wohin?«
    »Zu den Außenwelten.«
    Ich lehnte mich wieder in meinem Sessel zurück – diesmal langsam – und studierte sie. Die Sache klang ganz schön merkwürdig. Wie ich schon sagte, ich bin kein Klon-Freund – genaugenommen wünschte ich, es gäbe so etwas wie Klons gar
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