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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland
Autoren: F. Paul Wilson
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sich ihr Gesicht an, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.«
    Ich folgte ihrem Finger. Es stimmte, die fragliche Lady hatte tatsächlich ein verkniffenes Gesicht. Dann warf ich einen Seitenblick auf den Klon. Ihr Gesicht war eine hervorragende Imitation der Miene der Lady.
    »Trainieren Sie, um als Realmensch durchzugehen?«
    »Nein. Es macht einfach Spaß. Was tun Sie denn, wenn Sie sich amüsieren wollen, Mr. Dreyer?«
    Ich machte den Mund auf, um etwas zu antworten, dann schloß ich ihn wieder. Das ging sie nichts an. Und ich erkannte voller plötzlicher Unruhe, daß ich darauf noch nicht mal eine Antwort hatte. Es mußte doch etwas geben, was ich zum Vergnügen machte.
    »Ich gehe nicht nach Cyberland, soviel kann ich Ihnen versichern«, sagte ich schließlich. Es klang lahm. Ich war froh, daß wir endlich vor dem Fahrstuhl zu Bodines Behausung standen.
    Im siebenundzwanzigsten Stock stiegen wir aus und gingen zu Bodines Wohnungstür. Der Klon öffnete sie mit Hilfe der Handfläche. Sie trat ein, blieb aber dann derart abrupt stehen, daß ich gegen ihren Rücken stolperte.
    Ich wollte schon einen Fluch ausstoßen, aber ein Blick in den automatisch erleuchteten Raum schnitt mir das Wort ab, ehe es ausgesprochen war.
    Die Behausung war völlig auseinandergenommen worden.
    »Nun, ist das nicht ein gigantischer Mist«, sagte ich.
    Ich ließ den Klon an der Tür stehen und wanderte durch das Apartment. Lampenfassungen, Kissen, Möbel, der Teppich – jedes mögliche Versteck war zerlegt und zerfetzt und dann durchsucht worden. Gründliche Arbeit. Sehr gründliche. Was immer die Eindringlinge hatten haben wollen, sie wollten es wirklich dringend.
    »Sie sagten, er sei im Import-Export-Geschäft tätig.«
    Immer noch stumm, nickte sie.
    »Import-Export von was?«
    »Ich – ich weiß nicht.«
    Sie war eine schlechte Lügnerin.
    »Jemand anderer sucht Ihren Freund ebenfalls.«
    »Warum sollten sie …?«
    »Verraten Sie’s mir.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich könnte, würde ich es gerne tun.«
    Das glaubte ich ihr auch nicht.
    »Verschwinden wir lieber von hier«, sagte ich. »Möglich, daß die Typen, die das hier veranstaltet haben, wieder zurückkommen. Wenn ja, dann sollten wir lieber nicht hier sein.«
    Eilte mit ihr in die Halle zurück und ließ die Tür hinter uns zugleiten.
    »Sie würden doch mit denen fertig, oder?«
    »Natürlich, aber es ist kein Vergnügen, die vielen herumliegenden Leichen zu erklären.«
    Ich hoffte, daß das hinreichend hart und abgebrüht klang. Offen gesagt war mir wegen dieser ganzen Sache doch mehr als mulmig zumute. Ein Blick in das Apartment, und ich wußte, daß es bei der Affäre um mehr ging als nur um einen verschwundenen Verlobten. Ich hatte zwar keine Ahnung, was da sonst noch im Gange war, aber ich wollte so viele Meter wie möglich zwischen mich und diesen Bau bringen und dabei nicht jemandem über den Weg laufen, der nicht besonders freundlich reagierte.
    Wie üblich war ich unbewaffnet. Wenn ich ein Schießeisen bei mir hätte, würde das auch keinen großen Unterschied machen – ich bin nämlich kein besonders guter Schütze. Genaugenommen sogar ein lausiger. Und mit den Fäusten bin ich auch nicht viel besser. Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, worin ich wirklich gut bin, aber ich weiß, daß es bestimmt nicht das Schießen und Schlagen ist.
    Wir traten von der Kante in den Abwärtsschacht und begaben uns vorschriftsmäßig auf die Mittelbahn. Wir passierten den fünfzehnten Stock, als zwei rabaukenhafte Typen, massig und muskulös in ihren weitgeschnittenen Overalls, uns einholten, indem sie sich an den Handgriffen zu uns herunterhangelten. Ich bemerkte in der linken Achselhöhle beider Anzüge eine leichte Ausbuchtung. Die beiden Typen hätten Brüder sein können, außer, daß der Bursche rechts von mir eine große rote Nase hatte und dem zu meiner Linken der kleine Finger seiner rechten Hand fehlte. Man muß schon ein ganz bestimmter Typ sein, um auf eine Transplantation oder eine Prothese für einen fehlenden Körperteil zu verzichten. Jedenfalls nicht der Typ, mit dem ich diskutieren wollte.
    Das Ganze gefiel mir überhaupt nicht. Ich berührte den Arm des Klons und redete in einem so harmlosen Konversationston, wie ich es gerade zustandebrachte.
    »Steigen wir schnell in der fünften Etage aus und sehen nach, ob deine Mutter zu Hause ist.«
    Sie bedachte mich mit einem erschreckten Blick, aber ehe sie etwas erwidern konnte, legte sich eine
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