Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
gerissener Kopf war. Trotz aller Gesetze und Verordnungen fand er immer irgendwo eine Lücke, jedes Regierungsprogramm durchzubringen, das der Metep und sein Rat aufstellten. Es fielen ihm stets Mittel und Wege ein, so gut wie alles zu legalisieren – oder ihm wenigstens den Anstrich der Legalität zu geben. Und wenn seine Bemühungen doch einmal fehlschlugen, konnte er die Legislative in diesen höchst seltenen Fällen immerhin soweit beeinflussen, daß das betreffende Gesetz im Sinne des Metep und seiner Berater geändert wurde. Ein wirklich bemerkenswerter Mann.
    Ebenso bemerkenswert wie seine geistigen Fähigkeiten war auch seine äußere Erscheinung: mit dem dunkelgetönten Teint kontrastierte das schlohweiß gebleichte Haar, eine Angewohnheit, die er während seines Aufenthalts auf der Erde angenommen und nicht wieder abgelegt hatte und die seine Identifikation erleichterte.
    »Leider kann ich dir nichts Neues über diesen toten Attentäter berichten, Jek«, begann Haworth und ließ sich in den Stuhl unmittelbar rechts neben Metep fallen. Wie alle Mitglieder des Fünferrats nannte er Metep VII bei dem Namen, den ihm seine Eltern vor siebenundvierzig Standardjahren gegeben hatten: Jek Milian. Auch andere Freunde und Vertraute, die ihn schon früher gekannt oder ihm zu seiner jetzigen Position verholfen hatten, nannten ihn so. Allerdings nur im vertrauten Kreis. In der Öffentlichkeit war er Metep VII – und zwar für jedermann.
    »Sag nicht ›Attentäter‹. Er ist ja nicht zum Schuß gekommen, also ist er auch kein Attentäter.« Metep setzte sich in seinem Stuhl auf. »Und es gibt nichts Neues über ihn?«
    Haworth schüttelte den Kopf. »Wie kennen seinen Namen, wir wissen, wo er gewohnt hat, und wir wissen auch, daß er ein Dolee war. Aber im übrigen scheint es, als hätte er in einem Vakuum gelebt. Wir kennen weder seine Freunde und Bekannten, noch wissen wir, wie er seine Zeit verbracht hat.«
    »Diese verdammten Dolees!« murmelte irgend jemand in der Runde.
    »Warum beschimpfst du sie?« ließ sich Haworth mit seiner kühlen, kultivierten Stimme vernehmen. »Sie stellen einen großen Wählerblock dar – laß ihnen ein bißchen Geld in der Tasche, gib ihnen Essensmarken, damit sie ihre Bäuche füllen können, und sie werden sich nicht gegen dich wenden – niemals. Aber um auf diesen Attentäter zurückzukommen. Ich bin sicher, daß wir weitere Informationen über diesen Mann bekommen werden, und das wird das Ende der Gruppe sein, die hinter diesen Anschlägen steckt.«
    »Und was ist mit diesem seltsamen Ding, mit dem er getötet worden ist?« erkundigte sich Metep. »Gibt es irgendwelche Vermutungen, woher es stammen könnte? Ich habe noch nie eine solche Waffe gesehen.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Haworth. »Aber ich habe herausfinden können, worum es sich bei dieser Waffe handelt. Sie ist übrigens nicht neu, sondern sicher schon seit ein paar tausend Jahren bekannt.« Er zögerte.
    »Ja, und weiter?« Die ganze Runde wartete gespannt auf eine Erklärung.
    »Es ist eine sogenannte Shuriken, eine Waffe, wie man sie auf der Erde in der Zeit vor der Luftfahrt verwendet hat.« Unter den vier übrigen Ratsmitgliedern wurden murmelnde Stimmen laut.
    »Also eine Art Relikt?« mischte sich Metep ein.
    »Nein. Sie ist neu … vermutlich wurde sie erst vor wenigen Jahren hergestellt.« Wieder zögerte Haworth, bevor er weitersprach. »Und zwar auf Flint.«
    Das Gemurmel war abrupt verstummt, und atemloses, erstauntes Schweigen erfüllte den Raum. Schließlich ergriff Krager, ein mürrischer, behäbiger alter Politikus von kleiner Statur, das Wort.
    »Ein Flinter? Hier?«
    »Es scheint so, ja«, nickte Haworth, der die gepflegten Finger auf den Konferenztisch gestützt hatte. »Oder jemand will uns glauben machen, daß es hier einen Flinter gibt. Aber ich halte die erste Möglichkeit für wahrscheinlicher, wenn man bedenkt, mit welcher Präzision die Waffe ihr Ziel fand.«
    Metep VII war bleich geworden, und sein Gesicht hatte jetzt fast die gleiche Farbe wie sein Rock. »Warum ich? Was könnte denn ein Flinter gegen mich haben?«
    »Du scheinst nicht zu verstehen, Jek«, versuchte ihn Haworth zu beruhigen. »Wer immer auch die Shuriken geworfen hat, wollte dein Leben retten. Hast du jetzt begriffen?«
    Was Metep begriff, war, daß irgendwie die Rollen vertauscht waren. Der Mann, der sich bisher für den Spielführer gehalten hatte, war plötzlich nur noch eine Figur auf dem Spielbrett zweier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher