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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind
Autoren: F. Paul Wilson
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Außenwelten ihre Lektion gelernt hatten. Ein bedeutender Teil der Repräsentanten, die er für intelligent gehalten hatte, zeigte sich letztendlich in gewissen Bereichen des Lebens unbelehrbar. Sie folgten einem Streit, der sich über den Rest des Jahres ausdehnte, ein Kampf zwischen den Puristen, die für eine Charta eintraten, wie sie ursprünglich vorgesehen war, den Reaktionären, die wesentliche Änderungen verlangten und Gemäßigten, die einen Kompromiß vorschlugen – die Charta sollte so bleiben, wie sie war, aber man würde eine Notklausel anhängen, die ausschließlich in Krisenzeiten in Kraft treten sollte, um der Föderation Sondervollmachten zu geben, wenn ihre Mitglieder einer plötzlichen und unerwarteten Bedrohung ausgesetzt waren.
    Obwohl LaNague monatelang gefleht, gedroht, gewarnt und gebettelt und immer neue Appelle an die Repräsentanten gerichtet hatte, war gerade die Nachricht hereingekommen, daß die Charta zwar in toto angenommen worden war, aber daß sich eine überwältigende Mehrheit der Repräsentanten für die Anfügung der Notklausel entschieden hatte. Damit war die Föderation der Außenwelten, die von vielen jetzt die LaNague-Föderation genannt wurde, geboren. Throne wurde in Föderationszentrale umbenannt; und für die Außenwelten brach ein neues Zeitalter an.
    Peter LaNagues Verärgerung verwandelte sich in Mutlosigkeit, während er mit dem Packen fortfuhr. Er hatte die Repräsentanten davon in Kenntnis gesetzt, daß er seinen Namen aus der gewaltsam geänderten Version seiner Charta gestrichen sehen wollte. Er sagte sich damit von ihr und gleichzeitig, von der Föderation los und wollte keinerlei Kontakte mehr mit denen haben, die mit der Organisation zu tun hatten. Der neue Präsident des Generalrats übersandte ihm sein Bedauern über seinen Entschluß, teilte ihm aber ebenfalls mit, daß die Charta für alle weiterhin die LaNague-Charta bleiben würde.
    LaNague wußte insgeheim, daß er seine Meinung vielleicht eines Tages ändern würde, aber im Augenblick war er dafür zu verärgert, zu enttäuscht. Die ganzen Jahre … die ganze Arbeit … war das alles umsonst gewesen? Er sah die Notklausel als eine Zeitbombe, die in der Charta und der Organisation, die durch sie gelenkt wurde, tickte und eine ständige Versuchung für die Daro Haworths und Meteps der Zukunft darstellte.
    Das Videophon meldete sich. Es war Broohnin. Ohne seinen Bart konnte man ihn fast als gutaussehend bezeichnen, und seine Züge wurden nur durch eine dreieckige Narbe auf seiner rechten Wange und dem etwas boshaften Lächeln um seine Mundwinkel leicht entstellt.
    »Ich habe es gerade gehört. Sieht ganz danach aus, als haben sie schon damit angefangen, deinen hübschen kleinen Traum zu zerreißen. Was wirst du nun tun?«
    »Ich reise ab. Unmittelbar nach dir.«
    »Ach ja«, meinte er, während sich seine Brauen verärgert zusammenzogen. »Aber glaube bloß nicht, daß ich mich auf Nolevatol zur Ruhe setzen und fett werde. Ich werde versuchen, ein paar Leute aufzutreiben, die genauso denken wie ich, und sollte sich dann deine Föderation« – er spuckte das Wort förmlich aus – »einmal nicht an die Regeln halten, dann werde ich bereit sein, ihr das Leben zur Hölle zu machen!«
    »In Ordnung«, nickte LaNague müde. »Denn ich werde es nicht tun. Ich bin fertig mit ihr.« Dann unterbrach er die Verbindung.
    Man hatte Broohnin erlaubt, zur Erholung auf Throne zu bleiben, solange LaNague und die Flinter da waren, um auf ihn aufzupassen. Kanya hatte ihm fast jeden Knochen gebrochen, und obwohl inzwischen alles wieder verheilt war, würden Schmerzen und Steifheit zurückbleiben, die ihn ein Leben lang an Kanya erinnerten. Da LaNague nun abreiste, wurde Broohnin auf seine Heimatwelt, Nolevatol, zurückgebracht.
    Auf LaNague wartete sein eigener Heimatplanet. Er war kurz nach der Revolution zusammen mit Mora nach Tolive zurückgekehrt. Noch heute kam er nicht darüber hinweg, wie sehr sich Laina in der Zwischenzeit verändert hatte. Nachdem er einige Wochen mit seiner Frau und seiner Tochter verbracht hatte, um mit beiden wieder vertraut zu werden, hatte er sie auf Tolive zurückgelassen und war noch einmal nach Throne zurückgekehrt. Wenn er das nächstemal wiederkam, würde es eine endgültige Heimkehr sein, eine Heimkehr für immer.
    Er ging zum Fenster und sah hinaus auf den Imperialen Park, der ruhig vor ihm lag. Wie mochte er wohl umbenannt werden? Hoffentlich nicht in LaNague-Park, überlegte er.
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