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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind
Autoren: F. Paul Wilson
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los«, verlangte LaNague, dessen Stimme auch jetzt verstärkt wurde, aber nicht mehr so laut war, weil er leiser gesprochen hatte. »Und macht Platz um ihn.«
    Entweder wollte oder konnte die Menge keinen Platz machen, denn sie drängten sich weiterhin um ihn und schoben ihn hin und her.
    »Macht doch bitte Platz«, wiederholte LaNague, der sich fast unmittelbar über dem Schauplatz befand. Als die Menge immer noch keine Anstalten machte, sich zu bewegen, nickte er dem Mann neben Haworth zu, der daraufhin mit der Hand zur Hüfte fuhr. Die Holotarnung verblaßte, und neben Haworth stand plötzlich eine Flinterin in voller Kampfausrüstung. In demselben Augenblick wichen die Umstehenden zurück, und um Haworth bildete sich ein freier Kreis. Kanya war zurückgekehrt.
    »Los, Mr. Haworth«, ließ sich LaNague mit einer Stimme vernehmen, die in jeden Winkel der Halle drang. »Nun bringen Sie mich schon um. Das hatten Sie doch vor, oder nicht? Tun Sie es doch. Aber zeigen Sie Ihren Blaster offen, damit jeder hier zusehen kann. Wenn diese Scheinverhandlung vorüber war und ich für schuldig befunden worden wäre – und das stand doch von vornherein fest, nicht wahr? –, sollte ich so oder so exekutiert werden. Nur hätte das dann jemand anders für Sie erledigt. Das ist jetzt aber nicht mehr nötig. Das Vorrecht gebührt Ihnen ganz allein. Bitte, ich stehe Ihnen zur Verfügung.«
    LaNague fühlte sich leicht benommen, als er jetzt hier oben in sechs Meter Höhe stand und auf einen Mann mit dunkel gefärbtem Teint und weiß gefärbtem Haar herabsah, der einen Blaster aus dem Ärmel gezogen und auf ihn gerichtet hatte. Er mußte einfach ruhig stehenbleiben und konnte nur hoffen, daß Haworth sein Ziel verfehlen würde, oder daß, falls er doch abdrücken sollte, Kanya einen Treffer zu verhindern wußte. Vor allem aber hoffte er, daß es ihm gelingen würde, Haworth in die Knie zu zwingen. Das Spektakel würde in jedem eingeschalteten Videogerät auf ganz Throne zu verfolgen sein, und für alle anderen Außenweltplaneten wurde es aufgezeichnet. Metep, der völlig zerstört auf der Anklagebank zusammengesackt war, hatte damit jede Achtung und Autorität verloren. Jetzt blieb nur noch Haworth, der gestellt und erniedrigt werden mußte, denn sonst bestand die Gefahr, daß er zum Sammelpunkt für die wenigen Royalisten werden würde, die in der Zeit nach der Revolution weiter aktiv bleiben würden.
    Haworth sah so erschrocken aus, wie LaNague sich fühlte. Und obwohl er die Waffe noch immer auf den Thron gerichtet hatte, visierte er sein Ziel jetzt nicht mehr an. Statt dessen wandte er den Kopf hin und her zwischen dem leibhaftigen Flinter neben ihm und den schweigenden, feindlichen Gesichtern um ihn herum.
    LaNagues Stimme senkte sich zu einem drohenden Flüstern. »Also, Mr. Haworth, entweder schießen Sie jetzt, oder Sie lassen die Waffe fallen.«
    Mit einem gequälten Stöhnen, in dem seine ganze Angst und Verzweiflung zu erkennen war, richtete Haworth den Blaster von LaNague weg und hielt den Lauf gegen seine Stirn. Hinter ihm wurde die Menge unruhig, denn jeder erwartete, daß nun sein Kopf explodieren würde. Aber nichts dergleichen geschah. Haworth blickte sich flüchtig um und sah, daß außer Kanya niemand in Reichweite stand. Sie war in der Lage, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen, noch bevor er würde abdrücken können, aber sie bewegte sich nicht.
    Auch Haworth stand regungslos da. Niemand war da, der ihn daran hindern wollte, Selbstmord zu begehen. Er war ganz sich selbst überlassen. Niemand würde für ihn den Abzug durchdrücken, aber es würde ihn auch niemand daran hindern, ihn selbst durchzuziehen. Man überließ es ganz seiner eigenen Entscheidung. Als Mittelpunkt dieses wüsten Tableaus, das sich ganz Throne – und bald auch die übrigen Außenwelten – anschaute, stand er nackt inmitten der Menge, allen leeren Scheins beraubt, bis auf das Innerste vor den Blicken der anderen entblößt.
    Ein verzweifeltes, jammervolles Schluchzen brach über seine Lippen, als sein Arm herunterfiel und der Blaster unbenutzt auf den Boden klapperte. Kanya nahm ihn sofort an sich. Während sie ihn hinausführte, begann der Sprechgesang von neuem.
    »Metep der achte! Metep der achte! Metep der achte!«
    LaNague ließ sich vorsichtig in den Sessel fallen, als er spürte, wie weich ihm die Knie geworden waren. Während er sich sammelte, während er sich erholte und hoffte, daß er zum letzten Mal an diesem Tag dem Tod ins
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