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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind
Autoren: F. Paul Wilson
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Auge geschaut hatte, hörte er, wie der Sprechgesang langsam verstummte. Er hob den Kopf und sah, daß sich die Menge unter ihm in zwei Hälften spaltete. Wie ein Vibrationsmesser, das durch einen Klumpen rohes Fleisch fuhr, bahnten sich rund ein Dutzend Flinter einen Weg zum Podium. Als die Gruppe näherkam, erkannte er, daß sie jemand schützend in ihre Mitte genommen hatten: Mora.
    Sobald er sie sah, senkte LaNague seinen Thron, und er hatte kaum den Boden erreicht, da sprang Mora auch schon zu ihm, fiel ihm um den Hals, und mit beiden hob sich der Thron wieder in die Höhe.
    Der Jubel der Menge in und draußen vor der Freiheitshalle steigerte sich zu einem wahren Orkan. Keiner seiner so sorgfältig überlegten Pläne, wie er die Unterstützung der Bevölkerung von Throne gewinnen konnte, hätte auch nur annähernd den Erfolg gehabt, den das Bild von ihm und seiner Frau in inniger Umarmung auf dem Diademthron bewirkte. Alle Anwesenden hatten Mora auf dem Videoschirm gesehen, und die meisten von ihnen waren hier als Reaktion auf ihren Appell. Und jetzt sahen sie diese Frau hier wieder glücklich mit ihrem Mann vereint und fühlten, daß sie einen wichtigen Beitrag dazu geleistet hatten. Sie jubelten sowohl sich selbst wie Robin Hood und seiner mutigen Frau zu.
    »Ich liebe dich«, flüsterte LaNague Mora ins Ohr. »Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich … ich bin nur für eine Weile weg gewesen.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie mit einer Stimme, die so weich und nachgiebig war wie ihr Körper, der sich fest an ihn preßte. »Und es ist schön, daß du wieder zurück bist.«
    Langsam vereinten sich die Hochrufe zu einem lästigen Chor:
    »Metep der achte! Metep der achte! Metep der achte!«
    Würden sie es denn nie müde werden, nach einem neuen Metep zu rufen? Als er hinunterblickte in die unzähligen erwartungsvollen Augen, die Tausende von glücklichen, vertrauensvollen Gesichter, – wußte er, daß die vergangenen fünf Jahre nur das Vorspiel gewesen waren. Die wirkliche Arbeit begann erst jetzt. Er mußte versuchen, die Menschen von dem Schrecklichen zu befreien, das sie durchlebt hatten; er mußte sie davon überzeugen, daß es zwar wieder geschehen konnte, aber daß es sich auch vermeiden ließ; daß es eine andere Lösung gab … eine bessere. Diese Aufgabe würde wahrscheinlich schwieriger werden als die Revolution selbst.
    Er mußte diese braven Leute davon überzeugen, daß er nicht der neue Metep war. Mehr noch, er mußte sie soweit bringen, daß sie keinen neuen Metep mehr wollten. Nie wieder.

 
Epilog
     
    Noch etwas, meine Mitbürger: Eine weise und sparsame Regierung, die die Menschen daran hindert, sich gegenseitig zu verletzen, die es ihnen im übrigen frei überläßt, ihr Streben nach Leistung und Verbesserung selbst zu regeln, und die dem Arbeiter nicht das Brot aus dem Mund nimmt, das er sich verdient hat, das ist der Inbegriff einer guten Regierung.
    Thomas Jefferson
     
    Mit harten, zornigen Bewegungen warf er die Sachen in die Bordkiste. Wären sie nicht aus Stoff, sondern aus einem weniger widerstandsfähigen Material gewesen, dann hätten sie diese rohe Behandlung gewiß nicht überstanden. Vor genau einem Standardjahr war er als Gefangener in den Imperialen Komplex gebracht worden; nach der Revolution war er aus eigenem Antrieb dort geblieben. Jetzt würde er den Komplex verlassen. Genauer gesagt, er würde Throne verlassen, und zwar für immer.
    Am Fenster stand Pierrot, dessen Stamm seine Haltung ständig änderte. Der Baum machte einen gesunden Eindruck, und neues helleres Grün war am Rande des dunkleren gewachsen. Der Stamm hielt sich jetzt in einer neutralen Position, in der sich LaNagues Freude über seine bevorstehende Rückkehr nach Tolive mit seiner Verärgerung über die gerade eingetroffene Nachricht ausglich.
    Ein langes Jahr lag hinter ihm, das schließlich in einer einzigen Enttäuschung geendet hatte. Angefangen hatte alles so gut in der Freiheitshalle, als er der versammelten Menge und denen, die zu Hause vor ihren Videogeräten saßen, erklärt hatte, daß ein neuer Metep nicht die Antwort auf ihre Probleme war, daß das Imperium tot war, und daß man es dabei belassen sollte. Die begeisterten Jubelrufe, die seinen Vorschlag begleiteten, wurden wiederholt, als LaNague ihnen seinen Plan mitteilte, der die Außenwelten in einer völlig neuen Struktur vereinen sollte, eine Struktur nach einem einzigartigen Entwurf, ein Gebilde mit vielen Türen und ohne Dach –
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