Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Nase hielt und mein Geld verlangte.« Er hielt inne und lächelte. »Ich tötete ihn. Es war alles so einfach: Ich wünschte mir nur, er wäre tot, und er brach auf dem Gehsteig zusammen.
    Und plötzlich war ich jemand anders!« erklärte er, die Augen nun wieder auf Jo gerichtet. Er liebte es, seine Geschichte zu erzählen – er hatte die Macht über Leben und Tod eines jeden, und niemand wußte es. In der Öffentlichkeit durfte er mit seinen Fähigkeiten nicht prahlen, und so genoß er es jetzt, daß ihm jemand zuhören mußte.
    »Ich begann zu experimentieren. Ich suchte mir die Heimatlosen und Herumtreiber der Stadt aus – die Zemmelar-Süchtigen, die Säufer, Diebe, Leute, die niemand vermissen würde. Ich verstand meine Fähigkeit damals nicht, und ich verstehe sie auch heute noch nicht, aber ich weiß, was ich anderen zufügen kann. Ich kann jemanden in kurze Bewußtlosigkeit versetzen oder ihn auf der Stelle töten. Oder« – wieder hielt er inne, und wieder lächelte er – »ich kann ihn in ein geistiges Nichts versetzen: nicht nur totale Deafferentierung, wie Sie es nennen, sondern auch eine völlige De- e fferentierung. Keine neurologischen Impulse können das Bewußtsein verlassen oder in es dringen. Es ist das schrecklichste Gefühl, das man sich vorstellen kann. Sie haben vorhin eine kleine Kostprobe bekommen und können sicher schätzen, wie lange es dauert, bis man unter diesen Bedingungen seinen Verstand verliert.«
    Er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Ich verrichtete langweilige Büroarbeiten, bis ich einen Weg fand, wie ich mein Talent nutzbringend einsetzen konnte. Meine Geduld wurde belohnt, als ich feststellte, daß ich Elson deBloise aus einer Klemme helfen konnte, indem ich meine hübsche Begabung an einem Störenfried in einer Stadt namens Danzer praktizierte. Wenn Sie von hier wären, dann hätten Sie seinen Namen sicher schon einmal gehört – Junior Finch.«
    Hätte Proska Jo in diesem Augenblick beobachtet, dann hätte er feststellen können, daß er an einen wunden Punkt gerührt hatte. Jo schloß die Augen und grub die Zähne tief in ihre Unterlippe. Plötzlich war alle Furcht verschwunden; statt dessen wurde Jo von einer Kälte erfüllt, die ihren Geist erstarren ließ. Aber inmitten dieser Eiseskälte wuchs eine kleine Flamme, die immer heller und heißer wurde. Das Gefühl einer bevorstehenden Explosion war wieder da und breitete sich unerbittlich in ihr aus.
    »Ich habe von ihm gehört«, brachte sie nach einem Moment des Schweigens mühsam heraus. »Aber ich dachte, die Vanek hätten ihn getötet.«
    »Oh, das haben sie auch!« lachte Proska. »Sie haben gesagt, daß sie es getan haben, und die Vanek lügen niemals. Vielleicht möchten Sie die Geschichte hören? Der Mann, Finch, stellte eine echte Bedrohung für deBloises politische Karriere dar. Wir kamen zu einer Einigung: Als Gegenleistung für gewisse finanzielle Entschädigungen würde ich Finch aus dem Wege räumen. In jener Nacht fuhr ich nach Danzer, wartete, bis er die kleine Party, die er mit ein paar anderen feierte, verließ und fing ihn dann ab. Er hatte getrunken, doch selbst in seinem benebelten Zustand leistete er größeren geistigen Widerstand als alle meine früheren Versuchspersonen zusammengenommen. Aber ich schaffte es trotzdem, wie immer. Er war kaum mehr als ein lallender Idiot, als ich ihn verließ, ganz offensichtlich ein Opfer eines schweren Falls des Schreckens. Und damit nahm mein Leben eine entscheidende Wende.«
    Jo fühlte sich elend und krank vor Wut, aber sie war unfähig, etwas zu unternehmen. Ihre Stimme war fast nur noch ein Schluchzen. »Aber das Messer … das Messer der Vanek.«
    »Ach ja«, sagte er, viel zu sehr gefesselt von seiner eigenen Erzählung, um Jos gequälten Ausdruck zu bemerken. »Das gab dem Ganzen erst den letzten Schliff! Einer von Finchs vanekschen Freunden fand ihn offenbar und erkannte, was mit ihm geschehen war – sie haben eine wesentlich größere geistige Auffassungsgabe als ein Terraner. Ein Messer im Herzen ist ein wahrer Freundschaftsdienst an jemandem, den ich ins geistige Niemandsland geschickt habe. Der Tod Finchs stellte sich als sehr nützlich für deBloise heraus – seine Gesetzgebung wurde mit größter Begeisterung verabschiedet, und seine politische Zukunft war gesichert. Er wollte mir Schwierigkeiten machen, indem er den Dank für Finchs Verscheiden den Vanek geben wollte, aber als ich ihm eine Kostprobe meiner Fähigkeit gewährte, zeigte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher