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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Nahrung. Und eines steht fest: Ich trinke nie wieder Doppelkorn.« Sie schüttelte sich.
    Feuerbirk beschloss, sie aufzumuntern. »Wollen Sie mir helfen?«
    »Ich?«
    »Sie sind derzeit die wichtigste Zeugin für mich. Herr Bartwick natürlich auch.«
    »Das wird Ralph sicher freuen.«
    Feuerbirk schaute auf seine Uhr. »Ich muss los, mein Chef wartet. Aber keine Sorge, ich komme wieder.«
    Er ließ Carla keine Zeit für eine Antwort, stand auf und verließ den Raum.
    Kaum war Feuerbirk fort, ging Carla nach draußen. Ein Weilchen stand sie unschlüssig vor dem Waldidyll herum und wippte auf den Zehenspitzen. Sie war allein, weit und breit war kein Mensch zu sehen, nur die Kühe von der gegenüberliegenden Weide glotzten gleichmütig zu ihr herüber. Das Klappen eines Fensters über ihr zerstörte die Idylle. Ein Lauf war jetzt genau das Richtige, um den Kopf frei zu bekommen. Joggen hatte ihr noch immer geholfen, munter zu werden. Sie schnürte ihre Turnschuhe fester und setzte sich in Bewegung. Nach einigen langsamen Schritten wurde sie schneller und trabte die Dorfstraße hinab zu dem kleinen Weiher, der den Ort teilte.
    Der Teich, grün von Entengrütze, lag wie ein flacher Teller im Sonnenlicht. Froschmusik und Grillenzirpen hingen über ihm. Wie unrealistisch derart viel Harmonie war. Das Leben war anders, grausamer. Carla lief am Ufer entlang und entdeckte einen Frosch, der auf einem Seerosenblatt hockte und quakte. Eine Weile blieb sie stehen und hörte ihm zu. Während sie lauschte, wanderten ihre Gedanken zu Feuerbirk zurück. Der Kommissar hatte etwas an sich, das sie wütend machte und zugleich anzog. Unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie würde sich von ihm nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen.
    Der Frosch schien sie auszulachen. Sein Quaken klang auf einmal wie »Kommissar-wunderbar«. Sie warf einen Stein nach ihm und sah mit Genugtuung, wie das Tier mit einem Blubbern im Wasser verschwand.
    Sie joggte weiter quer durchs Dorf, das sich mehrere Kilometer entlang der Straße zog. Auf dem Rückweg kam sie erneut an dem Teich vorbei und bemerkte einen umgestürzten Stamm zwischen den Baumkrüppeln am Uferrand, den sie auf dem Hinweg übersehen hatte. Sie verlangsamte ihre Schritte. Entgegen ihrer Erwartungen hatten sich die Kopfschmerzen durch das Joggen verschlimmert. Ihr Kopf schien zu zerspringen. Seit dem Unfall tat er das ständig, doch noch nie so wie an diesem Tag. Sie hoffte, Ralph hatte genügend Tabletten dabei und nicht nur an seine ekligen Lakritzdinger gedacht. Sie würde ihn fragen, sobald sie zurück war. Aber erst galt es, ihren Körper in Form zu bringen.
    Sie begann mit Dehnübungen. Es war ein halbherziger Versuch. Arme hoch, Beugung nach links, nach rechts, die reinste Qual. Für die Dorfbewohner sah sie sicher komisch aus. Außerdem zog die Bewegung heute besonders schmerzhaft in den Seiten. Vielleicht sollte sie eine andere Sportübung ausprobieren?
    Mitten in der Beuge nahm sie eine Bewegung auf dem Weg am Teich vorbei wahr. Ralph, er hatte endlich aus den Federn gefunden. Seine Haare waren noch nass vom Duschen.
    »Ich habe dich überall gesucht«, sagte er statt einer Begrüßung.
    Sie ignorierte den Vorwurf, grinste ihn an und trippelte wie eine Verrückte auf der Stelle. »Das tut gut.«
    Ralph zeigte ihr einen Vogel und setzte sich auf den Stamm. »Wo warst du die ganze Zeit?«, fragte er.
    »Drei Kilometer die Straße entlang, dann wieder zurück.« Carla stemmte die Hände in die Taille, das Trippeln hatte ihr den Rest gegeben, sie hatte Seitenstechen. Einige Male atmete sie tief ein und aus und setzte sich dann neben Ralph.
    »Hast du zufällig ein paar Kopfschmerztabletten dabei? Mir platzt gleich der Schädel.«
    »Du schluckst zu viele Tabletten.«
    »Es tut nun mal verdammt weh.«
    »Was hast du erwartet? Dass die Rehabilitation nach deinem Verkehrsunfall ein Spaziergang wird?«
    »Natürlich nicht!« Ralph hatte gut reden. Er war auch schwer verletzt gewesen, er hatte bei einem Überfall einen Schuss abbekommen. Doch im Gegensatz zu ihr hatte er längst schon keine Schmerzen mehr.
    Der Frosch von vorhin war zurückgekehrt. Sein Quaken schallte über den Teich.
    »Blödes Vieh«, murmelte Carla. Brüsk stand sie auf und lief ohne sich umzudrehen zur Pension zurück.
    Kaum hatten sie die Pension erreicht, verzog sich Carla unter die Dusche. Ralph schaute ihr nach. In den letzten Stunden, genau genommen seit sie die Leiche entdeckt hatten, war in ihm eine Veränderung
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