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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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die Treppe und schaute in den Park. In Gedanken war sie bei dem Artikel, den sie für die Thüringer Allgemeine schreiben wollte. Er sollte aufregend, aber nicht reißerisch sein. Die richtige Schlagzeile fehlte ihr noch. Unwillig schüttelte sie den Kopf. Seit dem Unfall machte ihr die Arbeit nicht mehr so viel Spaß wie früher. Es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden.
    Sie kickte ein Steinchen an und verfolgte, wie es von Stufe zu Stufe die Treppe hinabkullerte.
    Ralph trat aus der Tür. »Kommst du?«
    Sie stand auf und nahm seine Hand. Zwischen ihren Fingern fühlte sich Ralphs Hand kühl an. Sie zog ihn in die Sonne.
    »Du bist durch das Museum gerast wie ein Eilzug«, sagte er.
    »Ich habe genug gesehen.« Was sollte sie auch sonst dazu sagen? Er wusste ja, dass sie sich lieber im Freien aufhielt, als in kalten Museumsräumen irgendwelche Dinge aus längst vergangenen Zeiten zu betrachten.
    »Lass uns zum Achteckhaus gehen, das wird dir gefallen«, sagte Ralph. Er klang, als hätte er es schon einmal gesehen.
    Das Achteckhaus war tatsächlich eine Attraktion. Carla zählte die Ecken. »Es sind tatsächlich acht.«
    »Deswegen heißt es ja auch so.« Ralph wedelte mit dem Reiseführer. »Es stammt aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert. Damals war der Fußboden im Innern eine Scheibe, die von Pferden in Bewegung gesetzt wurde. Wie ein Karussell.«
    »Wow.« Carla warf einen Blick durch ein Fenster ins Innere. »Da ist aber kein Karussell.«
    »Im Laufe der Zeit ist es verfallen. Jetzt wird das Gebäude als Konzertsaal genutzt.«
    »Steht in deinem klugen Buch auch etwas über den Park?«
    Ralph blätterte einige Seiten weiter. »Über dreißig Hektar groß, ehemals als Barockgarten angelegt, wurde er irgendwann zum englischen Landschaftspark umgestaltet.«
    »Er ist wunderschön.«
    Carla hätte stundenlang am Ufer der Wipper in dem weitläufigen Park sitzen können. Aber ihr Magen knurrte. Wie immer hatte sie sich beim Frühstück zurückgehalten, weil sie abnehmen wollte.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie.
    Ralph seufzte. »Versuchen wir unser Glück im Restaurant. Das ist etwas für Gourmets.«
    »Mein Magen nimmt alles, was einigermaßen frisch und knackig ist.«
    »Keine Bange, das Restaurant hat einen Stern im Michelin bekommen.«
    »Dann muss der Koch eine Perle sein. Ich habe mal eine Reportage über Gastronomiekritiker gemacht. Du ahnst nicht, wie streng die Tester sind.«
    Das Restaurant war voll. Eine Hochzeitsgesellschaft hatte alle Räume belegt, aber als Carla und Ralph den Saal betraten, schien niemandem aufzufallen, dass sie nicht dazugehörten. Vermutlich dachte die Verwandtschaft der einen Seite, sie gehörten zu den Gästen der anderen.
    Sie wollten umkehren, da sprach sie eine Frau an, die ein Kleid trug, das knallrot und so eng war, dass es Carla den Atem verschlug.
    »Champagner, die Herrschaften?« Schon drückte sie ihnen Gläser in die Hand. »Prösterchen.«
    Die Frau leerte ihr Glas in einem Zug. »Ich bin Luise, die Tante der Braut. Sagen Sie Lulu zu mir.«
    Lulu angelte sich ein zweites Glas vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. »Schreckliche Gesellschaft, das kann ich Ihnen sagen. Eigentlich wollte ich nicht kommen, aber dann dachte ich: Augen zu und durch.« Sie nippte an dem Champagnerkelch. »Es ist furchtbar provinziell.«
    Ihr Blick blieb an Carlas Turnschuhen hängen. »Sie haben Mut. Das gefällt mir, das hat Stil.«
    »Im Grunde wollten wir nur zu Mittag essen«, sagte Carla.
    »Braves Mädchen.« Wieder eroberte sich Lulu ein Glas. Sie schwenkte es in weitem Bogen, sodass Carla befürchtete, der Inhalt würde auf dem Boden landen.
    »Das ist der Grund, warum man auf Hochzeiten gehen sollte. Ordentliche Speisen und Champagner bis zum Abwinken. Probieren Sie getrost.«
    Lulu zog Carla und Ralph zum Büfett. Neben einem schmalen Teenager, dessen Haare zu einem Zopf gebunden waren, fanden sie genug Platz, dass sie zu dritt nebeneinanderstehen konnten.
    »Schmeckt irre gut«, sagte der Junge und spießte einen Fleischklops auf eine Gabel.
    Ralph sah aus, als wollte er jeden Moment gehen.
    »Rutsch mal, Rapunzel.« Lulu schob den Jungen kurzerhand zur Seite und legte Carla ein Stück Fisch auf den Teller. »Greifen Sie zu. Das Lachssteak ist vorzüglich.«
    Carla kostete und nickte. »Allererste Sahne.«
    »Und das erst.« Lulu tischte ihr einige Krabben auf. »In Knoblauchbutter geschwenkt. Sehr gesund.« Sie wandte sich an Ralph. »Wollen Sie auch mal
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