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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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versprochen, dass wir im ‚Circus Circus‘ wohnen“, sagte sie und zuckte hilflos mit den Achseln. Das passte so gar nicht zu ihr. „Ich dachte, es könnte … nach dem letzten Umbruch ein wenig helfen, wenn wir ihm erklären …“ Ihre Stimme versagte. Doch dann straffte sie ihren Rücken und überreichte Wolfgang eine Schachtel, die sie mitgebracht hatte. „Ich habe dir einen Kuchen gebacken.“
    „Ach Mom.“ Das war so absolut typisch für Maria. Sie backte einen Kuchen nach dem anderen und brachte zu jeder Gelegenheit einen mit – auch wenn sie ihn über einen Kontinent hinweg transportieren musste. Wolfgang nahm ihn ihr mit derselben Vorsicht ab, mit der er zweifellos die letzten dreitausend Meilen behandelt worden war. Und dann begleitete er seine Eltern nach oben in seine Wohnung.
    Als sie im Flur vor seiner Wohnung standen, hielt Wolfgang kurz inne, um auf seinen Vater zu warten. „Du wirst jetzt also Biergartenbesitzer?“ Er achtete darauf, seinen Tonfall möglichst neutral klingen zu lassen. „Das passt zu dir.“
    Maria, die bereits in seiner Wohnung verschwunden war, tauchte noch einmal in der Tür auf, um ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen. „Ich werde es nicht erlauben, dass du frech wirst, Wolfgang“, ermahnte sie ihn streng, bevor sie erneut verschwand. Vermutlich unterzog sie seine Küche einer sehr gründlichen Inspektion.
    „Ich bin nicht frech. Ich stelle nur Tatsachen fest. Damit hab ich wohl den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Und so war es auch. Sein Vater war schon immer ein Partylöwe gewesen.
    Ein paar Dinge hatte Wolfgang sehr bald gelernt: dass seine Mutter auch Nein meinte, wenn sie Nein sagte, zum Beispiel. Oder dass die Armee allen anderen militärischen Einrichtungen haushoch überlegen war. Und dass Rick, wenn er nicht im Dienst war, aller Wahrscheinlichkeit nach mit seinen Freunden im Offiziersclub saß. Nach der Pensionierung seines Vaters hatte sich nicht viel verändert – der Name des Clubs vielleicht und dass seine Kumpane nicht mehr zwangsläufig beim Militär waren. Wann immer Rick mit seiner Familie in eine neue Botschaft gezogen war, hatte er als Erstes ein neues Lokal ausfindig gemacht, wo er sich ein paar hinter die Binde gießen und unter Leute kommen konnte.
    „Lass den Jungen in Ruhe, Maria“, sagte Rick. „Er hat ja recht. Es passt wirklich perfekt zu mir.“ Er wandte sich voller Enthusiasmus und mit seinem ganzen Charme an Wolfgang. „Lass mich mal die Fotos raussuchen, während deine Mutter uns einen Kaffee macht, Junge, und dann zeige ich dir, was uns erwartet. Rothenburg ist eine tolle Stadt, und der Donisl ist das schönste kleine Lokal, das du je gesehen hast.“
    „Ich sehe mir die Fotos gerne an, Paps“, sagte Wolf. „Aber zuerst müssen wir über Niklaus reden.“
    „Einverstanden“, stimmte Rick zu, doch dann eilte er hinaus. „Besprich das mit deiner Mutter!“, rief er noch, bevor die Tür ins Schloss fiel.
    Wolf schluckte. Ein bitterer Geschmack stieg ihm die Kehle hoch, als er das Wohnzimmer betrat. „Das ist ja wieder mal typisch“, sagte er, womit er eine bemerkenswerte Sanftmut an den Tag legte.
    Seine Mutter, die die Kaffeemaschine entdeckt hatte, war damit beschäftigt, Krümel in den Mülleimer zu fegen. „Es ist doch alles schon viel zu lange her, Wolfgang Richard. Du solltest – wie sagt man – etwas nachsichtiger mit deinem Vater sein.“
    „Warum?“, fragte er. „War er jemals da, wenn es etwas Schwieriges zu besprechen gab? Nein“, sagte er, ohne auf ihre Antwort zu warten. „Er geht aus und amüsiert sich. Himmel, selbst seinen Job hat er immer als große Party betrachtet, anstatt …“ Er verstummte.
    Zu spät. Maria warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und deutete auf einen seiner Stühle.
    Wolf setzte sich.
    Seine Mutter stand ihm direkt gegenüber. „Ich bin es leid, dass du immer so auf deinen Vater herabblickst, nur weil er kein großes Tier gewesen ist. Es tut uns beiden sehr leid, dass es für dich so schmerzhaft war, auf der falschen sozialen Stufe geboren zu sein. Aber es ist keine Schande, hart zu arbeiten, und genau das hat dein Vater getan. Er war immer sehr gut in seinem Job, und Gott sei Dank hat ihm die Arbeit gleichzeitig auch noch Spaß gemacht.“
    „Ja, Gott sei Dank.“ Wolf verkniff sich einen abfälligen Ton. „ Ihm hat es gefallen. Aber was ist mit dir, Mom? Welche Rolle hast du dabei gespielt, abgesehen davon, dass du immer alles geregelt und die Verantwortung getragen
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