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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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hast?“
    „Ist dir nie in den Sinn gekommen, Wolfgang, dass eine Frau nicht achtunddreißig Jahre lang mit einem Mann zusammenlebt, ohne zu wissen, worauf sie sich eingelassen hat? Ich trage gern Verantwortung. Es entspricht eben meiner Natur.“
    „Aber wann amüsierst du dich denn einmal?“
    „Was veranlasst dich zu der Vermutung, ich würde mich nicht amüsieren? Aber, was noch viel wichtiger ist, wann hast du denn mal Spaß?“ In ihren Augen spiegelte sich eine tiefe Traurigkeit, als sie ihn ansah. „Du trägst traumhafte Anzüge und machst Karriere. Aber du bist jetzt vierunddreißig und hast weder Frau noch Kinder. Du hast nicht mal einen Hund. Der Weg, den du gewählt hast, scheint dich nicht besonders glücklich zu machen.“
    Er lehnte sich über den Tresen. „Das wird er aber noch, Mom. Ich habe Pläne, und ich bin kurz davor, mein Ziel zu erreichen. Es müssen nur noch ein paar Dinge zusammenkommen. Und dann werde ich glücklich sein.“
    „Ach Liebling. Glücklichsein ist doch kein Ziel, das man sich steckt. Es ist vielmehr etwas, das dich aufrecht halten soll, während du daran arbeitest, deine Ziele zu erreichen. Du bist halber Amerikaner. Glücklichsein gehört zu deinen unveräußerlichen Rechten.“
    Sie irrte sich. Glück war etwas, für das man hart arbeiten musste. Es war sozusagen die Belohnung. Es würde ihn erwarten, sobald er alles richtig gemacht hatte.
    Doch Maria war seine Mutter, und er würde ihr niemals sagen, dass sie sich irrte. Stattdessen dachte er noch einmal über seinen Neffen nach. Er wechselte das Thema. Was seine Mutter sich da ausgedacht hatte, war doch einfach verrückt!
    „Du weißt doch, dass es absolut unmöglich ist, dass Niklaus hier bei mir bleibt?“, fragte er vorsichtig. Gut – vielleicht war das doch so ähnlich, wie ihr zu sagen, dass sie sich irrte. Aber diese Idee war eben auch völlig abwegig. „Ich arbeite nachts, Mom! Niklaus wäre ziemlich auf sich allein gestellt.“
    „Der Einfluss eines stabilen erwachsenen Mannes wird ihm jedenfalls besser bekommen als das Zusammenleben mit seiner Mutter – selbst wenn es hier nicht ganz ideal ist. Aber es kann einfach nicht so weitergehen! Katharina schiebt ihn beiseite, sobald ein neuer Mann in ihrem Leben auftaucht oder etwas anderes, was sie begeistert. Und irgendwann erinnert sie sich dann plötzlich wieder daran, dass sie ja einen Sohn hat.“ Sie musterte Wolfgang aufmerksam. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir den Biergarten in Rothenburg bekommen werden. Und das würde bedeuten, dass wir Niklaus mit nach Deutschland nehmen müssten, Wolf. Er hat schon genug Schwierigkeiten. Wenn wir ihn auch noch in ein anderes Land verpflanzen … ich fürchte, das würde ihm den Rest geben.“
    „Was soll das denn heißen? Steckt er in Schwierigkeiten?“
    „Na ja … er … wie würdest du es ausdrücken? … schiebt in sehr schlechter Gesellschaft ab.“
    Wolfgang stutzte. „Hängt ab, meinst du wohl?“
    „Ja, das ist das Wort, das ich gesucht hatte. Niklaus ist ein guter Junge. Aber wie lange wird er das noch bleiben, wenn er niemanden hat, der ihm ein Vorbild sein kann und ihm mit strenger Hand ein paar Regeln vorgibt? Er braucht dich, Wolfgang. Er braucht unbedingt ein Zuhause, das nicht alle neun oder zehn Monate auf den Kopf gestellt wird.“ Sie streckte ihre Hände über dem Tresen nach ihm aus und blickte ihn flehend an. „Bitte!“
    Verdammter Mist! Seine Mutter war die Einzige, die ihn jemals unterstützt hatte, und sie hatte ihn noch nie zuvor um einen Gefallen gebeten. „Na gut“, gab er sich geschlagen. „Aber ich werde vielleicht selbst nicht mehr lange in Vegas bleiben.“
    „Aber du hast den Job doch erst seit zwei Jahren“, sagte Maria mit gerunzelter Stirn. „Und du bist doch gerade erst in diese wundervolle Wohnung eingezogen.“
    „Mom! Ich bin jetzt seit fast drei Jahren im Avventurato. Dort komme ich auf der Karriereleiter so lange nicht weiter, bis mein Chef in den Ruhestand geht. Das hat er allerdings nicht vor. Und ich für meinen Teil werde nicht den Rest meines Lebens in dieser Stadt verbringen. Und was die Wohnung betrifft: Ich habe sie nur gemietet, und ich kann sie innerhalb eines Monats kündigen. Was ich auch tun werde, sobald mein Traumjob in Sicht ist. Sieht nicht so aus, als ob Niklaus gut bei mir aufgehoben wäre.“
    Das hieß natürlich nicht, dass er den Jungen dann nicht mitnehmen würde, aber er hielt es für überflüssig, das noch einmal
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