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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum
Autoren: Mary Nichols
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gediehen?”
    Über die Nachfrage hochbeglückt, erhob Lavinia sich und führte die Stiefmutter in den Ballsaal gegenüber, um ihr das Bild zu zeigen und ihr bei dieser Gelegenheit ihr Vorhaben, ein Theaterstück aufführen zu wollen, nahezubringen. Nach längerem Zögern erklärte Ihre Ladyschaft sich bereit, den Gemahl um Erlaubnis zu bitten, worüber Lavinia sich sehr erleichtert zeigte. Allerdings hatte sie es vorgezogen, der Stiefmutter noch nichts von Mr. Greatorex und seiner Truppe zu erzählen. Waren die Proben erst einmal angelaufen, würde der Vater bestimmt keine Einwände mehr gegen die Teilnahme der Schauspieler vorzubringen haben.
    “Du schuldest mir fünf Guineas”, erklärte Lavinia zur Begrüßung am nächsten Morgen, nachdem James neben ihr auf dem Kutschbock des Phaeton Platz genommen hatte und die Pferde antraben ließ. Wie vorausgesehen, waren zu dieser frühen Stunde die Straßen fast leer, nur zwei Mägde führten Kühe vom Greenpark zu den Häusern, wo frisch gemolkene Milch bestellt worden war. Und ein Schornsteinfeger, mit Rußsack und Stoßbesen über der Schulter, kam ihnen entgegen, gefolgt von seinem Gesellen, der Mühe hatte, mit dem Meister Schritt zu halten.
    James betrachtete seine Begleiterin aufmerksam, während er die Mädchen passieren ließ. Obgleich die Sonne gerade erst aufgegangen war, strahlte Lavinia eine lebenssprühende Frische aus. Die Kapuze ihres Umhangs hatte sie sich vom Kopf gestreift, sodass ihre leuchtend kastanienbraunen Locken in dem hellen Morgenlicht voll zur Geltung kamen. Ob der ungewöhnlichen Stunde ihrer Verabredung hatte sie davon abgesehen, ihre Zofe zu bemühen, die Frisur zu arrangieren, und hatte stattdessen das lange Haar zu einem losen Zopf zusammengebunden, wobei einige Locken ihren Hals und Nacken umspielten. Abenteuerlust spiegelte sich in ihren Augen wider; sie funkelten wie Smaragde, und ihre Wangen waren dank der frischen Luft von einer rosigen Farbe.
    Das Verlangen, Lavinia mit tausend Zärtlichkeiten zu verwöhnen, machte ihn atemlos, aber er versuchte sich auf ihre siegesfreudige Äußerung zu konzentrieren. “Darf ich daraus schließen, dass du deinem Vater so lange mit schmeichelnden Worten in den Ohren gelegen hast, bis er dir dein Vorhaben endlich erlaubt hat?”
    “Ich habe dir doch gesagt, er würde nichts einzuwenden haben”, erwiderte sie gut gelaunt.
    “Er hat dir seine Zustimmung bestimmt nur unter Vorbehalt gegeben.”
    Lavinia strahlte ihn an. “Aber nein. Wie ich gehofft hatte, konnte er seiner Gemahlin den Wunsch, mich in seinem Ballsaal ein Theaterstück aufführen zu lassen, nicht ausschlagen. Sie fragte ihn, als er gestern Abend nach Hause kam.”
    “Dann hast du gar nicht persönlich mit ihm gesprochen. Ich weiß nicht, ob unsere Wette dann überhaupt gilt”, entgegnete James mit einem Schmunzeln.
    “Ich meine mich daran zu erinnern, dass ich dir mitteilte, ich würde zunächst Mama auf meine Seite ziehen”, entrüstete sie sich.
    “Wenn das so ist, werde ich wohl besser meine Schulden begleichen”, seufzte er und bog durch das Tor in den Park ein. “Ich kann mich jedoch des Eindruckes nicht erwehren, dass du mir etwas verschwiegen hast. Wie steht es eigentlich mit diesem Schauspieler Lancelot Greatorex? Ist er in Stanmore House willkommen?”
    “Das wird er sein”, antwortete sie knapp.
    James lachte. “Du hast ihn überhaupt nicht erwähnt, habe ich recht?”
    “Nein, eins nach dem anderen, James. Überdies haben wir in unserer Wette keine spezielle Abmachung bezüglich seiner Truppe getroffen. Sieh doch endlich ein, dass du verloren hast.”
    Er brachte die Pferde zum Stehen und zog seine Börse aus der Manteltasche. “Hier hast du deine Guineas. Bist du nun zufrieden?”
    Lavinia ließ die Münzen in ihr Ridikül gleiten. “Nein, denn nicht der Wette wegen sind wir hier. Hast du etwa geglaubt, ich würde dein Versprechen vergessen, mich heute fahren zu lassen?”
    “Ich wüsste nicht, dass ich dir eine Zusage gegeben hätte”, erwiderte er scheinbar unnachgiebig, um Lavinia zu necken.
    “Aber James, du weißt doch, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche.”
    Seine Lordschaft machte ein erstauntes Gesicht. “Ach tatsächlich? Noch sehnlicher, als dieses Theaterstück aufzuführen?”
    “Im Augenblick ja.”
    “Also gut”, sagte er und überreichte ihr die begehrten Zügel, wobei er sie nicht etwa ihrem Schicksal überließ, sondern zur Vorsicht seine Hände um ihre schloss, damit er sie beim
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