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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum
Autoren: Mary Nichols
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umso öfter besuchen zu können”, erklärte James mit einem charmanten Lächeln.
    Lavinia musst herzhaft lachen ob seiner Bekundung – und schaute in zwei ratlose Gesichter.
    “Was habe ich gesagt, das dich so amüsiert, meine Liebe?”, fragte er.
    “Du hast eben nicht anders gesprochen als Lord Wincote, und ihn hast du als frech und aufdringlich beschimpft. Sind Sie verzweifelt, Mylord?”, neckte sie den Stiefbruder mit funkelnden Augen.
    “Ganz bestimmt nicht”, erwiderte er knapp und stand auf, denn um keinen Preis wollte er sich wieder auf dieses Thema einlassen. “Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss leider fort.”
    Lavinia erhob sich brüsk, wobei die Katze miauend zu Boden sprang. “Darf ich dich hinausbegleiten?”
    Er nickte förmlich, empfahl sich der Stiefmutter und verließ das Zimmer in Lavinias Begleitung. Im Entree nahm sie dem Butler Hut und Handschuhe ab und überreichte sie James.
    Ihre Augen hatten einen schelmischen Ausdruck angenommen. “Ich treffe dich morgen früh bei den Ställen, damit wir nicht unnötigerweise das ganze Haus aufwecken, ja?”
    “Lavinia, ich glaube kaum …”
    Bevor er weiter protestieren konnte, schob sie ihn in Richtung Tür. “Auf Wiedersehen, Mylord.”
    Ehe er es sich versah, fand er sich auf den Stufen vor dem Eingang wieder, und als er sich zu ihr umwandte, hatte sie die Tür vor seiner Nase geschlossen. Wäre irgendeine andere junge Dame ihm derart anmaßend entgegengetreten, hätte er sich auf der Stelle von ihr distanziert, doch bei Lavinia war es etwas anderes. Sie war eigenwillig, unbenommen, doch sie war durch und durch ein guter Mensch. Er wusste, dass sie ihn nicht demütigen, sondern auf diese Weise lediglich einer weiteren Diskussion aus dem Weg gehen wollte.
    Er setzte seinen Hut auf und schritt auf den Phaeton zu, um mit Schwung den Kutschbock zu erklimmen. Die Vorfreude auf seine Verabredung mit Lavinia beflügelte ihn, und so kehrte er zufrieden und gut gelaunt Stanmore House den Rücken.
    “Lavinia, wovon habt ihr überhaupt gesprochen?”, fragte die Duchess of Loscoe, als die junge Dame wieder in den Salon zurückkam und es sich in ihrem Sessel bequem machte. “Hast du dich mit James gestritten?”
    “Nein, Mama”, antwortete Lavinia und erzählte ihr freimütig, was geschehen war.
    “Er versucht dich nur zu beschützen”, erklärte Ihre Gnaden. “Du weißt, wie gern er dich hat.”
    “Das heißt noch lange nicht, dass er sich derart väterlich gebärden muss. Ich bin nicht so töricht, mich gleich von dem erstbesten Mann verzaubern zu lassen, der mir etwas Aufmerksamkeit schenkt.”
    Frances lachte amüsiert auf. “Nein, das hast du uns in der Tat bereits auf deinem ersten Ball bewiesen. Dein Vater musste annehmen, du trügest deine Nase etwas zu hoch.”
    “So denkst du aber nicht über mich, nicht wahr? Du weißt, wie wichtig es ist, dass man von seiner Wahl überzeugt ist, andernfalls kann man nicht glücklich werden. Ich möchte mich verlieben. Du und Papa liebt euch doch auch, oder nicht?”
    “Unbedingt”, betonte die Stiefmutter. “Diesem Lord Wincote bist du allerdings erst ein einziges Mal begegnet. Du wirst doch nicht gleich in ihn vernarrt sein?”
    “Nein, wie könnte ich? Ich habe nicht einmal ein Dutzend Worte mit ihm gewechselt. Ich wollte James nur ein wenig necken mit meinem Widerspruch.”
    Sie verriet der Stiefmutter allerdings nicht, dass die dunklen Augen des Gentlemans sie faszinierten. Die Art, wie er sie mit durchdringendem Blick angesehen hatte, berührte sie noch jetzt so stark, als sei sie in einen Zauberbann geraten. Sie wollte ihn unbedingt wiedersehen, um sicherzugehen, dass sie nicht geträumt hatte. Sie wollte herausfinden, wo ihre Gefühle sie hintragen würden, auch wenn James dies noch so sehr missbilligte.
    “Menschen absichtlich zu verärgern ist nicht sehr freundlich”, erklärte Frances ruhig.
    “Ich weiß, aber James hat es nicht anders gewollt. Er ist manchmal so … steif und lehrmeisterhaft.”
    Die Duchess lachte wieder. “So würde ich James ganz und gar nicht beschreiben. Was hast du bloß getan, dass er sich in einer mir völlig fremden Art gebärdet?” Diese Frage war rein rhetorischer Natur; Lady Loscoe hatte längst eine Vermutung, die sie hier und jetzt aber nicht zum Besten geben wollte. Und so beschloss sie, dass Thema zu wechseln. “Als ich heute früh das Haus verließ, hattest du dir vorgenommen, ein wenig zu malen. Wie weit ist dein Werk denn
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