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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich
Autoren: Rainer Wekwerth
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Schmerzen vergessen, damit du weitermachst. Er hält das Blut in deiner Körpermitte zusammen, damit deine Organe dich am Leben halten. Er drängt dich an die Oberfläche, damit du atmen kannst. Selbst wenn du nicht mehr leben willst, dein Körper wird dich so lange am Leben halten, wie er nur kann.
    Ein leichter Wind war aufgekommen. Das Wasser begann, sich zu kräuseln, dann kamen leichte Wellen auf, die auf- und abstiegen. Ihre Körper schaukelten willenlos mit ihnen. Vom Himmel brannte die Sonne auf sie herab, das Wasser glitzerte, sodass Jeb die Augen zusammenkneifen musste, um etwas zu sehen. Immer wieder drehte er sich um die eigene Achse, hob den Oberkörper aus dem Wasser und starrte ins spiegelnde Nichts.
    Nirgends war der vage Umriss von Land zu sehen.
    Wenn es kein Land gibt, werden wir sterben. Mary hat nicht unrecht, in der letzten Welt hätten wir kämpfen können, aber hier? Irgendwann geht uns die Kraft aus und wir können uns nicht mehr an der Oberfläche halten, dann beginnt der letzte Kampf.
    Jeb hörte, wie Jenna leise mit Mary sprach. Die beiden waren einige Meter von ihm fortgetrieben und er verstand die Worte nicht. Wahrscheinlich sprach Jenna Mary Trost zu.
    Um sie herum war so viel Wasser und seine Kehle brannte vor Durst. Das Wasser schmeckte salzig und es wäre sicher nicht klug, es zu trinken. Jebs Schädel glühte in der Sonne, sein schwarzes Haar lud sich in der Hitze förmlich auf. Jeb tauchte ihn kurz unter, um sich abzukühlen.
    Da.
    Ein diffuser Schatten von vielleicht vier Metern Länge, der schwerelos unter ihm vorüberglitt.
    Haie!, kreischte es in ihm auf. Er wollte schon panisch losstrampeln und davonschwimmen, als ihm bewusst wurde, wie sinnlos das war. Wohin sollte er fliehen?
    Und würde er das Tier nicht so noch mehr auf ihn aufmerksam machen?
    Jeb hielt die Luft an und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren.
    Es musste kein Hai gewesen sein, versuchte er sich einzureden, es konnte auch irgendein anderer großer Fisch unter ihm in die Tiefe gezogen sein.
    Behalt die Nerven. Dreh nicht durch.
    Sollte er den Mädchen von seiner Beobachtung erzählen? Wenn das Tier ungefährlich war, würde er sie nur in Panik versetzen, und wenn nicht, änderte es auch nichts an ihrer Situation, wenn sie um die Gefahr wussten. Sie würden immerhin keine Angst haben. Sich ruhig verhalten und nicht panisch strampeln wie er. So oder so waren sie ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert.
    Jeb steckte den Kopf erneut unter Wasser und blickte sich um.
    Doch nichts war zu sehen. Nur Sonnenstrahlen, die das Wasser durchbrachen und alles in unwirklichem Blau zum Leuchten brachten, bis es von der undurchdringlichen Schwärze darunter verschluckt wurde.
    Jenna sah, dass Jeb mehrmals untergetaucht war und sich immer wieder suchend im Kreis drehte. Sie wollte ihn gerade fragen, was los war, als sie etwas am Bein berührte.
    Etwas Glattes, Festes.
    Unwillkürlich stieß sie einen leisen Schrei aus. Sofort schaute Mary, die es mittlerweile vorgezogen hatte zu schweigen, zu ihr herüber. »Was ist?«
    »Etwas … etwas hat mich am Bein berührt.«
    Auch Jeb war nach ihrem Schrei zögerlich zu ihnen geschwommen. Jenna blickte fragend zu Mary. Vielleicht hatte sie sie versehentlich am Bein …
    »Ich war es nicht, aber ich habe es auch gespürt – unter uns.« Jenna hörte, wie Marys Stimme zitterte, und sah, wie sie innehielt, sodass das blasse Mädchen für einen kurzen Moment fast ganz unter Wasser tauchte.
    Jennas riss erschrocken ihre Augen auf, vor Angst, etwas könnte sie nach unten gezogen haben. Doch dann erkannte sie, dass Mary vor Schreck nur einen Moment die Schwimmbewegungen ausgesetzt hatte. Ihr Mund stand sprachlos offen, dann fragte sie: »Jeb, was war das?«
    Sollte er lügen? Ihnen verheimlichen, was er gesehen hatte? Oder besser: glaubte, gesehen zu haben? Er war sich sicher, dass sie die Wahrheit in seinen Augen erkennen konnten. Es kam jetzt nur darauf an, dass niemand in Panik ausbrach und irgendetwas tat, was die Aufmerksamkeit des Hais auf sich zog.
    »Es ist ein großer Fisch in der Nähe. Ich habe ihn schon vor einer ganzen Weile bemerkt.« Er versuchte, ruhig zu klingen, als sei das nichts Besonderes.
    Jennas Augen wurden noch größer und Mary starrte ihn nun ebenfalls an.
    »Es ist ein Hai«, sagte Jenna sofort. »Stimmt’s?«
    Jeb versuchte, seine Mimik unter Kontrolle zu halten. Tatsächlich wusste er es ja nicht genau. »Ich weiß es nicht. Mehr als einen Schatten konnte ich
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