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Kussfest

Kussfest

Titel: Kussfest
Autoren: Janet Evanovich
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ist ja auch zehn Jahre älter als ich. Und manchmal ganz schön durchgeknallt.«
    »Dein Schwager scheint sich ja keine allzu großen Sorgen zu machen«, sagte Muffin.
    »Frankie wusste ja, worauf er sich einlässt, als er in die Politik ging, und er ist nicht der erste Politiker, der Drohbriefe bekommt.« Max machte eine Pause und lächelte. »Weißt du, Muffin, du sollst eigentlich meine Post lesen und mir Bericht erstatten, nicht Urteile fällen oder mir Ratschläge geben. Und dann schmollen, wenn ich nicht deiner Meinung bin«, fügte er hinzu. »Man könnte ja fast meinen, du hättest Gefühle.« Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Und sie haben mir alle gesagt, das sei nicht möglich. Da habe ich wohl das Gegenteil bewiesen.«
    »Gib nicht so an, Max, das steht dir nicht. Dir muss mal jemand ein bisschen Demut beibringen.«
    »Die richtige Frau könnte das vielleicht.«
    »Dafür müsste sie bewaffnet und gefährlich sein.«
    »Schick Miss Swift ein Fax, dass ich morgen nach dem Mittagessen vorbeikomme. Da hat sie genug Zeit, sich die Haare machen zu lassen und sich ein neues Kleid zu kaufen.«
    »Ach du meine Güte.«
    »Dann kannst du ein Nickerchen machen. Du bist so schnippisch.«
    »Du weißt genau, dass ich nicht schlafe. Dein geniales Gehirn würde ohne meine Hilfe nicht mal aus einer Papiertüte herausfinden, geschweige denn den ganzen Weg nach Beaumont, South Carolina. Gib‘s zu, Max, ich bin unentbehrlich.«
    »Verdammter Mist!« Jamie Swift ließ das Fax fallen, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt. Es flatterte auf ihren Schreibtisch, mit der Schriftseite nach oben, wie um ihr zu sagen, dass sie es nicht ignorieren konnte.
    Ihre Sekretärin, Vera Bankhead, schoss vom Stuhl hoch. »Sei froh, dass dein Vater dich nicht mehr hören kann, junge Frau. Ich hab dir doch verboten, in diesem Büro zu fluchen, schließlich bin ich eine gottesfürchtige Baptistin. Los, einen Vierteldollar in die Kasse.«
    Ohne den Blick von dem Fax zu wenden, griff Jamie in die Schreibtischschublade, in der sie ein Kleingeldlager angelegt hatte. Sie zog einen Vierteldollar heraus und reichte ihn Vera. Vera Bankhead war sechzig Jahre alt und fast so etwas wie eine Mutter für Jamie. Eine Frau, der man nichts vormachen konnte, und der einzige Mensch, vor dem Jamie wirklich Angst hatte.
    »Mr Holt kommt
hierher?. Morgen?«
    »Das steht da jedenfalls.«
    »Das ist ja wohl ein Scherz.«
    »Kommt mir eher todernst vor, aber ich bin ja auch nur eine kleine Sekretärin, die keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hat, seit der Keuschheitsgürtel abgeschafft wurde.«
    »Wir müssen das verhindern.«
    »Ich habe eine .38er in der Handtasche. Die bremst auch einen wilden Stier.«
    »Wir können ihn doch nicht
umbringen,
Vera. Außerdem gehört ihm ein beträchtlicher Teil der Zeitung. Wir müssen ihn irgendwie anders aufhalten. Ich meine, guck dich doch hier mal um!«
    Die beiden Frauen schwiegen einen Moment lang und sahen sich im Büro um, oder in dem, was davon noch übrig war.
    Vera nickte. »Tja, ich hab dir ja gesagt, du sollst nicht die ganzen Möbel verkaufen.«
    »Du weißt doch, dass wir das Geld gebraucht haben.«
    Jamies Chefredakteur, Mike Henderson, stürmte ins Büro, das hellbraune Haar ungekämmt, das Hemd ziemlich zerknittert. Sein Mantel hing ihm schief auf den Schultern, und ein Blick in seine Aktentasche offenbarte seine ganze Persönlichkeit: Die Kunstlederfächer quollen über von Papieren und interessanten Artikeln zu Themen, die er eines Tages weiterverfolgen wollte, wozu er aber nie kam. Die Krawatte, die er für alle Fälle immer dabeihatte, guckte aus der Seitentasche seiner Jacke heraus.
    »Aus wessen Bett kommt der denn gerade?«, murmelte Vera.
    »Tut mir Leid, dass ich zu spät bin«, sagte er.
    Jamie presste verärgert die Lippen zusammen. Mike war ein guter Redakteur, aber sein ewiges Zuspätkommen und seine vielen Frauengeschichten waren seiner Arbeit nicht unbedingt förderlich. Sie schob es auf fehlende Reife. Schließlich war er erst vor einem Jahr mit dem College fertig geworden. Der einzige Trost war, dass er für wenig Geld arbeitete.
    »Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«
    Er hielt inne und sah auf die Uhr. »Oje, schon viel später, als ich dachte.« Vera schnaubte verächtlich. »Kurze Nacht gehabt?«
    Er sah beleidigt aus. »Okay, ich hab vielleicht einen Ruf als, na ja, egal, aber tatsächlich habe ich den Großteil der Nacht und heute Morgen gearbeitet, weil
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