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Kussfest

Kussfest

Titel: Kussfest
Autoren: Janet Evanovich
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passieren konnte. Sein Gesicht war faszinierend. Sie wusste nicht, ob es der Wein oder der Mann war, aber eins von beiden machte sie ganz wuschig. Das hätte ihr gerade noch gefehlt, jetzt eine Dummheit zu begehen und ins Schwärmen zu geraten. Wo sie doch verlobt war. Dann würde in Beaumont gleich das Gerede losgehen.
    »Sehr erfreut, äh, Max.« Mist, ihre Stimme klang plötzlich, als hätte sie einen Ochsenfrosch im Hals. Sie räusperte sich. »Herzlich willkommen in Beaumont.«
    »Ich bin kurz rausgekommen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Der Blick hier ist ja herrlich.«
    Jamie merkte, dass er sie, nicht die Landschaft anstarrte. Charmeur, dachte sie. Und was für einer!
    »Und, ist Ihr Verlobter eifersüchtig? Soll ich mich verdünnisieren, wenn er plötzlich auftaucht und Sie hier allein mit einem fremden Mann antrifft?«
    Jamie gluckste. »Vielleicht geschieht ihm das ganz recht. Ich fürchte, er ist sich meiner ein bisschen zu sicher.« Sie sah auf die Uhr.
    »Aber er ist über eine Stunde zu spät. Ich bezweifle langsam, dass er es überhaupt noch schafft.«
    »Er hat bestimmt einen triftigen Grund.«
    »Männer halten doch immer zusammen.«
    »Wenn Sie mit mir verabredet gewesen wären, wäre ich zeitig hier gewesen und hätte Ihnen einen Strauß Rosen mitgebracht. Aber so bin ich halt. Mehr so der sensible Typ.«
    Jamie bemerkte seinen belustigten Gesichtsausdruck. »Ja, klar. Ich habe mir gleich gedacht, Jamie, das hier ist ein echtes Sensibelchen‹.«
    Max grinste. »Kann ich Ihnen noch was zu trinken holen?«
    »Hm, nein, danke. Ich bin schon an der Grenze.«
    »Und die Grenze überschreiten Sie bestimmt nicht, was? Sie haben sicher noch nie alle Vernunft fahren lassen und gesagt: ›Ach, zum Teufel, ich kippe jetzt einfach noch einen Tequila Shooter, mir doch egal, was die Leute denken.‹«
    Sie lachte. »Hey, ich habe schon Klowände beschmiert!«
    »Ach, Quatsch.«
    Jamie nickte stolz. »In der siebten Klasse, da habe ich die Initialen von Davey Callaway und mir in die Toilettenwand geritzt, mit einem Herzen drum herum.«
    Max tat schockiert. »Also, das hätte ich nicht von Ihnen gedacht.«
    »Manchmal bin ich ganz schön verwegen.«
    »Ach, ja? Langsam hoffe ich, dass Ihr Verlobter doch nicht mehr auftaucht.«
    Jamie merkte, dass ihr der Wein auf direktem Weg zu Kopf gestiegen war. Sie versuchte, sich zusammenzureißen. »Und, Mr, äh, Max, wie gefällt Ihnen unsere kleine Stadt?«
    »Ich bin erst seit ein paar Stunden hier, ich habe noch nicht viel davon gesehen.«
    »Dann müssen Sie, wenn Sie mal zehn Minuten Zeit haben, unbedingt alles besichtigen.«
    »So schlimm kann es doch gar nicht sein. Was unternehmen die Leute denn so in ihrer Freizeit?«
    »Meistens gehen sie in die Kirche. Gemeindeaktivitäten sind hier ganz groß. Sie wissen schon, Mitbring-Dinners und so. Wenn man hier lecker essen möchte, braucht man nur in irgendeine Gemeinde einzutreten. Ansonsten haben wir ein Kino, auf das wir sehr stolz sind, mit Stadion-Bestuhlung und acht Sälen. Ganz zu schweigen von der Eislaufbahn und der Spielhalle für die Jugendlichen.
    »Schön, und was unternehmen wilde, anspruchsvollere Leute wie Sie?«
    »Es gibt ein Steakhouse und ein Fischrestaurant. Ach ja, und einen Hamburgerschuppen, wo die Zwiebelringe so fettig sind, dass sie immer vom Teller rutschen. Bevor man die bekommt, wird immer erst der Cholesterinspiegel überprüft.«
    »Klingt wunderbar.«
    »Ach, und dann gibt es noch das Rasthaus, etwas außerhalb, – wo man das kälteste Bier der Stadt bekommt, und freitags gibt‘s dort Live-Musik. Die Baptisten tun einfach so, als wäre das gar nicht da, und so sind alle zufrieden.«
    »Und ich dachte, ich hätte schon alles gesehen und erlebt«, antwortete Max. »Sie mischen bestimmt die Tanzfläche auf.«
    Jamies Lächeln wurde dünner. »Ich gehe leider nicht viel aus. Mir gehört die Lokalzeitung, und da verbringe ich auch einen Großteil meiner Zeit.« Jamie stellte fest, dass sie die Unterhaltung mit dem Mann genoss.
    »Ich habe mal bei der Zeitung meines Cousins gearbeitet«, erzählte Max ihr.
    »Dann wissen Sie ja, wie das ist.«
    »Ganz schön stressig manchmal.«
    »Versuchen Sie mal, in einer Stadt dieser Größe irgendwas Beachtenswertes zu finden. Hier ist einfach nichts los.«
    Max kicherte. »Dann bezahlen Sie doch jemanden dafür, dass er mal ein Verbrechen begeht.«
    »Kann ich mir nicht leisten«, gab sie zu. »Sie würden sich kaputtlachen, wenn Sie meine
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