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Kuss Mit Sosse

Kuss Mit Sosse

Titel: Kuss Mit Sosse
Autoren: Janet Evanovich
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einen marineblauen Blazer. Er sah sehr appetitlich aus, und er blickte ein bisschen skeptisch.
    »Was gibt’s?«, fragte er und sah mich dabei an.
    Na gut, Morelli interessierte mich nicht mehr, jedenfalls war ich mir dessen ziemlich sicher. Trotzdem wünschte ich, ich hätte heute Morgen etwas mehr Sorgfalt auf meine Frisur und mein Make-up verwandt, damit er jetzt richtig sauer darüber wäre, was ihm mit mir so alles entging. Ich habe schulterlanges, lockiges brünettes Haar, das ich seit einiger Zeit nach hinten kämme und zu einem Pferdeschwanz zusammenbinde. Ich habe blaue Augen, die mit Eyeliner und Mascara noch viel schöner aussehen, einen einigermaßen hübschen Mund, der bis jetzt keine künstliche Aufspritzung nötig gehabt hat, und eine Stupsnase, die ich als mein bestes Stück betrachte. Für Morelli war mein bestes Stück natürlich etwas tiefer angesiedelt, ungefähr in der Mitte meines Körpers.
    »Es war der Horror! Einfach schrecklich!«, sagte Lula. »Beinahe wäre ich in Ohnmacht gefallen.«
    Morelli wandte seine Aufmerksamkeit Lula zu. Er sagte nichts, aber er sah sie an und zog ganz leicht die Augenbrauen in die Höhe.
    »So etwas ist mir noch nicht untergekommen«, erzählte Lula. »Eben noch ein Tag wie jeder andere, und auf einmal, wusch! , und der Kerl hat keinen Kopf mehr. Das Blut schießt nur so aus ihm heraus wie ein Strahl aus einem Brunnen. Der Kopf knallt auf den Boden, und die Augen darin gucken mich groß an. Könnte sein, dass er mich sogar angelacht hat, aber sicher bin ich mir nicht.«
    Morelli hakte die Daumen in die Taschen seiner Jeans und wollte schon wieder die Biege machen. »Ist das wirklich wahr?«
    »Aber wie!«, sagte Lula. »Glaubst du vielleicht, ich würde mir so was aus den Fingern saugen? Ich bin traumatisiert. Sieht man das nicht? Ich bin praktisch weiß wie Kreide. Vor Schreck! Ich glaube, meine Hände zittern sogar. Guck mal, meine Hände. Zittern die nicht?«
    Morelli schielte wieder zu mir herüber. »Warst du dabei?«
    »Nö.«
    »Hat jemand die Polizei verständigt?«
    »Nö.«
    Lula war ziemlich angepisst und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Wir haben dich doch angerufen«, sagte sie zu Morelli.
    Morelli überflog mit einem Blick das Büro. »Ihr habt den abgeschlagenen Kopf nicht zufällig hierhergebracht, oder?«
    »Soweit ich weiß, liegen der Kopf und alles andere immer noch vor dem Sunshine Hotel«, sagte Lula. »Aber mir gefällt deine ganze Art nicht. Ich habe den Eindruck, dass du uns gar nicht für voll nimmst.«
    Morelli sah hinunter auf seine Schuhe. Versuchte er angestrengt nicht zu lachen, oder bekam er gerade einen Migräneanfall? Schwer zu sagen. Nachdem er bis fünf gezählt hatte, nahm er sein Handy aus der Tasche, rief die Polizeizentrale an und schickte einen Kollegen zum Sunshine Hotel.
    »Okay, Ladys«, sagte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte, »wir machen jetzt eine Tatortbesichtigung.«
    Ich sah demonstrativ auf meine Uhr. »Ach du Schreck! Ich muss los. Hab noch einiges zu erledigen.«
    »Nix da«, sagte Lula. »Ich brauche jemanden, der mich begleitet, falls ich ohnmächtig werde.«
    »Er ist doch bei dir«, sagte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf Morelli.
    »Morelli ist ein feiner Kerl, aber für mich repräsentiert er nun mal die Polizei. Ich brauche jemanden, der auf meiner Seite ist, verstehst du? Ich brauche eine gute Freundin.«
    »Ich bin leider verhindert«, sagte Connie. »Vinnie holt einen Kautionsflüchtling in Atlanta ab, deswegen muss ich mich um das Büro kümmern.«
    Morelli sah mich an und schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er hier zu hören bekam, als wäre ich eine einzige, unermesslich große Nervensäge. Wer weiß, vielleicht dachte er ja im Moment ganz allgemein so über Frauen.
    Ich hatte vollstes Verständnis für Morellis Einstellung, denn haargenau so dachte ich im Moment über Männer.
    »Na toll«, seufzte ich. »Dann mal los!«
    Lula und ich folgten Morelli in meinem zehn Jahre alten Ford Escort, der früher mal blau lackiert gewesen war. Wir fuhren mit meinem Escort, nicht weil das so ein tolles Auto war, sondern weil Lula meinte, sie sei viel zu aufgewühlt, um sich in ihren Firebird zu setzen. Außerdem brauche sie nach der Tatortbesichtigung erst mal einen Bacon-Cheeseburger zur Erholung, und Morelli habe bestimmt keine Lust, extra für sie ein Drive-in anzusteuern.
    Zwei Streifenwagen versperrten den Bürgersteig vor dem Sunshine Hotel, als Lula und ich
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