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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman
Autoren: Lisa Kleypas
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keine Reize haben, nicht wahr?«
    »Und wenn, dann würde ich sie sicher nicht auf Sie anwenden!«
    »Kommen Sie, Marks, lassen Sie uns versuchen, eine zivilisierte Unterhaltung zu führen. Nur dieses eine Mal.«
    »Zuerst nehmen Sie Ihre Finger von mir!«
    »Nein, Sie würden mir nur davonlaufen. Und es ist mir einfach zu heiß heute, um hinter Ihnen herzurennen.«
    Catherine sträubte sich und versuchte, ihn mit beiden Händen fortzustoßen. Ihr Körper war in unzählige Schichten von Spitze und Musselin verpackt und gut verschnürt. Der Gedanke an das, was sich darunter verbarg … rosafarbene und weiße Haut, weiche Kurven, intimes Kraushaar … brachte sein Blut in Wallung.
    Ein Schauder durchfuhr sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. Leo starrte eindringlich auf sie herunter. Seine Stimme wurde sanft. »Haben Sie Angst vor mir, Marks? Ausgerechnet Sie, die Sie mich bei jeder Gelegenheit niedermachen und in meine Schranken weisen?«
    »Ganz sicher nicht, Sie arroganter Wüstling! Ich wünschte nur, Sie würden sich endlich einmal wie ein Mann Ihres Standes benehmen.«
    »Sie meinen, wie ein Peer?« Er hob spöttisch eine Augenbraue. »Genau so benimmt sich der Hochadel. Ich bin überrascht, dass Ihnen das bisher entgangen ist.«
    »Oh, mir ist nichts entgangen. Ein Mann wie Sie, der das Glück hatte, einen Titel zu erben, sollte den Anstand haben und sich bemühen, seiner Aufgabe gerecht zu werden. Als Peer gehen Sie eine Verpflichtung ein – eine Verantwortung. Sie aber scheinen den Titel als Freifahrtschein für ein hemmungsloses, widerwärtiges Benehmen zu betrachten. Überdies …«
    »Marks«, unterbrach Leo sie mit samtweicher Stimme, »das war ein exzellenter Versuch, mich abzulenken. Aber es ist Ihnen nicht geglückt. Sie kommen hier nicht weg, ohne mir vorher zu sagen, was ich von Ihnen wissen will.«
    Sie holte tief Luft und gab sich alle Mühe, ihn nicht anzusehen, was insofern nicht leicht war, als er direkt vor ihr stand. »Der Grund, warum ich ein vertrauliches Gespräch mit Mr. Rutledge geführt habe … die Szene, von der Sie Zeuge geworden sind …«
    »Ja?«
    »Der Grund ist, dass … Harry Rutledge mein Bruder ist. Mein Halbbruder.«
    Leo starrte auf ihr gebeugtes Haupt, während er versuchte, die Information aufzunehmen. Das Gefühl, hintergangen, betrogen, verraten worden zu sein, entfachte in ihm ein Zornesfeuer. Heiliger Strohsack. Marks und Harry Rutledge waren Geschwister ?
    »Es kann nichts Gutes bedeuten«, sagte Leo, »wenn so eine Information geheim gehalten wird.«
    »Die Sache ist kompliziert.«
    »Warum hat keiner von euch je etwas gesagt?«
    »Es gibt keinen Grund, warum Sie es hätten erfahren müssen.«
    »Sie hätten es mir sagen müssen, bevor er Poppy heiratete. Sie waren dazu verpflichtet.«
    »Wodurch?«
    »Durch Loyalität, verdammt. Welche Informationen, die meine Familie betreffen könnten, haben Sie sonst noch auf Lager? Was haben Sie sonst noch zu verbergen?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an«, fauchte Catherine und wand sich in seinem Griff. »Lassen Sie mich los!«
    »Erst, wenn ich herausgefunden habe, was Sie im Schilde führen. Ist Catherine Marks überhaupt Ihr richtiger Name? Wer zum Teufel sind Sie?« Er fluchte, als sie begann, sich ernsthaft gegen ihn zu wehren. »Halten Sie still, Sie Teufelsweib! Ich will nur … autsch !« Sie hatte sich blitzschnell herumgedreht und ihm einen spitzen Ellbogen in die Seite gerammt.
    Das Manöver brachte Marks zwar die ersehnte Freiheit, nur leider war ihre Brille dabei zu Boden gefallen. »Meine Brille!« Mit einem verbitterten Seufzer sank sie auf alle viere und tastete nach ihrer Brille.
    Leos Zorn wurde auf der Stelle von Schuldgefühlen überlagert. Wie es schien, war sie ohne Brille so gut wie blind. Der Anblick, wie sie da vor ihm auf der Erde herumkroch, bewirkte, dass er sich wie ein entsetzlicher Rohling vorkam. Ein Trottel. Er ging ebenfalls auf die Knie und machte sich auf die Suche nach der Brille.
    »Haben Sie gesehen, wo sie ungefähr hingefallen ist?«, fragte er.
    »Wenn das so wäre«, antwortete sie wutentbrannt, »bräuchte ich wohl keine Brille, oder?«
    Ein kurzes Schweigen, dann: »Ich werde Ihnen helfen, sie zu finden.«
    »Wie gnädig von Ihnen«, erwiderte sie bissig.
    Die folgenden Minuten verbrachten sie damit, auf allen vieren im Garten herumzukrabbeln und unter den gelben Narzissen nach der Brille zu suchen.
    »Sie brauchen also tatsächlich eine Brille«, stellte Leo schließlich
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