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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman
Autoren: Lisa Kleypas
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gut zu kennen. Doch bei Poppy entspannte er sich und zeigte sich von seiner sanften Seite.
    »Hast du mit Leo gesprochen?«, erkundigte sie sich.
    »Ja, Liebling.« Harry streifte sich den Mantel von den Schultern, hängte ihn über eine Stuhllehne und ging zum Bett hinüber. »Er wollte mit mir über Cat sprechen, wie ich erwartet hatte. Ich habe ihm so viel über ihre – und meine – Vergangenheit erzählt, wie ich konnte.«
    »Und wie erklärst du dir sein Interesse?« Poppy wusste, dass Harry überaus begabt darin war, die Gedanken und Motive anderer Leute zu erraten.
    Harry löste den Krawattenknoten und ließ die Krawatte zu beiden Seiten des Halses nach vorn herunterhängen. »Ramsay macht sich mehr Gedanken um Cat, als ihm selbst lieb ist, so viel steht schon mal fest. Und das gefällt mir nicht. Aber ich werde mich so lange nicht einmischen, bis Cat mich um Hilfe bittet.« Er streckte den Arm nach Poppys entblößtem Hals aus und fuhr mit der Rückseite der Finger so zärtlich über ihre Haut, dass ihr Atem schneller ging. Seine Fingerspitzen ruhten auf der heftig pulsierenden Ader an ihrem Hals. Er streichelte sie zärtlich. Als er sah, wie ihre Wangen eine zartrosa Farbe annahmen, sagte er mit tiefer Stimme: »Leg das Buch beiseite.«
    Unter der Bettdecke zog Poppy die Zehen ein. »Ausgerechnet jetzt, wo es so spannend ist«, sagte sie geziert, um ihn ein wenig zu ärgern.
    »Nicht halb so spannend wie das, was dir gleich widerfahren wird.« Daraufhin zog er mit einer schwungvollen Bewegung das Laken fort, dass ihr vor Verblüffung die Luft wegblieb. Als sich Harrys Körper langsam auf ihren herabsenkte, war das Buch längst vergessen. Es fiel zu Boden …

Viertes Kapitel
    Catherine hoffte inständig, Leo, Lord Ramsay, würde Hampshire eine Weile fernbleiben. Vielleicht könnten sie, wenn genug Zeit vergangen war, einfach so tun, als wäre der Kuss im Garten nie passiert.
    Doch in der Zwischenzeit konnte sie nicht umhin sich zu fragen … Warum hatte er das getan?
    Am wahrscheinlichsten war, dass er sich einen kleinen Spaß mit ihr erlaubt hatte, dass er eine neue Methode ausprobiert hatte, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Wäre das Leben nur ein bisschen gerecht, dachte sie verdrossen, wäre Leo fettleibig, pockennarbig und glatzköpfig. Stattdessen war er ein äußerst gut aussehender Mann mit einer stattlichen, zwei Meter großen Statur. Er hatte dunkles Haar, hellblaue Augen und ein umwerfendes Lächeln. Das Schlimmste aber war, dass Leos äußere Erscheinung in keiner Weise seinem Wesen entsprach. Er sah überhaupt nicht aus wie ein Schurke. Er sah gesund und anständig und ehrenwert aus, der feinste Gentleman, den man sich für seine Gesellschaft wünschen würde.
    Das Trugbild löste sich erst auf, sobald er den Mund aufmachte. Leo war ein äußerst gewiefter Mann und nie um ein Wort verlegen, egal in welcher Situation er sich wiederfand. Seine Respektlosigkeit machte vor niemandem Halt, am allerwenigsten vor sich selbst. In dem Jahr, das sie sich nun kannten, hatte er nahezu sämtliche abstoßenden Eigenschaften an den Tag gelegt, die ein Mann nur haben konnte, und jeder Versuch, ihn eines Besseren zu belehren, hatte es noch schlimmer gemacht. Besonders dann, wenn der Versuch von Catherine kam.
    Leo war ein Mann mit Vergangenheit, und er hatte nicht einmal den Anstand zu versuchen, sie zu verbergen. Er machte keinen Hehl aus seiner ausschweifenden Lebensweise, den Trinkeskapaden und Schlägereien, seinem Schürzenjägertum oder dem selbstzerstörerischen Verhalten, das die Hathaways schon bei mehr als einer Gelegenheit um ein Haar in eine Katastrophe gestürzt hätte. Die einzige Erklärung dafür war, dass er es genoss, ein Schurke zu sein oder zumindest für einen gehalten zu werden. Die Rolle des überdrüssigen Aristokraten beherrschte er perfekt, und in seinen Augen blitzte der Zynismus eines Mannes, dem es mit seinen dreißig Jahren gelungen war, sich selbst zu überdauern.
    Catherine wollte mit Männern nichts zu tun haben, und am allerwenigsten mit einem, der einen so gefährlichen Charme versprühte. So jemandem konnte man niemals vertrauen. Seine dunkelsten Tage könnten immer noch vor ihm liegen. Und wenn nicht seine … dann womöglich ihre.
    Ungefähr eine Woche nachdem Leo Hampshire verlassen hatte, verbrachte Catherine einen Nachmittag mit Beatrix an der frischen Luft. Leider handelte es sich bei diesen Ausflügen nie um einen gesitteten Spaziergang, wie ihn Catherine
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