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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman
Autoren: Lisa Kleypas
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Antwort abzuwarten. Catherine wäre beinahe an ihrem eigenen Herzschlag erstickt, als sie Leos vertraute große Gestalt vor sich sah.
    »Wie können Sie es wagen, mein Zimmer zu betreten, ohne …« Sie verstummte, als er die Tür hinter sich schloss.
    Leo wandte sich ihr zu und musterte sie von oben bis unten. Seine Kleider waren von der Reise zerwühlt und ein wenig staubig. Sein Haar hätte einen Kamm dringend nötig gehabt, die dunkelbraunen Locken hingen ihm zerzaust in die Stirn. Er wirkte beherrscht, aber wachsam, und der allgegenwärtige Spott in seinen Augen war einem Ausdruck gewichen, den sie nicht genau bestimmen konnte. Er war jedenfalls neu.
    Catherine ballte die Hand an ihrem Zwerchfell zu einer Faust und hatte Mühe, Luft zu bekommen, so schnell ging plötzlich ihr Atem. Sie hielt still, als er auf sie zukam, während ihr das Herz laut in der Brust pochte. Eine verwirrende Mischung aus Angst und Erregung überkam sie.
    Leo stützte die Hände zu beiden Seiten ihres zurückweichenden Körpers auf die Tischkante. Er war zu nah, seine maskuline Vitalität setzte sie außer Gefecht. Er roch nach frischer Luft, nach Staub und Pferden, ja, nach einem gesunden jungen Mann. Als er sich über sie beugte, drängte er ein Knie behutsam in die Fülle von Röcken.
    »Warum bist du zurückgekehrt?«, fragte sie kraftlos.
    Er starrte ihr direkt in die Augen. »Du weißt, warum.«
    Bevor Catherine es vermeiden konnte, fiel ihr Blick auf die harten Konturen seiner Lippen.
    »Cat … wir müssen über den Vorfall sprechen.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Er neigte den Kopf leicht zur Seite. »Möchtest du, dass ich dein Gedächtnis ein wenig auffrische?«
    »Nein, nein …« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. Nein.«
    Um seine Mundwinkel zuckte es. »Einmal Nein ist genug, Liebling.«
    Liebling?
    Von großer Besorgnis erfüllt, bemühte sich Catherine darum, ihre Stimme fest klingen zu lassen. »Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, dass ich über den Vorfall gerne hinwegsehen würde.«
    »Und du glaubst, das wird ihn aus der Welt schaffen?«
    »Ja, so macht man das mit Fehlern«, brachte sie mit Mühe hervor. »Man legt sie ab und richtet den Blick nach vorne.«
    »Wirklich?«, fragte Leo unschuldig. »Meine Fehler sind in der Regel so unterhaltsam, dass ich dazu neige, sie zu wiederholen.«
    Catherine wunderte sich sehr darüber, dass sie versucht war zu lächeln. »Dieser wird nicht wiederholt«, antwortete sie streng.
    »Aha, die Stimme der Hauslehrerin. Missbilligend und unnachgiebig. Ich fühle mich wie ein ungezogener Schuljunge.« Er hob eine Hand und streichelte ihre Wange.
    Ein tosender Sturm von widersprüchlichen Gefühlen übermannte sie. Sie sehnte sich nach seiner Berührung, während ihr Instinkt sie ermahnte, sich von ihm fernzuhalten. Das Ergebnis war eine Art Schockstarre, als hätte sich jeder einzelne Muskel ihres Körpers verkrampft. »Wenn Sie nicht augenblicklich mein Zimmer verlassen«, hörte sie sich selbst sagen, »werde ich eine Szene machen.«
    »Marks. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als Ihnen dabei zuzusehen, wie Sie eine Szene machen. Genau genommen werde ich Ihnen sogar dabei helfen. Wo fangen wir an?« Leo schien ihr Unbehagen, die unkontrollierbare tiefrote Farbe in ihrem Gesicht zu genießen.
    Mit dem Daumenballen streichelte er über die dünne, zarte Haut unterhalb ihres Kinns, eine verführerische Geste, die bewirkte, dass sie ihren Kopf in den Nacken legte, bevor sie überhaupt wusste, wie ihr geschah. »Ich habe noch nie solche Augen gesehen«, sagte er beinahe geistesabwesend. »Sie erinnern mich an den Moment, als ich zum ersten Mal die Nordsee gesehen habe.« Seine Fingerspitzen folgten der Kante ihres Kiefers. »Wenn der Wind die Wellen vor sich hertreibt, hat das Wasser dieselbe grüngraue Farbe wie Ihre Augen jetzt … und am Horizont ist es wieder blau.«
    Catherine konnte nur davon ausgehen, dass er sich schon wieder über sie lustig machte. Sie blickte ihn finster an. »Was genau wollen Sie von mir?«
    Leo ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er liebkoste mit den Fingern ihr Ohrläppchen und massierte es leicht. »Ich will Ihre Geheimnisse. Und ich werde sie schon noch aus Ihnen herausbekommen, so oder so.«
    Das gab ihr den nötigen Schwung, um seine Hand fortzuschlagen. »Hören Sie auf! Sie amüsieren sich wie üblich auf meine Kosten. Sie sind ein zügelloser Gauner, ein gewissenloser Lump, ein …«
    »Vergessen Sie nicht den
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