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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show
Autoren: Guenter Broedl
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geschäftlich da oder privat?«
    »Mehr privat«, sagt der Trainer und wirft dem Doc einen hilfesuchenden Blick zu. Sein nervöses Magengrimmen hat zeitgleich mit Skociks Auftritt wieder mit voller Wucht eingesetzt.
    »Samenhochstand? Verstehe«, sagt Skocik und stößt einen Lacher aus, der sich abstoßender anhört als der einer Hyäne mit Luftröhrenkatarrh. »Aber da kanns einem ziemlich rasch vergehen bei dem Anblick da drinnen. Hab i ned recht? Sie kennen ned zufällig die Tote?«
    »Das kann man so ned sagen«, sagt der Trainer. »Ich mein, ohne Gesicht ...«
    »Sie samma doch auch schon einmal untergekommen«, wendet sich Skocik abrupt und unvermittelt an den Doc — ein Vernehmungstrick, den er sich aus den amerikanischen Lehrvideos abgeschaut hat, mit denen er seine dienstfreie Zeit verbringt.
    »Nicht, daß ich wüßte«, hält sich der Doc bedeckt.
    »Das ist der Doktor Trash«, macht der Trainer bekannt.
    »Doktor Trash«, wiederholt Skocik für sein Diktaphon. »Mit › e ‹ ?«
    »Na. Mit Vogel-Vau«, murmelt der Trainer. »Dauert das noch länger? Weil der Herr Doktor und ich hätten einen wichtigen Termin.«
    »Hoffentlich erst morgen«, meint Skocik, und sein Lächeln ist noch eine Spur eisiger als vorhin. »Weil heut machen wir nämlich eine kleine Spritztour. Zu mir ins Office. Die ganze Belegschaft. Und dort werden wir ein Protokoll aufnehmen, wo Sie und Ihr Kollege erzählen, was wirklich Sache is. Weil Schmähführen könnts mit wem andern!«
    ***
    Eine Stunde später sitzen Trainer, Trash und die beiden anderen Augenzeugen vor Skociks Vernehmungszimmer im Wiener Sicherheitsbüro. Der leitende Ermittlungsbeamte hat seine Arbeit mit dem Polifka für begonnen, wohl weil dieser in einem Maße dem Weinbrand zugesprochen hat, daß bei längerer Wartezeit ein vorzeitiger Knock-out zu befürchten war.
    Aus dem Büro ist gelegentlich Skociks durchdringendes Organ zu hören. Auf dem Gang herrscht nachdenkliches bis betretenes Schweigen.
    »Tschuldigen. Föhrenbauer, Hubert«, wendet sich der junge Mann, der vorhin in der Live Girl Revue vor Publikum die Hosen runtergelassen hat, mit weinerlicher Stimme an den Trainer. »Furchtbar peinlich, das Ganze. Was glauben Sie, wie lang wird denn das noch dauern?«
    »Schaut ned gut aus«, sagt der Trainer. Seine Gedanken pendeln schon die längste Zeit zwischen der toten Rikki und seiner liebreizenden Sachbuchhändlerin, die er eigentlich jetzt am Nachmittag anrufen wollte, um ihr was Sehnsüchtiges ins Ohr zu raunen.
    »Wissen Sie«, raunt Stattdessen sein Sitznachbar, »ich hab mir heut extra den Nachmittag freigenommen, in der Firma. Die Gattin wartet daheim auf mich, weil wir zum Ikea hinausfahren wollten — neue Vorhänge besorgen fürs Kinderzimmer. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles der Gerda erklären soll. Die Gerda ist nämlich meine Frau.«
    Er fischt seine Brieftasche aus dem Sakko, klappt sie auf und hält dem Trainer ein Foto unter die Nase, das die blasse Ehegattin im Kindbett zeigt.
    »Blede Gschicht«, sagt der Trainer nach einem uninteressierten Blick auf das Familienbild. »I glaub, die Schwedenmöbel könnens für heut vergessen.«
    Er raucht sich eine an und hofft, daß der Polifka für sich noch so weit unter Kontrolle hat, daß er sich nicht verredet. Aber besonders optimistisch ist er nicht.
    ***
    »Mordsache Erika Horvath, Vernehmung von Polifka Rudolf, Tatzeuge«, bellt Gruppenleiter Skocik ins Diktiergerät. Dann zündet er sich eine leichte Camel an, beugt sich vor und bläst seinem Gesprächspartner den Rauch ins Gesicht. Noch so ein amerikanischer Vernehmungstrick, um gleich von Anfang an die Machtverhältnisse klarzustellen.
    »Also: Wer sind Sie, woraus besteht Ihre Tätigkeit in der Revue - und was haben Sie gsehn von dem Mord?« fragt Skocik den Polifka für .
    »Na, gar nix hob i gsehn — war ja stockfinster«, antwortet der mit schwerer Zunge. »Außerdem bin i draußn gsessen, weil i Zehner wechseln muaß und aufpassen, daß sich die Herren anständig auffuhren. Auf die Tanzfläche hob i ned schaun können. Da brauchert i jo an Röntgenblick, so wie seinerzeit der Ray Milland in dem Film mit dera ... na, wia hats ghaaßn ... ?«
    »Schweifens gefälligst ned ab, Polifka!« unterbricht der Kriminalist die filmhistorischen Überlegungen seines Gegenübers. »Sie brauchen garantiert ned durch die Wand schauen können, um den Tatort einzusehen. Ich weiß doch, Sie haben einen Videoüberwachungsmonitor in Ihrem
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