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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show
Autoren: Guenter Broedl
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Geruch nach scharfen Desinfektionsmitteln, kaltem Rauch und einsamen Männern abgelöst.
    »Warst du eigentlich schon einmal in sowas?« fragt der Trainer scheinheilig in die Richtung, wo er Trash vermutet.
    »Sowieso«, zischt es aus dem Zwielicht zurück. »Aber natürlich nur in Sachen Feldforschung. Man will ja schließlich wissen, was draußen in der Welt passiert.«
    Nach ein paar Sekunden nehmen die privaten Ermittler erste Umrisse wahr: ein Regal mit antiken Pornovideos im Sonderangebot, eine Fotowand, die anzeigt, welches der Live Girls gerade tanzt, und eine Theke, hinter der eine vertraute Gestalt abgegriffene Geldscheine in Zehner umtauscht.
    »Da schau her, der Herr Trainer. Alles in Irdning?« sagt der deutlich vom Leben gezeichnete Mann hinter der Budel. Es ist Rudolf Polifka. Der Polifka Rudl, der zeit seines Lebens den Heimatbezirk — Rudolfsheim-Fünfhaus — kaum verlassen hat. Seinerzeit war der Polifka für Billeteur im Handl-Kino. Seit das Lichtspieltheater seine Pforten geschlossen hat (und das ist gut zwanzig Jahre her), finanziert er seinen Alkoholismus und die Zimmer-Küche-Wohnung in der Turnergasse durch Gelegenheitsjobs: Nachtwächter im Technischen Museum, Portier in der Slibovitz-Brennerei in der Oelweingasse, und jetzt Geldwechsler am Gürtel.
    Der für ist, aber da gehen die Schätzungen weit auseinander, einiges über 70 und könnte längst eine ruhige Kugel als Mindestrentner schieben. Aber bekanntlich stirbt man daheim im Bett. Und deswegen verbringt er die dienstfreie Zeit bis lang nach der Sperrstunde im Cafe Rallye. Dort trinkt er ein Fluchtachterl nach dem ändern und deliriert über die Plots alter Hollywoodfilme, als wär er mit dabei gewesen.
    »Scho lang ned gsehn«, sagt er jetzt mit der Synchronstimme von Robert Mitchum. »Apropos ... Wos i grad sogn wollt ...« In der folgenden Kunstpause versucht sein Kurzzeitgedächtnis verzweifelt, die letzten sechs Weinbrände niederzukämpfen. »Ah jo! Grad war der Herr Kurt da bei mir. Dera Minuten. Den habts ums Arschlecken verpaßt. Wie seinerzeit der Brando die Liz Taylor, wanns wißts, wos i man. Er wollt mit der Rikki reden. Aber des geht jo ned, weil die hat erst seit einer halben Stund Dienst. Und auf einmal hat er es gnädig ghabt als wia. Wegen sein Bus. Noch Arabien oder wos. Wie seinerzeit der Peter O’Toole.«
    »Verstehe«, sagt der Trainer sicherheitshalber. »Und?«
    »Na jo, er hat nur gemeint, Sie werden des schon pegeln - wegen der Rikki. Sie und a gewisser Doktor Fesch. Is des leicht der Herr?«
    Der Doc zieht den Trainer ungeduldig am Ärmel seiner Windjacke. »Dieser Mensch leidet offensichtlich an retrograder Amnesie«, flüstert er ihm ins Ohr. »Dem muß man ganz anders kommen.« Er zieht einen Hunderter aus der Manteltasche und legt den Schein auf die Theke. »Jetzt denken Sie einmal fest nach, guter Mann: Hat Ihnen der Herr Kurt verraten, was mit dem Fräulein Rikki los ist?«
    »Wer is bei Ihnen a guter Mann?!« gröhlt der Polifka für , schnappt sich den Hunderter und drückt Trash die entsprechenden Zehner in die Hand. »Ich hab Ihnen alles gsogt, was zum Sogen gibt. Wia seinerzeit die Katherine Hepburn dem Spencer Tracy. Der Rest ist Schweigen.«
    »Ist der immer so?« wendet sich Doktor Trash konsterniert an den Trainer. Woraufhin der nur gekonnt eine Augenbraue hochzieht - wie seinerzeit Mister Spock im Fernsehen — und meint: »Da kann man nix mehr machen. Geh ma lieber schauen, wie weit die Rikki is.«
    Er nimmt dem Doc das Münzgeld weg und macht sich auf den Weg zu den Kabinen.
    ***
    Die Tür von Wichskoje Nummer 9 fliegt auf, und heraus stolpert ein Mann, der eine entfernte Ähnlichkeit mit Mickey Rourke in »Johnny Handsome« (vor der Schönheitsoperation) hat. Aber das kann auch an der Beleuchtung liegen.
    Jedenfalls ist der Kunde sehr grün im Gesicht und rudert hilflos mit den Armen, während ihm die Trevirahose und der ausgeleierte Benger-Rippslip zu den Knien hinunterrutschen.
    Mit dem Kopf deutet er nach hinten, in die Kabine, wo die Rollo zur schönen Aussicht gerade gemächlich abwärts gleitet. »Alles voller Bluat«, bringt er gerade noch hervor, und dann erbricht er seine letzten paar Mahlzeiten, inklusive Beilagen und Getränke, dem Doc vor die Füße.
    »Hoppala! Hamma was Schlechtes gessn?« fragt der Polifka für , dem solche Auftritte keineswegs fremd sind, jovial.
    Doktor Trash hält sich nicht mit solchen Nebensächlichkeiten auf. Er reißt dem Trainer die Zehner aus der
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