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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show
Autoren: Guenter Broedl
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Hand, stößt die Tür zur Nebenkabine auf und wirft entschlossen ein paar Münzen ein. Der Trainer folgt ihm. Sein Magengrimmen ist wieder da, schlimmer als am Vormittag. Erstens reckts ihn immer selber ein bissl, wenn er wen anderen speiben sieht, und zweitens ist ihm gerade aufgegangen, daß er jetzt wahrscheinlich erst recht keine Gelegenheit haben wird, die Rikki nackt zu erleben. Obwohl er zu den vielen gehört hat, die schon damals im Espresso Rosi viel für einen solchen Anblick gegeben hätten. Jedenfalls mehr als einen Zehner.
    Aber der Trainer irrt. Als der Schieber vor dem Fenster aufgeht, kriegt er mehr von der Rikki zu sehen, als er sich je vorgestellt hat - mehr, als er überhaupt wollte. Sie liegt auf der Drehscheibe, mit weitgespreizten Beinen (doch nicht ganz so rothaarig ...), die Arme links und rechts neben ihrem bemerkenswerten Körper ausgestreckt.
    Die Rikki ist oben und unten ohne. Gesicht hat sie auch keines mehr. Nur mehr eine Masse rohes Fleisch. Unter ihrer roten Mähne breitet sich langsam eine Flüssigkeit aus, die noch viel röter ist.
    Der Doc zieht scharf die Luft ein. Der Trainer schluckt heftig, um das, was ihm die Speiseröhre hinaufkommt, unten zu behalten. Plötzlich werden sie beide unsanft vom Fenster weggeschoben.
    »Na servas!« sagt der Polifka für , der seine Wirkungsstätte verlassen hat, um sich den Grund für die ganze Aufregung aus der Nähe anzuschauen. »Die is bedient. Wie seinerzeit die ...«
    Und dann fällt er in Ohnmacht.

Kapitel 2:
    »Camel light«
    »Na, da schauts mir ja eher aus wie in einer Dead Girl Revue«, sagt Kommissar Skocik, der in letzter Zeit anscheinend zu viele Tarantino-Filme gesehen hat, gut gelaunt. Auch sonst hat sich der zum Gruppenleiter des Morddezernats aufgestiegene Krimineser nicht gerade zu seinem Vorteil verändert. Seit er bei der Jagd nach dem »Schlächter von Fünfhaus« (siehe auch: »Kurt Ostbahn: Blutrausch«, 1995) weder kriminalistisch noch menschlich punkten konnte, wird er bei den Kollegen und der Galerie den Ruf des Klugscheißers und Ungustls nicht mehr los. Skocik unterstreicht dieses Image auch heute durch seine Pseudo-Designer-Dienstkleidung, inklusive wichtiger Accessoires: Handy, Pager und ein Sony-Diktiergerät, dem er mit unerträglich ätzender Stimme seine neuesten Erkenntnisse anvertraut:
    »Tatort gesichert. Mit praktisch 100 Perzent Wahrscheinlichkeit ein Mord. Opfer ist eine Weiße, wahrscheinlich um die dreißig ... und rote Haar. Peep-Show-Modell, wahrscheinlich a Hur — eine Prostituierte. Laut Leichenstierer is des Ableben der Toten höchstens a halbe Stund her. Schreite nun zur Befragung der Zeugen. Skocik Ende.«
    In der Live Girl Revue tummeln sich mehr Männer als zu dieser Tageszeit üblich. Eine Hundertschaft an Ermittlern, Kriminaltechnikern, Ärzten und Sanitätern hat das Etablissement abgeriegelt, nimmt Personalien auf und gibt sich alle Mühe, die Spuren des Täters nicht zu verwischen.
    Einige der Kabinenfenster zur Tanzfläche wurden im offenen Zustand fixiert, nachdem Skocik und seine Kollegen es satt hatten, dauernd Zehner einzuwerfen. Dahinter liegt die Rikki immer noch splitternackt in ihrem Blut und wird von einem gelangweilten Fotografen aus allen möglichen Blickwinkeln geblitzt. Drei leichtgeschürzte Mädchen, die ein Beamter aus der Künstlergarderobe abgeholt hat, werfen aus den Augenwinkeln ängstliche Blicke auf ihre Exkollegin. Zur Untersuchung können sie einstweilen nichts beitragen, da sie der deutschen Sprache nur peripher mächtig sind.
    »Oje«, raunt der Trainer dem Doc ins Ohr und deutet dabei auf den Kommissar. »Den kenn ich. Und er kennt uns auch.« Er nimmt Trash am Arm und zieht ihn zu der Ramschkiste mit den Erotik-Schnäppchen. »Wir müssen so tun, als ob wir ganz normale Spechtler wären.« Dann fängt er in den Video-Sonderangeboten zu wühlen an.
    Aber zu spät. Skocik hat die beiden privaten Ermittler im Halbdunkel des Foyers bereits ausgemacht und kommt nun forschen Schrittes auf sie zu. Ein eiskaltes Lächeln umspielt seine dünnen Lippen.
    »Tag, die Herren«, schnarrt er und baut sich vor dem Trainer auf, der unangenehm berührt einen Schritt zurückweicht. »Na, wo hamma denn heute meinen ganz speziellen Freund von der Ostbahn?«
    »Dienstreise«, sagt der Trainer knapp.
    »Dienstreise. Verstehe«, sagt Skocik zu sich oder seinem Diktiergerät. »Und selbst? Was verschlagt einen wie Ihnen in so eine Blashütten?«
    »Ich versteh ned ...«
    »Sind Sie
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