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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show
Autoren: Guenter Broedl
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Posten von Anfang an eine glatte Fehlbesetzung.
    Brunner antwortet erst gar nicht, sondern ordert beim Kellner seine traditionelle Mischung: einen kleinen Mokka, kurz und schwarz, mit einem großen Weinbrand, günstig, aber dafür handwarm.
    Sie sitzen im schattigen Garten der Gaststätte Zum goldenen Baum, nur ein paar Schritte vom Haupttor des Baumgartner Friedhofs entfernt. Die Rosi hat es sich nicht nehmen lassen, die Trauergemeinde auf einen Umtrunk einzuladen, der zumindest am oberen Ende der Tafel - wo unter dem Vorsitz von Rikkis trauernder Mutter die besonders trinkfeste Fraktion von Ostbahn-Musikanten über den Sinn von Leben und Tod nachdenkt — in ein Besäufnis biblischen Ausmaßes abzugleiten droht.
    Der Polifka für , der gerade mit einem halbleeren Krügel in der Hand vom Klo kommt, weiß nicht so recht, auf welche Seite er sich schlagen soll, und entscheidet sich dann wider Erwarten gegen das Kampftrinker-Gremium.
    »Franz, auf a Wuat!« wendet er sich an Brunner und läßt sich neben ihm auf den Gartenstuhl plumpsen.
    »Was liegt an, für ?«
    »Nix«, sagt der Polifka vorbeugend, weil er zu spät bemerkt hat, daß seinem treuesten Kunden offenbar Fragen durch den Kopf gehen, die mit den Sehenswürdigkeiten in der Live Girl Revue nur ganz am Rande zu tun haben. »Es is nur so: I hob ma über Mittag frei gnumman, wegen der Leich, oba i miaßat dann schön langsam wieder zruck in de Hackn. Es warat wegen ana Mitfahrgelegenheit ...«
    Eine Traditionsmischung später sind Brunner und der Polifka bereits im Taxi zur Peep-Show am Mariahilfer Gürtel unterwegs. Der Doc und Bettina haben den Auftrag erhalten, Dietrichs Wohnhaus im Auge zu behalten. Sollte der Tatverdächtige dort auftauchen, ist das Einsatzleiter Brunner umgehend per Handy mitzuteilen. Dasselbe gilt für den Trainer an seinem aussichtlosen Posten in der oberen Halle des Westbahnhofs. Nur keine eigenmächtigen und übereilten, mit den Kollegen und der Chefetage nicht abgesprochenen Aktionen.
    »Redst du do dienstlich?« erkundigt sich Rudolf Polifka, den Brunners mobiltelefonische Direktiven gleichermaßen beeindrucken wie verwirren. »I hab allwäu glaubt, du bist in der Rentn!«
    »Theoretisch«, sagt Brunner und gibt dem lahmen Taxler gleich darauf die Sporen: »Sicherheitsbüro. Brunner. Hamma den Schein? Ah, eh ned? Wannst ned glei fliagn lernst, kriagst erm nie!«
    In den wenigen Minuten, die der durch Brunners harsche Worte frisch motivierte Taxilenker, offenbar ein kaum ortskundiger Einwanderer aus dem südlichen Hindustan, nunmehr bis zum Mariahilfer Gürtel braucht, wird am Rücksitz der Mietdroschke so manches klarer:
    »Gehts leicht um den Trauminix vom Marktamt, der wos die Rikki so verehrt hat und mit dir am Grab so lang gredt hat?« erkundigt sich der Polifka.
    »A gewisser Dieter Dietrich«, nickt Brunner. »Waaß ma wos von dem?«
    »Najo, wissen ... wie soll i sogn?« meint der Polifka — und weiß dann ganz viel über den Waldek zu berichten, einen polnischen Automechaniker und vormaligen Rennfahrer, den er aus dem Cafe Rallye kennt.
    »Sechshauser Straßen 38? Weinhofer Josef?« fragt Brunner nur.
    »Na und?« kontert der Polifka, weil er aus Erfahrung weiß, was auch der Brunner aus Erfahrung weiß, nämlich daß das Rallye nicht unbedingt zu den ersten Adressen zählt, weder im Bezirk noch weltweit.
    Besagter Waldek jedenfalls war Spezialist für Oldtimer, im besonderen für historisch wertvolle italienische Sportwagen: »Ferrari, Alfa Romeo, Lambrusco, nur des Feinste vom Feinen«, erzählt der Polifka. In der Liniengasse, irgendwo in einem Eckhaus, betrieb er eine Reparaturwerkstätte, was ihm im Cafe Rallye den Spitznamen »der Waldek vom Hauseck« einbrachte. Aber dann passierte dieser Unfall. Der erfahrene Mechaniker geriet aus bis heute nicht eindeutig geklärten Ursachen unter seine Hebebühne und verlor dabei das linke Bein. »Wie seinerzeit der Dick van Dyke in › Lohn der Angst ‹ , wennst di erinnern kannst«, beweist der Polifka einmal mehr sein filmgeschichtliches Fachwissen.
    »Und was hat dieser Waldek mit dem Dietrich zu tun?« wird Brunner langsam ungeduldig.
    »Na, dem ghört doch jetzt die Garasch! Auf meine Vermittlung, quasi. Weil der Waldek vom Hauseck als Invalide sei Bude zumachen hat müssen, und der Dings, der Dietrich vom Marktamt, zu dera Zeit überall im Bezirk herumgfragt hat wegen einer preisgünstigen Werkstatt. Für seine Hobby.«
    »Interessant«, sagt Brunner. Dann greift er sich
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