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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show
Autoren: Guenter Broedl
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wortlos den Stadtplan, der neben dem Taxler griffbereit auf dem Beifahrersitz liegt, und schlägt die Karte des sechsten Bezirks auf.
    »Liniengasse, Ecke ... was?«
    »Liniengassn ... Liniengassen ...« strapaziert der Polifka die kargen Überreste seines Langzeitgedächtnisses. »Liniengassen, Ecke irgendwas. Jedenfalls gleich dort beim Spital. Weil der Waldek bei sein Unfall mit dem zerquetschten Haxn no auße auf die Straßn ghupft is, und dort habn ihn Passanten aufklaubt und glei vis-à-vis ins Krankenhaus bracht. Zu die barmherzigen Schwestern. Sein Glück. Wäu sonst wär er verbluat und heut nimma do, da Waldek ...«
    Aber dieses Kapitel des polnischen Einwandererschicksals interessiert Brunner schon nicht mehr. Er wählt in aller gebotenen Eile den Doc und dann den Trainer an. Es ist soweit. Der Dietrich sitzt in der Falle. Das weiß man. Das hat man im Urin.
    ***
    »Also, wanns am Geld liegt, Franz, dann soll des grad heut ka Problem sein«, meint der Polifka, als er vor der Live Girl Revue umständlich aus dem Taxi steigt. Er kann einfach nicht begreifen, daß der ansonsten so virile Exkriminalist keine Lust auf einen ganz kurzen Abstecher in »seinen« Erotiktempel hat. »Nach so einem traurigen Anlaß schreit der Körper doch förmlich nach an bißl einer erotischen Entspannung«, gibt er sich als Gerti-Senger-Jünger zu erkennen. »Und außerdem: Der Tod und die Liebe hängen irgendwia eng zsamm miteinand. Wie seinerzeit beim Marcello Mastroianni und der Monica Vitti, wie er ihr am Begräbnis hinter an Grabstein ohne jeden Genierer untern Rock griffen hat. › Das Geheimnis der schwarzen Witwe ‹ . Spitzenfilm.«
    »Des waren der Belmondo und die Catherine Deneuve«, sagt Brunner und schließt die Wagentür.
    Der Polifka denkt kurz nach und schüttelt dann energisch den Kopf. »Sicher ned. Wäu des tät i wissen!«
    Aber da setzt das Taxi bereits seine wilde Fahrt in die Liniengasse fort.
    ***
    »Febra! Makknaufbitte, Werbu!« brüllt Einsatzleiter Brunner in die Gegensprechanlage, nachdem er alle Klingelknöpfe gleichzeitig gedrückt hat. Als sich das Haustor prompt öffnet, zwinkert er dem Doc verschmitzt zu. »Alter Kiebererschmäh, Herr Dresch. Solltens Ihnen merken ...«
    Der Doc nickt und grinst zurück. Er ist mit sich selbst zufrieden. Immerhin war es ein Anruf bei einem seiner geheimnisvollen Informanten, der die nunmehr wiedervereinten Ermittler zum Eckhaus Liniengasse/Garbergasse, direkt gegenüber vom Spital, geführt hat. Wenn Brunners Urin nicht trügt, muß Dietrich direkt hierher geflüchtet sein, wahrscheinlich um wertvolle Indizien zu beseitigen. In seiner Wohnung war er jedenfalls nicht — genausowenig wie am Westbahnhof, wie der Trainer zerknirscht zugeben mußte.
    Brunner öffnet das Tor zum Hinterhof. »Na bitte, die Garasch«, sagt er leise.
    Der Doc zögert nicht lang, schlüpft durch den Türspalt und schleicht, geduckt und lautlos wie ein Anti-Terror-Agent, zu einem der vergitterten Werkstattfenster. Dort reibt er mit dem Finger über das vor Schmutz fast blinde Glas und späht vorsichtig ins Innere des ebenerdigen Hinterhauses. Dann geht er wieder in Deckung, dreht sich um und hebt den Daumen der rechten Hand. Ihr Mörder sitzt in der Falle.
    »Jetzt nur nix überhudeln«, warnt Brunner, als der Doc in den Hauseingang zurückkehrt.
    Im Gänsemarsch traben die vier Freizeitkriminalisten über die ausgetretene Treppe in den ersten Stock, wo sie bereits von einer resoluten Rentnerin im geblümten Plastikhauskleid erwartet werden.
    »Ham Sie grad gläut?« erkundigt sich die alte Dame mißtrauisch. »Zu wem wollens denn?«
    »Sicherheitsbüro, grüssie«, sagt Brunner, der jahrzehntelange Routine im Umgang mit neugierigen Hausparteien hat, mit sonorer Autoritätsstimme. »Wir san wegen einer Amtshandlung im Haus. Betrifft allerdings keinen von die Mieter, sondern den Herrn in der Garasch hinten. Ka Grund zur Beunruhigung.«
    »Aso, der komische Kerl, der wos die Werkstatt vom Herrn Waldek übernommen hat? Der kummt mir scho die längste Zeit verdächtig vor. Bis um drei in der Früh tut er oft schleifen und bohrn und was waaß i was. I wollt eh scho am Wachzimmer in der Stumpergassn anrufen und mi beschwern, Herr Inspektor — aber wissens eh, als alleinstehende Frau, und die Jüngste bin i ja auch nimmer ...«
    »Da hams uns wirklich sehr gholfn, Gnädigste«, läßt Brunner seinen Charme spielen. »Wir werden uns um des Subjekt kümmern. Aber jetzt gehns bitte wieder zruck in
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