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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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Kleinholzmachen für seinen Kamin. Mit der Axt.«
    »Mein Beileid«, sagte ich. Dass Pollack nicht da war, erschwerte die Sache. Er war nicht gerade ein Freund, aber mein Verhältnis zu ihm litt nicht unter permanenten Spannungen wie das zu Fahrenbach. Wir respektierten uns.
    »Was waren das eigentlich für Gorillas, die hinter Wolter her waren?«, fragte ich.
    »Haus-Sicherheitsdienst.«
    »Die Burschen sahen mir ziemlich hart aus. Diese Sicherheitsdienste beschäftigen doch sonst nur Rentner.«
    »In dem Haus legt man auf Sicherheit gesteigerten Wert. Ich wundere mich, dass Wolter es überhaupt bis in das Büro geschafft, ob er jetzt geschossen hat oder nicht.«
    »Gibt es keine Angestellten?«
    »Nur eine Geschäftsführerin. Aber die war außer Haus.«
    »Wieso waren die Sicherheitsleute so schnell am Tatort?«
    »Die haben einen anonymen Anruf erhalten, dass in Schwarzenbergers Büro ein Mord passiert sei.«
    »Kam der Anruf von außerhalb oder aus dem Haus?«
    »Aus dem Haus, aber von einem öffentlich zugänglichen Apparat.«
    »Also«, ich schenkte Kaffee in die Tassen und nahm einen Schluck, »glauben wir Wolter einfach mal. Er marschiert unbehelligt von Security und Angestellten in das Büro, wo er die Leiche des Mannes vorfindet, den er eigentlich umlegen wollte. Gleichzeitig werden die Gorillas informiert.«
    Fahrenbach griff nach seiner Tasse und nippte daran. »Klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Die 38er spricht für Wolters Version.«
    »Aber sonst nichts.«
    Ich nahm noch einen Schluck Kaffee. »Wie lange haben die Gorillas nach dem Anruf bis ins Büro gebraucht?«, fragte ich.
    »Nach ihren Angaben sechzig Sekunden. Die sitzen im Erdgeschoss.«
    Ich zielte über Daumen und Zeigefinger auf Fahrenbach.
    »Bang!« , sagte ich und sah dann auf meine Uhr. Der Sekundenzeiger kroch vorwärts. Nach zehn Sekunden bewegte sich Fahrenbach unbehaglich in seinem Stuhl. Nach zwanzig winkte er ab.
    »Schon gut, ich verstehe, was Sie meinen. Er ist eben nicht sofort weg.«
    »Sie meinen, er hat noch ›Il Tuffo‹ auf den Schreibtisch geschrieben?«
    »Hat er Ihnen davon erzählt?« Fahrenbachs fette Rechte massierte seine Augen. »Die Spur ist noch nicht ausgewertet.«
    »Italienisch. Heißt ›der Kopfsprung‹, ist aber auch eine Verkürzung von ›Tartuffo‹, also ›Trüffel‹, wenn ich mich nicht irre. Kann ich für Sie nachgucken.«
    »Vielen Dank, einen Übersetzer können wir uns schon noch leisten.« Er trank seine Tasse leer. »Kant, tun Sie mir den Gefallen und behalten das für sich, ja? Die Presse macht sonst gleich einen ›Autogramm-Mörder‹ draus. Ersparen Sie mir das bitte.«
    »Natürlich, Fahrenbach. Aber sagen Sie mir eines: Warum hätte Wolter das schreiben sollen?«
    »Was weiß ich.« Wieder wischten seine fetten Finger durch sein Gesicht. Dann sah er ärgerlich in seine Tasse. »Bezahlt Wolter Sie?«, fragte er schließlich.
    »Nein. Aber wenn er tatsächlich der Mörder war, werdet ihr versuchen, mich wegen Beihilfe dranzukriegen, richtig?«
    »Richtig.« Er sah mir für fünf Sekunden in die Augen. »Sie glauben ihm wirklich, was?«
    Ich nickte.
    »Hauen Sie ab, Kant«, sagte er. »Aber bleiben Sie in der Stadt.«
    * * *
    Ich schloss die Tür auf. In der Diele streifte ich gähnend die Artioli-Schuhe von den Füßen und deponierte sie in meinem Mahagoni-Schuhschrank. Ich durchquerte den Wohnraum; in der Küche warf ich zwei Aspirin in ein Glas Wasser und ging damit zurück. An meiner Bar füllte ich ein anderes Glas mit dem achtzehn Jahre alten Calvados, den mir ein dankbarer Klient vor zwei Wochen als Sonderbonus überreicht hatte. Ich kippte das Aspirin in mich hinein, sobald es sich aufgelöst hatte, und spülte mit Perrier nach. Dann roch ich an dem Apfelbrand und ließ ihn zärtlich meine Stirnhöhle kitzeln. Ich nahm einen kleinen Schluck und schlenderte zum Anrufbeantworter, der auf dem kleinen Flötotto-Regal neben der Wendeltreppe zum Büro stand. Fünf neue Nachrichten. Dreimal die Nummer der Freifrau, ein Anruf kam aus Frankfurt, der fünfte von einer anonymen Nummer. Ich nahm ich einen zweiten, größeren Schluck und drückte die Abspieltaste.
    Cornelia Freifrau zu Spee-Lörickendorff teilte mir mit tränenerstickter Stimme mit, dass mein Verdacht wohl doch nicht so grundlos gewesen sei, wie sie geglaubt hatte; sie sei mittlerweile zweifelsfrei sicher, dass Tokohiro sie mit einem Schulmädchen betrüge. Welche Beweise sie gefunden hatte, verschwieg sie mir
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