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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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gewartet!«
    »Ich war in einer andern Sache da. Zufällig.«
    »Wenn das stimmt, warum haben Sie ihn dann nicht hopp genommen? Wolter ist doch ein Schlappschwanz! Mit dem wären Sie mit links fertig geworden!«
    »Warum soll ich mich mit einem Bewaffneten anlegen, nur weil der nach Frankfurt gefahren werden will? Das wäre doch eher Ihr Job, Fahrenbach, oder? Für mich würde ich das ein unnötiges Risiko nennen.«
    »Unnötig! Er ist ein verdammter Mörder, Kant! Ich habe hier eine Leiche ohne Hinterkopf, und Sie lassen den einfach laufen!
    »Wolter war es nicht«, sagte ich.
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Er hat’s mir gesagt. Der Mann war schon tot, als Wolter in das Büro kam.«
    »Verarschen Sie mich nicht, Kant! Wolter hat ein Motiv. Er hat dem Opfer mehrfach gedroht – vor Zeugen. Er hatte eine Waffe dabei. Und Sie glauben ihm einfach, dass er’s nicht war!«
    »Sie haben es doch selbst gesagt, Fahrenbach. Wolter ist ein Schlappschwanz. Der Mann war fertig. Er hätte mich nicht belügen können, wenn er’s versucht hätte.«
    Fahrenbach schnaufte in den Hörer. »Bewegen Sie Ihren Arsch hierher, Kant. Zügig. Ich warte auf Sie.« Er legte auf.
    »Sie scheinen ja ein alter Bekannter zu sein«, sagte der Bulle.
    »Kann man so sagen.« Ich reichte ihm den Hörer. »Aber es gibt noch keine Akte über mich.«
    »Kann ganz schnell kommen.«
    Ich stand auf und ging zur Tür.
    »›Auf Wiedersehen‹ sage ich lieber nicht«, sagte ich freundlich.
    »Dann passen Sie mal gut auf.« Er nickte mir zu. Ich trat auf den trostlosen Behördengang und machte mich auf die Suche nach einem Ausgang zum Parkplatz.
    * * *
    Fahrenbachs letzte Diät hatte so wenig angeschlagen wie ihre Vorgängerinnen. Er füllte seinen Bürostuhl vollständig aus. Seine winzigen, blassen Augen verschwanden fast hinter dem Speck auf seinen Jochbeinen. Er sah mich wütend an, nachdem ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch gesetzt hatte.
    »Also?«, schnaufte er.
    »Ich kann Ihnen nicht mehr erzählen als am Telefon, Fahrenbach.«
    »Was für eine Waffe hatte er?«
    »Eine 38er-Colt Halbautomatik. Passt das?«
    »Nein«, brummte er. »Für das Loch hat es schon eine 44er gebraucht.« Mit einem karierten Taschentuch wischte er den Schweiß von Stirn und Nacken.
    »Ich kann eine Parabellum von einer Magnum unterscheiden. Zumindest aus zwanzig Zentimetern Entfernung«, sagte ich.
    »Jaja. Ich weiß.«
    »Haben Sie einen Kaffee für mich?«
    Er drückte einen Knopf auf seinem futuristischen Telefon. »Können wir Kaffee kriegen?«, brüllte er den Apparat an. Aus dem Lautsprecher kam ein unverständliches Krächzen, das er mit einem befriedigten Nicken quittierte. Er sah auf seine Armbanduhr. »Eigentlich zu spät für Kaffee. Aber ich komme heute sowieso erst nach Mitternacht ins Bett.«
    »Erzählen Sie mir was über das Opfer«, sagte ich.
    »Yves Schwarzenberger. Siebenunddreißig. Anlageberater, Lobbyist im Landtag, Makler von allem, was Geld bringt, vor allem von Kunst. Sein Name tauchte ständig in irgendwelchen Ermittlungsakten vom OK oder RD auf, aber nicht der Schatten eines Hauches eines Verdachtes konnte bewiesen werden. So ehrenhaft wie ein Politiker. Scheiße. Eigentlich sollte man froh sein, dass der so elegant entsorgt worden ist.« Ein fetter Arm stieß mit ausgestrecktem Finger auf mich zu. »Das hab ich nie gesagt, klar?«
    »Logisch.«
    Die Tür öffnete sich, und ein junger Beamter mit Aknenarben und dünnem, blondem Haar balancierte ein Tablett mit einer Thermoskanne und zwei Tassen herein.
    »Danke, Klövermann«, flötete Fahrenbach liebenswürdig, als das Tablett auf dem Schreibtisch stand. »Gibt’s was Neues?«
    »Ich habe eine Liste seiner Konten. Vierzehn bei vier Banken. Die richterliche Erlaubnis, die einsehen zu dürfen –«
    »Was ist mit seiner Frau?«, fiel Fahrenbach ihm ins Wort.
    »Wir haben sie noch nicht finden können.«
    Fahrenbachs Augen schossen Blitze, doch er sprach unverändert freundlich. »Machen Sie Feierabend, Klövermann.«
    »Danke, Chef.« Klövermann verzog sich eilig aus dem Büro.
    Fahrenbach wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. »Er ist ein Trottel. Aber ich habe keinen anderen«, sagte er mit leidendem Ausdruck.
    »Wo ist denn Pollack?«, fragte ich.
    »Krank. Schon seit sechs Wochen. Fällt mindestens ein halbes Jahr aus. Scheiße.«
    »Was hat er denn?«
    »Üble Geschichte, hat sich fast den Fuß abgehackt.«
    »Wie denn das?«
    »Beim
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