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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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zuständig.«
    »Werner, wer ist dieser Mann?«, präzisierte Hanna ihre Frage ungeduldig. In einem etwas schärferen Ton.
    »Ich wusste, ihr würdet euch auf Anhieb verstehen«, sagte Kürten leise zu ihr. Dann fuhr er lauter fort und wurde offiziell: »Darf ich bekannt machen? Hauptkommissarin Hanna Broder, das ist Professor Doktor Holger Heckel.«
    Eine feingliedrige Hand mit dünnen, spinnengleich langen Fingern wurde ihr entgegengestreckt. »Lassen Sie den ›Doktor‹ ruhig weg. Aber latschen Sie bitte nicht mehr auf den Büchern herum, ja?«
    Hanna betrachtete den schmächtigen Mann im dreiteiligen Anzug schweigend, ohne seine Hand zu nehmen. Hätte sie sich entscheiden müssen, was ihr weniger gefiel, die irgendwie schnüffelnd anmutenden, mausigen Gesichtszüge des bebrillten Männleins oder sein sandfarbener Anzug in Kombination mit dem hellblau und weiß gestreiften Brokerhemd und der roten Fliege – die Wahl wäre ihr wirklich schwergefallen.
    »Professor Doktor Heckel wird uns in diesem Fall unterstützen.«
    So was haben wir früher auf dem Schulhof immer verprügelt, dachte sie, verkniff es sich jedoch, den Gedanken laut auszusprechen. Stattdessen machte sie einen anderen Fehler und unterbrach Kürtens Vorstellungslitanei mit dem Spruch, den der Bursche ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal hörte.
    Sie sagte in einem leicht arroganten Tonfall über Heckels Kopf zu Kürten: »Professor? Doktor? Das Kerlchen ist doch noch nicht mal trocken hinter den Ohren.«
    Offensichtlich hatte das Doktormännchen eine ziemlich kurze Zündschnur. Holger »Lassen-Sie-den-Doktor-weg« Heckel sprühte in feinem Speichel Gift und Galle durch den Keller, den Hanna nicht nur aus diesem Grund so schnell wie möglich verließ.
    Wieder an der Erdoberfläche, atmete sie befreit auf und blinzelte in die Sonne. Kürten folgte ihr ins Freie und wuschelte sich den feinen Mörtel aus den Haaren.
    »Wieso grinst du so blöd?«, fragte Hanna, als sich die Staubwolke um Kürten gelegt hatte.
    »Ich frage mich, wie du das mit dem Professor wieder hinbekommst«, antwortete Kürten.
    Das Grinsen wollte einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden.
    »Ich glaube nicht, dass ich mich eines Fehltritts schuldig gemacht habe. Dienstlich, meine ich.«
    »Darum geht es nicht, Hanna.« Kürtens Lippen umspielte noch ein Restgrinsen, das Hanna sauer machte.
    »Sagst du es mir heute noch?«
    »Der Mann ist dir bei dieser Ermittlung als Berater zugeteilt, Hanna. Anweisung von oben.«
    Kürten, ganz Pokerface, deutete mit dem Zeigefinger Richtung Himmel.
    Hanna schloss die Augen und stöhnte leise, während hinter ihr der neue Partner blinzelnd ins Tageslicht trat und mit spitzen Fingern Staub von Jackett und Weste wischte. Sie wusste, dass Kürten mit seinem zweideutigen Fingerzeig nicht Gott, sondern den Leiter der Mitte, Jürgen Meuser, meinte. In ihrem Universum machte das keinen großen Unterschied.
    »Scheiße«, murmelte sie. »Hättest du das nicht früher sagen können?«
    »Du lässt mich ja nie ausreden«, sagte Kürten.
    Da war es wieder, das Grinsen. Doch bevor Hanna ihm die Hölle heiß machen konnte, spähte Kürten diagonal über das Baugelände und quittierte die Ankunft eines Fahrzeugs an der Itterseite mit den Worten: »Ah, da kommt ja endlich die Spurensicherung …«
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