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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels
Autoren: C Harbach
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abrutschten, ihm Schwartz’ zu
großer Handschuh von der Hand glitt und seine Würfe oben und unten und links
und rechts an der Schaufel vorbeigingen, besaß er doch noch immer eine Anmut,
eine absichtsvolle Sicherheit, die mit nichts zu vergleichen war, was Schwartz
jemals gesehen hatte, ob auf einem Baseballfeld oder anderswo.
    Nach einer Weile lagen
vier Dutzend Bälle vor dem Zaun verstreut, eine Ernte schmutzigweißer Früchte.
Schwartz pausierte zwischen zwei Schlägen und hielt dann einen Ball in die
Luft: letzter.
    Henry nickte. Schweiß
tropfte von seiner Nasenspitze. Komm schon, dachte
er. Das eine Mal. Der Ball pfiff vom Schläger, ein
niedriger Schlag durch die Lücke zwischen First und Second Base. Henry schoss
nach rechts, so schnell es seine wackligen Beine zuließen, und lehnte sich
zugleich nach hinten. An der Rasenkante des Outfields angekommen, hechtete er.
Mit Zero hätte er den Ball verfehlt, aber Schwartz’ Handschuh bot zweieinhalb
zusätzliche Zentimeter Leder. Die ihm zugewandte Hälfte des Balls kam im
Handschuh zu liegen wie eine Eiskugel im Hörnchen, und irgendwie gelang es
Henry, ihn festzuhalten, als sein Bauch auf dem Boden aufschlug. Er schlitterte
durch das noch taunasse Gras auf die Begrenzungslinie zu. Er rappelte sich hoch,
bohrte die Ferse des hinteren Fußes in den Boden, fühlte eine Blase platzen. Komm schon. Nebel oder Schweiß verschleierte ihm die Sicht,
sodass er das Schaufelblatt kaum erkennen konnte, nur eine Art undeutliche,
nicht sehr große graue Fläche in mittlerer Entfernung. Seine Finger fanden die
Nähte. Er drehte die Hüfte, schleuderte den Arm nach vorn und spürte nichts,
weniger als nichts, keine Vorahnung oder Erwartung, keine Lebendigkeit, kein
Gewicht, kein Jucken oder Gefühl in den Fingerspitzen, keine Angst, keine
Hoffnung.
    Der Ball schien einem
vorgezeichneten Weg zu folgen, während er durch den Morgennebel zog. Je näher
er dem Ziel kam, desto mehr rechnete Henry damit, dass er vom Kurs abweichen
würde, aber nach der Hälfte der Strecke sah es gut aus, und nach Dreivierteln
der Strecke sah es besser aus. Das eine Mal.
    Das Schaufelblatt
schallte wie eine geschlagene Glocke, hörte nicht auf zu vibrieren, als der Ton
verklungen war. Contango heulte, als wollte er die Tonhöhe treffen. Der Ball
fiel senkrecht hinab in den Staub des Infields. Das Gefühl, das Henry
durchfuhr, war besser als die magische Infusion, die man ihm im Krankenhaus von
Comstock serviert hatte, besser als alles andere, was er jemals auf einem
Baseballfeld gefühlt hatte. Eine halbe Sekunde später war das Gefühl vorbei. Er
hatte einen perfekten Wurf gemacht. Und jetzt?
    Schwartz bückte sich
behutsam und griff in den Eimer. »Nur Spaß«, sagte er. »Einen habe ich noch.«
    Henry nickte und ging
in die Hocke. Der Ball prallte vom Schläger.

DANKSAGUNG
    Die Geschichte von Ralph Waldo und Ellen Emerson ist dem
hervorragenden Band Emerson: The Mind on Fire von Robert D. Richardson Jr.
entlehnt.
    Dank an Keith Gessen, Matthew Thomas, Rebecca Curtis, Allison
Lorentzen, Chris Parris-Lamb, Michael Pietsch, Andrew Ellner, Stephen
Boykewich, Brian Malone, Timothy »Viper« Lang, Familie Huck, Familie Blaustein,
Kevin Krim, Brad Andalman, Emily Morris, Jean McMahon und alle bei n+ 1 .
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