Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
Vom Netzwerk:
Kummerfalte tauchte zwischen seinen Augenbrauen auf.
    Â»Nicht gut?«, erkundigte ich mich.
    Â»Doch, ganz köstlich.« Er trank einen Schluck, aber die Falte wurde nur noch tiefer.
    Â»Lügner!«
    Â»Erwischt.« Belustigt ließ Luca die Tasse sinken. »An deutschen Kaffee muss ich mich erst gewöhnen. Der schmeckt, na ja, schon wie Abwaschwasser. Und dieser hier wie Kinderkaffee. Aber okay, reden wir von was anderem.« Er sah mich herausfordernd an und ich fühlte mich genötigt etwas zu sagen. Irgendetwas! Das Erste, was mir einfiel, war, ob er fließend Italienisch spräche.
    Â»Na klar.«
    Â»Genauso gut wie Deutsch?«
    Â»Vielleicht sogar besser.«
    Â»Besser?«, hakte ich irritiert nach. »Du sprichst doch perfekt Deutsch.«
    Â»Schon, aber im Italienischen ist mein Wortschatz größer.«
    â€ºWichtikuss‹, dachte ich und tat, als würde ich einem zwitschernden Vogel lauschen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Luca seine Ledersneakers taxierte. Vielleicht fiel ihm auch nichts mehr ein, womit er sich hervortun konnte.
    Als mir die Pause zu lang wurde, sagte ich gereizt: »Du könntest eigentlich auch mal was zur Unterhaltung beitragen.«
    Â»Okay, was willst du wissen?«
    Â»Zum Beispiel, warum ihr ausgerechnet in diesem elendigen Kaff gestrandet seid«, kam es mir spontan in den Sinn. »Ich meine, hier liegt doch der Hund begraben.«
    Â»Tote Hunde gibt es überall.« Er lachte scheppernd und fand sich wohl besonders witzig, dann fuhr er fort: »Meine Mutter ist hier in der Gegend aufgewachsen. Schätze, sie wollte einfach wieder in die Heimat zurück.«
    Â»Und du?«
    Luca stellte seinen Becher so ungeschickt ab, dass etwas Kaffee auf den Tisch schwappte. »Ich, tja, ich weiß nicht. Ich bin überall und nirgends zu Hause. Ob hier oder in Italien, ist doch schnuppe.«
    Â»Aber das Meer … Vermisst du nicht das Meer?«
    Â»O doch! Und die Sonne, Espresso, gute Pasta, meine Freunde … Wenn du so willst, vermisse ich sogar ziemlich viel.« Seine Stimme war immer leiser geworden. Er tat mir fast leid, weil er in diesem Moment nicht mehr im Geringsten an den Blender erinnerte, der wie ein kleiner Napoleon unsere Klasse zu erobern versucht hatte.
    Â»Das tut mir leid«, sagte ich vage.
    Â»Schon okay. Ich komm zurecht.« Er knetete seine Haare, die sich im Nacken feucht kringelten. »Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
    Â» Wir machen jetzt gar nichts. Du gehst nach Hause und ich setze mich an Mathe.«
    Â»Aber wir könnten die Aufgaben doch auch zusammen erledigen«, schlug er vor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das würde nur darauf hinauslaufen, dass du einer Null wie mir Nachhilfe gibst. Macht bestimmt keinen Spaß.«
    Â»Typisch Mädchen.« Luca zog eine Grimasse. »Ist doch immer wieder dasselbe.«
    Als ich ihn fragend ansah, fuhr er fort: »Alle Mädchen, die ich kenne, reden sich ein, dass sie Mathe-Nieten sind. Was für ein Quatsch!«
    Â»Dafür bilden sich Jungs immer ein, dass sie von Natur aus kleine Mathegenies sind. Auch nicht viel besser, oder?«
    Luca nickte knapp. »Was natürlich nicht stimmt. Nur dadurch, dass sie sich das immer wieder eintrichtern, sind sie automatisch besser, wohingegen Mädchen, die sich ja das Gegenteil einreden, automatisch schlechter sind.«
    Es klang verworren und doch logisch. Trotzdem fand ich, dass ich für heute genug an Luca-Dosis hatte und er langsam mal abzischen konnte. Ich würde Mathe auch alleine hinkriegen oder notfalls eben ganz darauf verzichten, die Aufgaben zu machen. Also schob ich Jade vor, die angeblich gleich zum Lernen kommen würde.
    Â»Bin ja schon weg. Danke übrigens für die Dusche und den Kaffee.« Er stand auf, wobei er sich das Knie am Küchentisch stieß. Aber er ließ sich nichts anmerken und humpelte tapfer zur Tür. »Du magst mich nicht besonders, oder?«
    Ein Ruck ging durch meinen Magen. »Wieso? Wie kommst du darauf?«
    Â»Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als ich vorhin geklingelt habe. Autsch! Da kommt er ja, der Albtraum auf zwei Beinen. Töte ihn oder lauf um dein Leben!«
    Ich musste lachen. War ich wirklich so leicht zu durchschauen? Aber sollte er doch denken, was er wollte. Er hatte zwar hübsche Nutella-Augen, war aber trotzdem bloß eine Randfigur in meinem Leben. Ein vielleicht nicht mehr ganz so schlimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher