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Küssen auf eigene Gefahr

Küssen auf eigene Gefahr

Titel: Küssen auf eigene Gefahr
Autoren: Susan Andersen
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und er ließ sich alle verfügbaren Informationen über MacPherson geben. Anschließend begab er sich zum Ticketschalter, wo man eine gute Nachricht und eine schlechte Nachricht für ihn hatte. Die gute Nachricht war, dass es einen Flug gab, mit dem er nur knapp eine Stunde später als MacPherson in Seattle ankommen würde. Die schlechte Nachricht war, dass damit sein Budget fast völlig ausgeschöpft war. Nun, das ließ sich nicht ändern.
    Er musste eben versuchen, auf möglichst billigem Weg nach Miami zurückzukommen. Bei diesem Gedanken entfuhr Sam ein leises Lachen, das ganz und gar nichts Fröhliches an sich hatte. In Anbetracht dessen, dass er auf dieser Reise eine alles andere als unscheinbare, zurückhaltende Frau im Schlepptau haben würde, konnte er sich auf eine echte Aufgabe gefasst machen.

1
    A ls es an der Tür läutete, war Catherine MacPhersons erster Impuls, nicht darauf zu reagieren. Ihr war einfach nicht nach Gesellschaft zumute.
    Andererseits war Selbstmitleid eine ziemlich unschöne Eigenschaft, und noch dazu verursachte es ihr Schuldgefühle - auch wenn sie sich selbst die Erlaubnis erteilt hatte, einen ganzen Tag lang in ihrem Unglück zu schwelgen. Wieder läutete es, durchdringender dieses Mal, und da gewann Catherines jahrelang geübte Selbstdisziplin die Oberhand. Sie ging zur Tür und öffnete.
    Die Letzte, die sie auf ihrer Schwelle zu sehen erwartet hätte, war ihre Zwillingsschwester. »Kaylee«, war alles, was sie in ihrer Verblüffung herausbrachte, und dann stand sie nur noch da und starrte ihre Schwester an.
    »Überraschung!«, rief Kaylee mit der heiseren Altstimme, die sie sich antrainiert hatte, als sie beide fünfzehn Jahre alt gewesen waren. Der Riemen ihrer Tasche rutschte ihr von der Schulter, und sie stieß mit ihrem Koffer gegen den Türrahmen, als sie ihn in den Flur bugsierte. Dort ließ sie Tasche und Koffer fallen, schloss Catherine in die Arme und drückte sie in einer Wolke aus Parfüm fest an sich.
    Catherine erwiderte die Umarmung ihrer Schwester, konnte allerdings nicht verhindern, dass gleichzeitig eine leise Stimme in ihrem Kopf flüsterte: Oh, oh. Ich wittere Unheil. Sie klopfte Kaylee auf die Schulter, dann befreite sie sich aus ihren Armen und trat einen Schritt zurück.
    Kaylee sah sich im Flur um und warf einen Blick ins Wohnzimmer, um sich anschließend mit einer spöttisch hochgezogenen Augenbraue wieder Catherine zuzuwenden. »Wie ich sehe, bist du wie eh und je die ordentliche kleine Hausfrau«, sagte sie mit amüsiertem Unterton. »Alles hübsch sauber aufgeräumt.«
    Diese Bemerkung wirkte auf Catherine wie ein Schlag in die Magengrube, und sie erwiderte steif: »Ehrlich gesagt sieht es hier sonst nicht so ordentlich aus. Ich wollte gestern Abend nämlich nach Europa fliegen, aber als ich am Flughafen ankam, musste ich feststellen, dass der Reiseveranstalter Pleite gemacht hat und ich mein Geld in den Wind schreiben kann.«
    »Auweia«, sagte Kaylee mitfühlend.
    »Ich habe lange für diese Reise gespart, Kaylee.« Catherines Kinn begann zu zittern, sie riss sich jedoch zusammen und biss die Zähne aufeinander, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
    »Ja, das ist wirklich Pech«, sagte Kaylee. Dann zuckte sie mit den Schultern und fuhr munter fort: »Aber damit wirst du schon fertig, Schwesterherz. Das ist dir doch bis jetzt immer gelungen.« Sie nahm eine zierliche Skulptur in die Hand, die auf einem kleinen Tisch im Flur stand, betrachtete sie einen Augenblick lang ohne großes Interesse und sah wieder ihre Schwester an. »Die Sache ist die, Catherine« - sie stellte die Skulptur vorsichtig zurück -»ich stecke ziemlich tief in der Klemme.«
    Na, das ist ja mal was ganz Neues , ging es Catherine unwillkürlich durch den Kopf, wobei ihr klar war, dass diese Art von Sarkasmus kein besonders gutes Licht auf ihren Charakter warf, aber sie war momentan einfach nicht in der Lage, ein entsprechendes Maß an Mitgefühl aufzubringen. Es war kein Zufall, dass sie sich einen Wohnort ausgesucht hatte, der so weit wie möglich von dem ihrer Schwester entfernt lag, wenn sie denn schon auf dem gleichen Kontinent leben mussten.
    So lange Catherine denken konnte, hatte man es ihr überlassen, sich der Probleme anzunehmen, die in der Familie auftauchten. Sie hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war, aber im Grunde lief es immer darauf hinaus. Bevor irgendeine Sache erledigt werden konnte, musste sich erst jemand finden, der das zu übernehmen gewillt war
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