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Küssen auf eigene Gefahr

Küssen auf eigene Gefahr

Titel: Küssen auf eigene Gefahr
Autoren: Susan Andersen
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- und niemand sonst aus ihrer Familie hatte sich jemals freiwillig dazu bereit erklärt. Ihr Vater war für gewöhnlich unterwegs, um einen seiner Pläne zu verfolgen, die ihm zu schnellem Reichtum verhelfen sollten, und alles andere war ihm egal, sollte sich doch darum kümmern, wer wollte. Ihre Mutter war taub gewesen und hatte kaum etwas anderes im Kopf gehabt als ihre fundamentalistische kirchliche Gemeinde, und wenn sie sich hin und wieder einmal Catherine und Kaylee zuwandte, dann nur, um sie vor den Gefahren zu warnen, die sie mit der Zurschaustellung ihrer sündigen Körper heraufbeschworen. Derartige Ermahnungen waren mit nervtötender Regelmäßigkeit erfolgt, die Probleme des täglichen Lebens dagegen hatte sie einfach nicht zur Kenntnis genommen. Es war an Catherine hängen geblieben, dafür zu sorgen, dass die Stromrechnung bezahlt wurde und etwas zu essen auf den Tisch kam. Genauso war es an ihr hängen geblieben, Kaylee aus der Klemme zu helfen, wenn ihre Zwillingsschwester wieder einmal Mist gebaut hatte.
    Während ihrer Kindheit und Jugend hatte Catherine sich viele Dinge gewünscht, am meisten aber, dass ihre Mutter nicht ständig von ihren sündigen Körpern reden würde. Diese Predigten hatten bei ihr dazu geführt, dass sie Komplexe entwickelte, was ihren Körper betraf, Kaylee aber hatten sie dazu getrieben, von dem ihren so viel zu zeigen, wie es das Gesetz gerade noch erlaubte. Ihre Schwester schien nach dem Motto zu handeln: Wenn sie es dir verbieten, dann tu es. Und wenn du dich gut dabei fühlst, dann tu es, bis du's überdrüssig bist.
    Schon der Gedanke daran machte Catherine müde. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie den größten Teil ihrer Energie darauf verwendet, das Porzellan, das Kaylee zerschlagen hatte, notdürftig wieder zusammenzuflicken. Man konnte selten davon ausgehen, dass ihre Schwester zuerst dachte und dann handelte. Catherine musste nicht einmal die Augen schließen, um eine ganze Reihe solcher Vorfälle wie in einem Videoclip vorbeiziehen zu sehen.
    Um Catherines Geduld war es bei weitem nicht mehr so gut bestellt wie früher, das änderte allerdings nichts daran, dass sie wie ein Pawlowscher Hund darauf konditioniert war, auf bestimmte Reize zu reagieren. Was bedeutete, dass sie sofort anfing, nach Lösungen zu suchen, sobald sie mit einem Problem konfrontiert wurde. Und auch jetzt verspürte sie diese allzu vertraute unerfreuliche Mischung aus Liebe, Ärger und Frustration. Sie unterdrückte einen Seufzer und bückte sich nach dem Koffer ihrer Schwester. »Komm mit in die Küche«, sagte sie resigniert, »und erzähl mir alles von Anfang an.«
    »Du hast was belauscht?«, fragte sie kurze Zeit später fassungslos. Sie wandte sich halb um und sah ihre Schwester über die Schulter an.
    »Wie von einem Mord geredet wurde.«
    »Mein Gott, dann habe ich mich also nicht verhört.« Catherine drehte sich wieder zum Herd, um den Wasserkessel aufzusetzen. Sie war so entsetzt, dass ihre Finger wie gelähmt waren, und der Wasserkessel stieß mit einem lauten Knall gegen den Gasbrenner, als sie ihn auf die Flamme stellte. Als sie die Teetassen zum Tisch trug, konnte sie nicht verhindern, dass sie leise auf den Untertassen klapperten, und das Sonnenlicht, das durch die Jalousie fiel, kam ihr plötzlich viel zu grell vor. »Wann? Wo? Wer soll ermordet werden?«
    Kaylee betrachtete ungläubig die Tasse mit dem zarten Blumenmuster, die Catherine vor ihr auf den Tisch stellte, dann blickte sie auf und sah ihre Zwillingsschwester an, die mit blassem Gesicht vor ihr stand. »Tee?«, fragte sie ungläubig. »Ich erzähle dir gerade, dass ich gehört habe, wie ein Mord geplant wird, und du setzt mir Tee vor? Du lieber Himmel, Cat. Hast du nicht ein bisschen was Stärkeres? Scotch oder Bourbon vielleicht - irgendwas in der Art?«
    Du lieber Himmel, Caty. Es war die Stimme ihres Vaters, die Catherine hörte, und sie konnte ihn förmlich vor sich sehen, strotzend vor Gesundheit und stets ein Lächeln auf den Lippen. Du lieber Himmel, Caty, du musst lernen, ein bisschen gelassener zu sein. Ich bin überzeugt, dass du uns etwas Leckeres zum Abendessen zaubern kannst. Du tust ja gerade so, als hätte ich das gesamte Haushaltsgeld auf den Kopf gehauen.
    Catherine verkniff sich die Bemerkung, dass es noch ein bisschen früh zum Trinken war. Stattdessen erhob sie sich schweigend und ging zum Schrank, wo sie die Flasche Whiskey aufbewahrte, die von Weihnachten übrig geblieben war. Sie
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