Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
in dem dunklen Salon und spähte durch den Türspalt in die Halle.
    Die Minuten verstrichen, ohne dass sich irgendetwas tat. Amelia war schon drauf und dran, wieder zum Kamin hinüberzugehen und abermals den Klingelzug zu betätigen, als sie plötzlich eine Tür quietschen hörte. Am anderen Ende des Korridors, der zu den Küchenräumen führte, war ein schwacher Lichtschimmer zu erkennen, der stetig heller wurde. Dann blieb die Gestalt, die die Kerze trug, unvermittelt stehen, schnappte hörbar nach Luft und eilte schließlich mit einem gemurmelten Ausruf weiter in die Halle hinein.
    Von ihrem Beobachtungsposten hinter der angelehnten Salontür aus sah Amelia, wie Cottsloe, Lucs Butler, sich über seinen Herrn beugte und nach dem Puls an dessen Hals tastete. Erleichtert richtete Cottsloe sich schließlich wieder auf und starrte einen Moment lang auf die reglos daliegende Gestalt. Vielleicht - das hoffte Amanda zumindest - erklärte er sich die Sache ja so, dass Luc im Salon gewesen war, um Hilfe geklingelt hatte und dann in die Halle hinausgewankt war, um dort ohnmächtig zusammenzubrechen. Sie wartete darauf, dass Cottsloe einen Lakaien herbeirief. Doch stattdessen schüttelte der Butler nur den Kopf, hob Lucs Spazierstock auf und deponierte ihn zusammen mit der Kerze auf dem Tisch im Vestibül.
    Dann bückte Cottsloe sich und versuchte, Luc auf die Füße zu hieven.
    Plötzlich ging Amelia auf, dass es womöglich triftige Gründe dafür gab, weshalb Cottsloe - der gute alte, stets freundliche Cottsloe, der Luc und der gesamten Familie so überaus treu ergeben war - niemanden zu Hilfe holen wollte. Vielleicht wollte er ja auf diese Weise verhindern, dass publik würde, dass Luc betrunken war. Aber das war wirklich lächerlich - Cottsloe war in den Fünfzigern, ein kleiner, kurzbeiniger Mann, der zur Massigkeit neigte. Es gelang ihm zwar, Luc in eine sitzende Position hochzuziehen, doch es war völlig ausgeschlossen, dass er einen solch schweren und sperrigen Körper sonderlich weit tragen könnte, geschweige denn die gesamte Treppe hinauf.
    Und in jedem Fall nicht ohne fremde Hilfe.
    Innerlich seufzend zog Amelia die Salontür auf. »Cottsloe?«
    Mit einem erschrockenen Zischen fuhr der Butler zu ihr herum und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Amelia schlüpfte zur Tür hinaus und bedeutete ihm mit einer raschen Handbewegung, dass er besser schweigen sollte. »Wir hatten eine kleine Zusammenkunft unter vier Augen - wir unterhielten uns gerade, und da klappte Luc plötzlich zusammen.«
    Selbst in dem trüben Halbdunkel konnte sie erkennen, wie der Butler errötete.
    »Ich fürchte, er ist ein klein wenig angeschlagen, Miss.«
    »Angeschlagen? Ich würde eher sagen, er ist ganz schön betrunken. Was meint Ihr, wenn ich Euch helfe, ob wir es dann schaffen, ihn die Treppe hinaufzuverfrachten? Sein Zimmer ist in der ersten Etage, nicht wahr?«
    Cottsloe war verwirrt und ein klein wenig ratlos; er wusste nicht so recht, was die Regeln des Anstands in einem Fall wie diesem geboten. Doch andererseits brauchte er tatsächlich Hilfe. Und Luc hatte jedes Recht auf seine, Cottsloes, Loyalität. Schließlich nickte er. »Gleich oben in dem Korridor, der vom Treppenabsatz abzweigt. Wenn wir ihn bis dorthin bringen können …«
    Amelia duckte sich unter Lucs schlaff herabbaumelnden Arm und legte ihn sich um die Schultern. Sie und Cottsloe schwankten regelrecht unter ihrer Last, bis es ihnen schließlich gelang, Luc vom Boden hochzustemmen und auf die Füße zu stellen. Er hing wie ein Sack Mehl zwischen ihnen. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, Luc festzuhalten und sich zur Treppe umzuwenden. Glücklicherweise kam Luc während dieses Manövers bis zu einem gewissen Grade wieder zu sich, sodass er sich zumindest wieder halbwegs auf den Beinen zu halten vermochte. Als sie den Fuß der Treppe erreichten, machte er sich - mit ihrer beider Hilfe - sogar daran, die Stufen zu erklimmen, wenn auch auf ziemlich unsicheren, wackeligen Füßen und stark torkelnd. Amelia mochte gar nicht daran denken, was passieren könnte, wenn er rückwärts die Treppe hinabstürzte. Und so drückte sie sich seitlich gegen ihn, um ihn zu stützen und ihm Halt zu geben, und spürte dabei deutlich, wie kräftig und muskulös sein Körper unter der eleganten Kleidung war.
    Zu erraten, in welche Richtung Luc mit dem nächsten schwankenden Schritt torkeln würde, und rechtzeitig gegenzusteuern, um das Gewicht seines Körpers abzufangen und zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher