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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
Autoren: Carol Grace
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Schlagloch holperte, wurde sie fast von ihrem Sitz katapultiert. „Jahre? Ich kann keine Jahre warten. Ich muss Wein anbauen und meinen Lebensunterhalt damit verdienen. Und ganz bestimmt ist es möglich. Ich werde mir Unterstützung holen. Aber wenn es so mühsam ist, Wein auf dem Gut anzubauen, warum wollen Sie es dann kaufen?“
    „Es ist schwer, selbst für uns. Aber wir verfügen über die nötige Erfahrung. Und historisch gesehen ist es unser Land. War es Jahrhunderte lang. So wie Jahrhunderte lang sizilianischer Wein ausschließlich ins Ausland verkauft und mit anderen Weinsorten gemischt wurde. Doch inzwischen bekommen wir von den Weltmärkten die Beachtung, die wir verdienen. Zahlreiche Generationen der Montessoris haben auf diesem Land Wein angebaut, bevor wir vor einigen Jahren gezwungen waren, an Ihren Onkel zu verkaufen.“
    „Gezwungen?“
    „Das ist eine lange Geschichte, die Sie nichts angeht. Wir hatten einen Einbruch der Verkaufszahlen und anschließend finanzielle Schwierigkeiten, die uns genötigt haben, Land zu verkaufen. Das Familienunternehmen hat sich erholt, und jetzt wollen wir das Land zurück. Es gehört zu uns. Welchen Unterschied macht es für Sie? Sie haben das Gut noch nie gesehen, Sie haben nie dort gelebt oder das Land bestellt. Sie haben dort keine Picknicks veranstaltet, nie die Trauben direkt vom Weinstock gegessen und sind nie im Teich geschwommen. Für Sie bedeutet es nichts.“
    Ein Teich? Sie besaß einen Teich? Sie würde Fische darin aussetzen, im kühlen Wasser schwimmen und die Vögel beobachten, die morgens am Ufer tranken. Jetzt war sie sich sicher, dass sie niemals aufgeben würde. Isabel setzte sich ganz aufrecht in den ledernen Schalensitz. „Sie täuschen sich. Es bedeutet eine Menge für mich. Es ist meine Chance, etwas Neues zu beginnen. Ich werde mein Geld mit dem Land verdienen, das mein Onkel mir hinterlassen hat.“
    „Ihr Onkel hat keine einzige Weintraube dort angebaut.“
    „Was nicht heißt, dass ich es nicht kann. Ich habe das Anwesen noch nicht gesehen, aber es gehört mir, und ich habe fest vor, auf der Azienda Spendora zu leben und meine Zelte dort aufzuschlagen. Es ist mein Recht, mich dort niederzulassen und einen Neuanfang zu machen. Jeder verdient diese Chance.“
    Er schüttelte den Kopf, so als wäre sie so dumm wie naiv. Sie hatte schon Schlimmeres über sich gehört. „Ich habe keine Ahnung, was Sie vorher gearbeitet haben“, sagte er. „Aber wenn Sie einen Neuanfang machen wollen, warum kaufen Sie dann nicht ein Hotel, gründen eine Zeitung oder eröffnen ein Café? lles wäre für einen Neuling besser als ausgerechnet der Weinanbau. Wein braucht Zeit und Geduld und ein Händchen für den Boden.“
    „Ich weiß Ihren Rat zu schätzen“, antwortete sie und besann sich dabei ihrer guten Erziehung. Sein offener Zynismus war unverschämt. „Sie können mir glauben, wenn ich sage, dass ich bereit bin, alle Mühen auf mich zu nehmen, um zum Erfolg zu gelangen.“
    Als ob sie gar nichts gesagt hätte, fuhr er fort, mit einer Dampfwalze über ihre Zukunftspläne zu rollen. „Wollen Sie noch einen guten Rat?“
    Noch ehe sie höflich ablehnen konnte, redete er schon weiter. „Suchen Sie sich einen Job. Es ist leichter, sich seinen Lebensunterhalt auf diese Weise zu verdienen als mit dem Weinanbau. Lassen Sie sich irgendwo anders nieder. Wissen Sie, ich könnte Sie jetzt zu irgendeinem Anwesen fahren, und Sie würden den Unterschied nicht merken.“
    Der Schrecken fuhr ihr in die Glieder. „Machen Sie das gerade?“
    Er wandte sich zu ihr um, als ob sie ihn gerade des kaltblütigen Mordes bezichtigt hätte. Wortlos deutete er am Straßenrand auf ein verwittertes Holzschild und las laut vor: „Azienda Spendora“.
    Vor Erleichterung seufzte sie laut auf. Sie war nicht das Opfer einer Entführung. Er machte keinen Narren aus ihr, indem er sie zu einem anderen Weingut fuhr. Sie war angekommen. Das hier gehörte alles ihr. Ein Traum wurde gerade wahr. Oder ein Albtraum. In dem Augenblick, als sie vor dem Haus hielten, wusste sie, was er meinte.
    Einzelne Dachziegel fehlten, und durch den fleckigen Zement der Hauswand zogen sich Risse. Sie stieg aus dem Auto aus und unterdrückte eine Welle der Enttäuschung. Gleichgültig, was sie empfand, sie wollte nicht, dass er ihre Frustration über den kläglichen Zustand des Hauses sah. Er würde es nur als Zeichen der Schwäche interpretieren und aufs Neue alles daran setzen, sie zum Verkauf zu
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