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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
Autoren: Carol Grace
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den Zustand sehen, in dem sie sich befindet, werden Sie an mich verkaufen wollen.“
    „Merkwürdig“, sagte sie nachdenklich, „Sie sind schon die zweite Person, die ich treffe, die meinen Besitz kaufen will. Erst gestern …“
    „Das war auch ich“, unterbrach er sie und bog in eine holprige, schmutzige Straße ein. „Ihr Anwalt hat in dieser Sache meine Familie vertreten.“
    „Die Familie, die den größten Grundbesitz in der Region hat? Die Familie, die den preisgekrönten Marsala herstellt und in die ganze Welt exportiert?
    Er nickte.
    „Dann wissen Sie ja bereits, dass ich nicht verkaufe.“
    „Sie haben das Haus noch nicht gesehen“, sagte er tonlos.
    „Ich habe mir online ein Foto angesehen. Es sieht schön aus.“ „Ha“, schnaubte Dario und schüttelte angesichts ihrer Ignoranz den Kopf.
    Er versuchte also auch, sie zu entmutigen. Auf dem Foto, das sie sich angeschaut hatte, sah das Haus klein aus. Es lag auf einem hügeligen Gelände, machte jedoch mit dem kleinen Olivenhain und den Weinreben einen lauschigen Eindruck.
    „Das Foto wurde vor ein paar Jahren aufgenommen, als das Haus im Besitz meiner Familie war. Antonio hat es verkommen lassen.“
    Isabel sträubte sich gegen die Kritik an ihrem Onkel, auch wenn er sie womöglich verdient gehabt hätte. Ihr als Mitglied der Familie stand es zu, ihn dafür zu tadeln, dass er den Verfall zugelassen hatte, aber diesem Mann räumte sie das Recht nicht ein. Zumindest nicht in ihrer Gegenwart. „Vielleicht hatte er seine Gründe“, schlug sie vor.
    Der eisige Blick, mit dem er sie bedachte, sagte deutlicher als alle Worte, dass es keinen einzigen guten Grund gab.
    „Kannten Sie ihn näher?“
    „Er lebte zurückgezogen. Aber hier in der Gegend kennt jeder jeden.“ „Ich verstehe.“ Dabei verstand sie nichts. Was hatte ihren Onkel nur bewogen, nach Sizilien zu ziehen?
    „Er hat einen Dreckstall hinterlassen.“
    „Dann putze ich ihn eben“, beharrte sie. „Harte Arbeit macht mir nichts aus. Ich kann Wände anstreichen und Reparaturen selbst vornehmen. Habe ich früher schon gemacht.“ Als der Vermieter ihrer Wohnung in San Fransisco sich einmal weigerte, notwendige Instandsetzungen durchführen zu lassen, hatte sie einiges eigenhändig repariert. Hier würde sie den zusätzlichen Anreiz haben, dass sie an ihrem Eigentum arbeitete.
    Er hob die Augenbrauen. Offensichtlich war er von ihrer Bestimmtheit überrascht. Dabei hatte er gerade nur eine winzige Kostprobe bekommen. Jahrelang war sie, nachdem sie das Waisenhaus verlassen hatte, immer wieder für ihre Sturheit und Willensstärke gemaßregelt worden.
    „Isabel ist ein sehr starrköpfiges Kind“, darüber waren sich die Sozialarbeiterinnen einig. Sie wurde von Familie zu Familie geschoben, eine Pflegestelle wechselte die nächste ab. Kein Wunder, dass niemand dieses rothaarige, starrsinnige Mädchen haben wollte. Kein Wunder, dass ihr jüngere, süßere und gehorsamere Kinder vorgezogen wurden. Keiner wollte ein Kind adoptieren, in dessen psychologischem Bericht die Worte ‚starr‘ und ‚unbeweglich‘ vorkamen.
    Es war verletzend, übergangen zu werden, groß und schlaksig dazustehen, ein ums andere Mal die eingehenden Begutachtungen der adoptionswilligen Eltern auszuhalten und jedes Mal zurückgewiesen zu werden. Aber sie kam stets darüber hinweg. Selbst als sie schließlich wegen ihres Alters als ‚nicht mehr vermittelbar‘ eingestuft wurde, machte sie das nur noch entschlossener, schnell erwachsen zu werden und auf eigenen Füßen zu stehen. Das war ihre Chance. Sie würde es ihnen zeigen.
    „Kennen Sie sich mit dem Weinanbau aus?“
    „Ein bisschen was weiß ich, aber ich muss noch einiges lernen“, gab sie zu.
    „Wissen Sie, wie man eine Pumpe in Gang bringt, wie man Felder bewässert oder die Pflanzen vor Frost schützt? Wissen Sie eigentlich, wie schwer es ist, vulkanischen Boden zu bestellen? Haben Sie den Atem und das Geld, vielleicht Jahre auf die erste Weinernte zu warten?“ Sie hatte das Gefühl, dass er diese Befragung fast zu genießen schien. Der Ausdruck in seinen Augen und die erhobene Stimme verrieten ihn.
    Was ihr aber wirklich auf die Nerven ging, war seine Art zu unterstellen, alles hier ginge weit über ihren Horizont und sie sei absolut nicht befähigt, auch nur den Versuch zu unternehmen, in sein Handwerk einzusteigen.
    „Oder sind Sie nur in die Idee verliebt, Wein anzubauen“, fuhr Dario fort, „und abzufüllen?“
    Als der Wagen durch ein
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