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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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bei St. Tropez zu besitzen. Ohne die etwas unregelmäßigen Züge wäre er unerträglich attraktiv gewesen. So sah er nur atemberaubend gut aus. Warum brauchte so ein Mann eine Heiratsvermittlerin?
    Während er telefonierte, inspizierte er ihr Gesicht. Seine Augen zeigten genau das gleiche Grün wie ein Hundert-Dollar-Schein. »Dafür bezahlst du mich, Jamal.« Nachdem er Annabelles schlampige Erscheinung registriert hatte, warf er der Rezeptionistin einen frostigen Blick zu. »Heute Nachmittag rede ich mit Ray. Nimm dich vor diesem großkotzigen Angebot in Acht. Und sag Audette, ich schicke ihr noch eine Kiste Krug Grande Cuvée«, fügte er hinzu und legte auf.
    »Ihr Elf-Uhr-Termin, Heath«, erklärte die Empfangsdame. »Natürlich habe ich ihr gesagt, es sei zu spät für ein Gespräch mit Ihnen.«
    Bevor er antwortete, schob er seine Ausgabe der Pro Football Weekly beiseite. Er hatte große Hände mit sauberen, ordentlich geschnittenen Fingernägeln. Trotzdem fiel es Annabelle nicht schwer, sich schwarzes Motoröl auf diesen Händen vorzustellen. Vermutlich kostete seine marineblau gemusterte Krawatte mehr als ihr ganzes Outfit. Das hellblaue Hemd musste maßgeschneidert sein. Sonst würde es nicht so perfekt um die breiten Schultern herum sitzen und sich zur Taille hin dezent verengen.
    »Offenbar hört sie schlecht.«
    Nun verlagerte er sein Gewicht im Sessel, und das Hemd schmiegte sich an eine imposante muskulöse Brust. Unbehaglich dachte Annabelle an den Biologieunterricht in der High School und erinnerte sich vage an einen Vortrag über Pythonschlangen. Die pflegten ihre Beute am Stück zu verschlingen, mit dem Kopf voran.
    »Soll ich den Sicherheitsbeamten rufen?«, fragte die Empfangsdame.
    Die grünen Raubtieraugen simulierten einen K.O.-Schlag in den Magen, und Annabelle schluckte mühsam. Obwohl er die rauen Kanten abgeschliffen hatte, existierte der Kneipenrandalierer in ihm immer noch. »Nein, ich glaube, ich werde mit ihr fertig.«
    Plötzlich wurde sie von erotischen Gefühlen erfasst - völlig unpassend und unerwünscht und so deplatziert, dass sie schwankte und gegen einen Sessel stieß. Mit übermäßig selbstbewussten Männern konfrontiert zeigte sie sich nie von ihrer besten Seite. Und weil sie dieses spezielle Exemplar unbedingt beeindrucken musste, verfluchte sie ihre Ungeschicklichkeit ebenso wie das zerknitterte Kostüm und das Medusenhaar.
    Molly hatte ihr zur Aggressivität geraten. »Rücksichtslos hat er sich den Weg an die Spitze erkämpft. Mit einem Klienten nach dem anderen. Totale Angriffslust ist die einzige Emotion, die Heath Champion versteht.« Aber Annabelle war nicht aggressiv veranlagt. Alle Leute, vom Bankbeamten bis zum Taxifahrer, übervorteilten sie. Erst letzte Woche hatte sie ein Neunjähriger abgekanzelt, der sich über Sherman schief gelacht hatte. Sogar ihre eigene Familie - ganz besonders ihre Familie - behandelte sie wie einen Fußabstreifer.
    Das hatte sie gründlich satt. Die Leute durften sie nicht mehr unterbuttern, und sie wollte sich nie wieder wie eine Lachnummer fühlen. Wenn sie jetzt klein beigab - wohin würde das führen? Sie schaute in die grünen Hundert-Dollar-Augen. Und da wusste sie es - jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo sie ganz tief in ihren Granger-Gen-Pool greifen und endlich mit harten Bandagen kämpfen musste. »Unter meinem Auto lag eine Leiche.« Beinahe stimmte das, Mouse war mehr oder weniger von der Totenstarre gelähmt worden.
    Leider wirkte der Python unbeeindruckt. Aber wahrscheinlich trug er die Verantwortung für so viele Leichen, dass ihn ihre Story langweilte.
    Annabelle holte tief Luft. »Und dann hat mich dieser ganze bürokratische Kram schrecklich viel Zeit gekostet. Sonst wäre ich pünktlich hierher gekommen. Überpünktlich. Ich bin sehr gewissenhaft. Und professionell...« Prompt ging ihr der Atem aus. »Stört es Sie, wenn ich mich setze?«
    »Ja.«
    »Danke.« Annabelle sank in den nächstbesten Sessel.
    »Hören Sie schlecht?«
    »Was?«
    Einige Sekunden lang starrte er sie an, bevor er die Empfangsdame entließ. »In den nächsten fünf Minuten keine Anrufe, Sylvia, es sei denn, Phoebe Calebow ist am Apparat.« Die Frau verließ das Büro, und er seufzte resignierend. »Wie ich annehme, sind Sie Mollys Freundin.« Sogar seine Zähne sahen bedrohlich aus - stark, rechteckig und schneeweiß.
    »Wir waren zusammen auf dem College.«
    »Wenn ich auch nicht unhöflich sein will...« Seine Finger trommelten auf den
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