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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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positives Denken das Bild, das ihr aus dem Spiegel entgegenstarrte, nicht erträglicher gestalten. Sie strich ein paar Locken hinter die Ohren und glättete den Rock. Bedauerlicherweise glitten die Lifttüren auseinander, bevor sie den Schaden halbwegs zu beheben vermochte.
    Neun nach elf.
    Dicht vor ihr prangten goldene Lettern auf einer Glaswand:
    CHAMPION SPORTS MANAGEMENT. Sie eilte über den Teppichboden eines Flurs und öffnete eine Tür mit geschwungener Metallklinke. In der Rezeption standen eine Ledercouch und passende Sessel. Gerahmte Sporttrophäen hingen an den Wänden. Auf einem großen TV-Bildschirm flimmerte fast lautlos ein Basketballspiel. Schmallippig spähte eine Empfangsdame mit kurzem, stahlgrauem Haar über das blaue Metallgestell einer Lesebrille hinweg und begutachtete Annabelles derangierte äußere Erscheinung. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Annabelle Granger. Ich habe einen Termin bei dem Py... bei Mr. Champion.«
    »Leider haben Sie sich verspätet, Miss Granger.«
    »Nur um zehn Minuten.«
    »Mehr als diese zehn Minuten konnte Mr. Champion wegen seines randvollen Terminkalenders nicht für Sie erübrigen.«
    Damit bestätigte sich Annabelles Verdacht. Er war nur bereit gewesen, sie zu empfangen, weil er ihre Freundin, die Frau seines Spitzenklienten, nicht verärgern wollte. Verzweifelt schaute sie auf die Wanduhr. »Ich bin eigentlich nur neun Minuten zu spät dran. Also habe ich noch eine Minute.«
    »Tut mir Leid.« Die Rezeptionistin wandte sich wieder zu ihrem Computer und begann zu tippen.
    »Nur eine Minute!«, flehte Annabelle. »Mehr verlange ich doch gar nicht!«
    »Da kann ich nichts machen.«
    Diesen Termin brauchte Annabelle, und zwar jetzt. Sie fuhr herum und stürmte zur getäfelten Tür am anderen Ende des Empfangsraums.
    »O nein, Miss Granger!«
    Annabelle rannte in einen Mittelgang, wo zwei Büros einander gegenüberlagen. In einem saßen zwei adrette junge Männer, die Designerhemden und Krawatten trugen.
    Ohne die beiden zu beachten, steuerte sie eine weitere imposante getäfelte Tür in der Mitte der hinteren Wand an und drehte den Knauf herum. Das Büro des Python wies die Farbe des Geldes auf - lackierte jadegrüne Wände, ein dicker moosgrüner Teppich und in verschiedenen Grünschattierungen gepolsterte Sitzgarnituren, mit blutroten Kissen akzentuiert. Oberhalb der Couch hingen diverse Pressefotos und Sportsouvenirs neben einem rostigen weißen Metallschild, dessen verblasste schwarze Blockbuchstaben BEAU VISTA verkündeten. Die breite Fensterfront ging natürlich zum fernen Lake Michigan hinaus. Der Python thronte hinter einem schnittigen U-förmigen Schreibtisch, dessen Sessel mit der hohen Lehne zur Aussicht gedreht war.
    Auf dem Tisch entdeckte Annabelle einen Computer, der dem neuesten Stand der Technik entsprach, einen kleinen Laptop, einen BlackBerry und eine technisch restlos ausgefeilte Telefonkonsole mit genug Tasten, um die Landung eines Jumbo-Jets zu dirigieren.
    »Fürs dritte Jahr ist das Geld okay, aber sicher nicht, wenn sie dich zu früh fallen lassen«, entschied der Python mit tiefer, scharfer Midwestern-Stimme. »Ja, es ist ein Risiko, das weiß ich. Andererseits - wenn du nur für ein Jahr unterschreibst, grasen wir den freien Markt ab.« Annabelle musterte ein kraftvolles gebräuntes Handgelenk, eine sportive Armbanduhr, lange Finger, die um den Hörer geschlungen waren. »Letzten Endes ist es deine Entscheidung, Jamal, und ich kann dich nur beraten.«
    Hinter ihr flog die Tür auf, und die Empfangsdame rauschte herein, alle Federn wie ein beleidigter Sittich gesträubt. »Tut mir Leid, Heath, sie ist mir einfach davongelaufen.«
    Ganz langsam schwenkte der Python seinen Sessel herum, und Annabelle zuckte zusammen, als würde sie in den Magen geboxt.
    Total cool, mit kantigem Kinn... Alles an ihm strahlte den hartgesottenen Selfmademan aus, einen Grobian, der in der Schule für gute Manieren zweimal durchgefallen war und es beim dritten Anlauf endlich geschafft hatte. Sein dichtes Haar glänzte in einer Farbmischung aus Aktentaschenleder und einer Flasche Budweiser. Eine prägnante, gerade Nase drückte unerschütterliches Selbstvertrauen aus. Durch eine der dunklen Brauen zog sich eine dünne helle Narbe. Markante, wohlgeformte Lippen bezeugten wenig Geduld mit menschlicher Dummheit, Leidenschaft für pausenlose Arbeit und möglicherweise - aber da könnte sie sich täuschen - den Entschluss, noch vor dem fünfzigsten Geburtstag ein Chalet
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