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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
Autoren: Suzanne Simmons
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Wolken, sanfte grüne Hügel und überall Farbtupfer bunter Wildblumen.
    Die Luft war getränkt mit dem Duft von Flieder, der in voller Blüte stand, frisch geschnittenem Gras und einer schweren und doch zarten Süße, die sie nicht zu definieren wusste.
    Sie fuhr an einer von der Straße zurückgesetzt stehenden baufälligen Scheune mit einer verblichenen Tabakwerbung vorbei, die wahrscheinlich vor Jahrzehnten aufgemalt worden war. Das einstige Ziegelrot war zu einem schmutzigen Braun verwittert. Die Farbe an dem Gebäude war stellenweise bis auf das nackte Holz abgeblättert. Im Dach der Scheune gähnte ein Loch von der Größe des Traktors, der in der Nähe abgestellt war und sich langsam in seine Bestandteile auflöste, wobei sich das Unkraut bereits bis zu seinem rostigen Sitz hinaufgewunden hatte.
    Als sie der Landstraße weiter folgten, erhaschte Gillian auch einen Blick auf eine gut geführte Farm: das Wohnhaus, die Scheune, verschiedene Außengebäude. Ein Teich mit einer Schar Gänse, eine Herde Vieh auf dem nahe gelegenen Feld und ein abgedeckter Schweinekoben, auf dessen Dach sich eine schmiedeeiserne Wetterfahne befand, die Ähnlichkeit mit einem fliegenden Schwein hatte. Das wunderliche Flügelwesen flatterte in der leichten Frühlingsbrise hin und her.
    »Wir kommen jetzt in die Stadt, Miss Charles«, informierte sie der Fahrer höflich.
    »Danke, James.«
    James nahm den Fuß vom Gas und warf einen Blick über die Schulter. »Radarfalle.«
    »Radarfalle?«
    Der Chauffeur nickte heftig und schien nur allzu erfreut, die Gelegenheit zu haben, seine persönliche Verschwörungstheorie äußern zu können. »Die örtlichen Gesetzeshüter sitzen nur da und warten auf die arglosen Touristen.«
    Gab es denn in einer Kleinstadt irgendwo im Mittleren Westen überhaupt Touristen, fragte sich Gillian im Stillen, während sie im Schneckentempo weiterfuhren.
    James schien mit den Fallstricken und Gefahren, die im ländlichen Indiana auf einen Autofahrer lauerten, bestens vertraut zu sein. »Die Geschwindigkeitsbegrenzung fängt genau am Stadtrand an. Und ehe dein Gehirn die Veränderung überhaupt registriert, gehen schon die Sirenen los, und Blaulicht blitzt auf – und dann drückt man dir einen Strafzettel über hundert Dollar Bußgeld in die Hand. Wenn man richtig Pech hat, sind es sogar zweihundert Dollar.«
    »Ist das denn legal?«
    »Sicher ist das legal.« James warf ihr im Rückspiegel einen Blick zu. »Tatsache ist, dass die Kommunen das Geld einsacken, um ihren Haushalt zu sanieren.«
    »Ich verstehe.« Gillian merkte, dass sie gerade etwas Neues über Kleinstädte dazugelernt hatte. Doch offensichtlich war nichts von den Bußgeldern in den Bau der örtlichen Highways geflossen. Die zweispurige Asphaltstraße, die in die Stadt führte, war uralt, holprig und mit Schlaglöchern übersät.
    Am Stadtrand begrüßte sie ein Schild mit folgendem Text:
    WILLKOMMEN IN SWEETHEART, INDIANA,
WO JEDERMANN DEIN FREUND IST.
11 238 EINWOHNER
    Irgendjemand hatte die Einwohnerangaben durchgekratzt und darunter gesprayt: Bubba fuhr mit Alkohol am Steuer.
    Jetzt ist Bubba im Himmel. 11 237 Einwohner.
    Auf der einen Seite der Straße befand sich ein heruntergekommenes Motel. Aus den Ritzen und Rissen des Bürgersteigs davor kroch Fingerhirse. Gegenüber stand ein Hamburger-Lokal. An seinem Vorderfenster hing eine windschiefe, orangefarbene Neonleuchte. Sogar durch die schmutzigen Fenster und bei dem einsetzenden Abendlicht konnte man die im Wechsel zweier Botschaften aufflackernde Leuchtreklame noch deutlich erkennen: EATS und OPEN. Der Mittelstrich des E war allerdings herausgebrochen, und das O war erloschen, sodass nun ständig CATS … PEN … CATS … PEN … CATS … PEN aufleuchtete.
    Unmittelbar hinter dem Imbisslokal schloss sich ein Wohnwagenpark an. Wäsche flatterte im Wind, Kinder und Hunde schienen in gleicher Anzahl wild durcheinander zu rennen. Eine junge Frau lehnte über einem Maschendrahtzaun und plauderte mit ihrer Nachbarin. Hinter ihr saß ein junger Mann auf der zementierten Treppe vor einem Wohnwagen und trank eine Flasche Bier.
    Eine Horde Jungen spielte mitten auf der ungepflasterten Straße mit einer Dose Fußball. Jedes Mal, wenn einer von ihnen die gezackte Kaffeedose mit dem Fuß durch die Luft wirbelte, spritzten lose Kieselsteine ein Stück hoch in die Luft. Nebenan thronte ein älteres Ehepaar auf flamingorosa Plastikgartenstühlen und beobachtete das abendliche Treiben.
    Plötzlich bekam
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