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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
Autoren: Suzanne Simmons
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Gillian eine Gänsehaut. Sie fröstelte. Sie schloss das Fenster der Limousine, setzte die Sonnenbrille wieder auf, zog sich ihr Armani-Kostüm enger um den Körper und sank in ihren Ledersitz zurück.
    Ihr fiel das Herz in die Hose. »Was in aller Welt hast du da bloß getan, Grandpa?«, flüsterte sie leise vor sich hin.

Kapitel 3
     
    Sie kam zu spät.
    Sam spürte eine leichte Verärgerung in sich aufsteigen, zwang sich dann aber, locker zu bleiben. Es hatte keinen Sinn, aus der Lappalie, dass jemand, mit dem man um drei Uhr verabredet war, um – er schaute auf die Uhr an der Wand – sechs Uhr sieben immer noch nicht aufgetaucht war, eine Staatsaktion zu machen.
    Er zog an der Designer-Krawatte, die er sofort, nachdem er an diesem Nachmittag das Gericht verlassen hatte, gelöst hatte. Jerry-Garcia-Binder waren die einzig verbliebene Konzession, die er noch an die Welt der Mode machte – redete er sich zumindest ein. Die Wahrheit war, dass er sich seit … Himmel, er wusste nicht mehr, seit wann … keine neue Krawatte mehr gekauft hatte.
    Wo sollte ein Mann in Sweetheart auch halbwegs modische Krawatten herbekommen?
    Er dachte immer noch über diese Modefrage nach, als seine Sekretärin an die Zwischentür ihrer beiden Büros klopfte, um die Ecke lugte und wie jeden Abend um exakt Viertel nach sechs die Frage stellte: »Liegt heute Abend noch irgendetwas an, Sam?«
    Er verabschiedete sie mit einer höflichen, aber abwehrenden Geste. »Nein, ich habe alles unter Kontrolle. Danke, Carol.«
    Carolyn Hart warf einen prüfenden Blick ins Büro, beinahe so, als habe sie den Verdacht, jemand könnte sich unerkannt an ihr vorbei in das Büro gemogelt haben. »Ich dachte, sie wäre inzwischen hier.«
    Sie beide wussten, wer sie war.
    Sam zog ein weiteres Mal an der Krawatte. »Das dachte ich auch.«
    »Sie wollen noch länger warten?«
    Er nickte.
    »Sie werden aber nicht wieder die halbe Nacht arbeiten, nicht wahr?«, sagte Carol in mütterlichem Ton.
    Carolyn Hart war seine Sekretärin, seine Anwaltsassistentin, sein Mädchen für alles und seine selbst ernannte in loco parentis , seine Ersatzeltern, seitdem seine leiblichen Eltern sich im letzten Winter bei der ersten Schneeflocke in ihrem RV abgesetzt hatten. Die beiden gondelten immer noch durch die USA. Gerade letzte Woche erst hatte er von ihnen eine Panoramapostkarte vom Mount Rushmore erhalten.
    »Ich werde mich bemühen, nicht die halbe Nacht durchzuarbeiten«, sagte Sam.
    Er versprach es jedoch nicht. Es hatte keinen Sinn, ein Versprechen zu geben, wenn man nicht die Absicht hatte, es auch zu halten. Das Wort eines Menschen galt in Sweetheart noch etwas.
    Carol blickte auf die Bürouhr. Einige Leute hielten sie zwar für antik, aber er glaubte, dass sie einfach nur alt war. »Es ist gleich Zeit für das Abendessen von Max. Sie vergessen doch nicht, ihn zu füttern?«
    »Ich vergesse es nicht.«
    »Notfalls muss Ms. Charles eben warten.«
    »Keine Angst, ich lasse Max nicht verhungern.« Er wechselte das Thema. »Wo kauft Truman eigentlich seine Krawatten?«
    »Er kauft keine.«
    Sam zog fragend die Augenbrauen hoch, und Carol erklärte. »Seit er im Ruhestand ist, trägt er keine Krawatten mehr.« Sie wartete. »Gibt es sonst noch etwas, Sam?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich jetzt weg.«
    Er winkte ihr kurz nach. »Schönen Abend noch und Grüße an Tru.«
    Truman Hart, Carols Ehemann seit über vierzig Jahren, war Mathematiklehrer gewesen und ein absoluter Tierliebhaber. Er war dafür bekannt, dass er jedwede Kreatur, die sich verletzt hatte, ganz gleich ob Haustier oder Wildtier, bei sich aufnahm.
    Im Augenblick pflegte der Mann, der drei Schülergenerationen, einschließlich Sam, die Kunst der Logarithmusrechnung an der High School von Sweetheart beigebracht hatte, ein Schleiereulenpaar gesund, nachdem irgendein Vollidiot es als Zielscheibe missbraucht hatte.
    Sam atmete tief durch und massierte sich den Nacken. Das Problem auf der Welt – so sah es jedenfalls Bertrand Russell, und Sam musste ihm zustimmen – bestand darin, dass die Dummen von sich selbst überzeugt sind und die Intelligenten voller Zweifel stecken.
    Er war sich nicht sicher, ob er zur ersten oder zur zweiten Kategorie gehörte, aber eines wusste er mit absoluter Bestimmtheit: Es bedurfte keines Anwalts aus Philadelphia – beziehungsweise in diesem Fall eines Anwalts aus Sweetheart, Indiana -, um sich auszurechnen, dass Ms. Gillian Charles nicht besonders erfreut wäre, wenn sie diejenige
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