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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval
Autoren: Elizabeth Oldfield
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ganz ehrlich.” Roberto lächelte. “Du warst niedlich und kuschelig.”
    Sie lachte. “Na, vielen Dank!”
    Er sah sie nachdenklich an. “Was fühlst du jetzt Vivienne gegenüber? Liebst du sie?”
    “Ja. Auf eine seltsame Weise. Ich habe das Gefühl, sie beschützen zu müssen, obwohl ich ihre Moralvorstellungen ablehne.”
    “Es sind übrigens nicht nur Callgirls, die sich für Geld verkaufen”, sagte Roberto, als er sich zurücklehnte. “Du brauchst nur die internationale Presse zu lesen. Es gibt Frauen, die eine steile Karriere machen, indem sie sich einen reichen Mann nach dem anderen angeln. Sie halten ständig nach Millionären Ausschau, und wenn sie den richtigen gefunden haben, schrecken sie vor nichts zurück, um ihn einzufangen. Die Moralbegriffe dieser Frauen sind nicht besser als die der Callgirls, möglicherweise noch schlimmer.”
    “Vermutlich hast du recht”, stimmte sie zu.
    “Nach der unbehüteten Kindheit, die Vivienne hatte, und dem viel zu frühen Tod deines Vaters, sollten wir sie nicht zu hart beurteilen.”
    Ellen nickte. Nach dem Alptraum, den sie jahrelang durchlebt hatte, durchströmte sie jetzt eine wundervolle Ruhe. Eine Ruhe, zu der sie erst durch Roberto gefunden hatte.
    “Ich danke dir, daß du so verständnisvoll warst”, sagte sie aus vollem Herzen.

9. KAPITEL
    Ellen eilte mit. ausholenden Schritten am Ufer der Lagune entlang. In der Feme sah man die ersten goldenen Strahlen der Morgensonne über die bewaldeten Berge scheinen. Irgendwo sang ein Vogel, und bunte Libellen flogen über das Wasser.
    Ellen atmete tief ein und aus. Die Luft war noch kühl und frisch, angefüllt mit zartem Blütenduft.
    Sie warf einen Blick auf Roberto, der neben ihr joggte. In seinen kurzen schwarzen Shorts wirkte er sehr sportlich und männlich.
    “Was machen deine Rippen und die Schulter?” fragte sie keuchend.
    “Alles in bester Ordnung”, versicherte er, und sie lächelten sich gegenseitig an.
    Nun hatte Ellens Wunsch sich doch noch erfüllt. Sie und Roberto waren Freunde geworden. Sie führten stundenlange Gespräche miteinander, unternahmen viel gemeinsam und bewältigten auch ihren Alltag spielend.
    Ihre Beziehung wäre perfekt gewesen, wenn nicht der körperliche Kontakt zwischen ihnen völlig gefehlt hätte. Seit drei Wochen wahrte Roberto ihr gegenüber äußerste Distanz.
    Eigentlich hätte Ellen dankbar sein sollen, denn es war genau das, was sie sich all die Jahre gewünscht hatte. Doch jetzt wollte sie mehr. Sie sehnte sich nach einer Wiederholung ihrer heißen Liebesnacht - wenigstens noch einmal, bevor sie nach England zurückflog.
    Anfangs hatte Ellen geglaubt, nur die Verletzungen hielten Roberto davon ab, sie zu umarmen. Doch selbst nachdem er sich wieder freier bewegen konnte, blieb er ihr gegenüber reserviert.
    Warum? Ellen fröstelte plötzlich. Roberto hatte sich verändert, seit er von der Vergangenheit ihrer Mutter wußte. Er hatte sich zwar mitfühlend und verständnisvoll gezeigt, als sie ihm die abstoßenden Einzelheiten erzählt hatte, aber trotzdem schienen seine Gefühle für sie nicht mehr dieselben zu sein.
    Jetzt brachte er ihr Freundschaft entgegen, doch tiefere Empfindungen hatte er offensichtlich nicht für sie.
    Sie blickte über das im Sonnenlicht glitzernde Wasser. Es war schon merkwürdig. Seitdem die Vergangenheit ihrer Mutter ihr nichts mehr ausmachte, schien sie Roberto zu belasten.
    Als die Sonne höher stieg, joggten sie nach Hause.
    “Joggen bringt das Adrena lin in Wallung”, bemerkte Roberto im Fahrstuhl. “Ich habe das Training sehr vermißt.”
    “Ja, es hat wirklich gutgetan”, sagte Ellen.
    Plötzlich bemerkte sie, daß Roberto sie unverwandt ansah.
    Sie standen auf engstem Raum dicht beieinander, Roberto gutaussehend, schlank und halbnackt, während sie nur mit einer Weste und sehr engen kurzen Shorts bekleidet war. Ellen holte tief Luft.
    “Bitte starr mich nicht so an”, sagte sie ärgerlich.
    “Wie starre ich dich denn an?” fragte Roberto.
    “Das weißt du genau.”
    “Nein. Erklär es mir bitte.”
    Ellen winkte ab. “Vergiß es.”
    “Das werde ich nicht.” Er schien verärgert zu sein. “Es tut mir leid, aber ich habe in den letzten Nächten schlecht geschlafen und bin deshalb etwas gereizt.”
    “Genau wie ich”, erwiderte sie.
    Als sie in die Wohnung kamen, ging Ellen in ihr Zimmer, zog sich aus, setzte sich die Duschhaube auf und ging ins Bad.
    Roberto schläft also auch nicht gut, dachte sie amüsiert.
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