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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Etwas durchzuckte sie blitzschnell bei diesem Anblick.
    Der Wagen hatte sich kaum vom Straßenrand gelöst, da begann er auch schon, an seiner Krawatte zu zerren. Er riss sie herunter, stopfte sie in die Tasche seines Jacketts und öffnete dann mit einer raschen Handbewegung den obersten Knopf seines Hemds. Sie erstarrte und hoffte, dass er nicht noch mehr ausziehen würde. In einer ihrer liebsten erotischen Phantasien malte sie sich immer eine leidenschaftliche Liebesszene auf dem Rücksitz einer weißen Limousine aus, die im Verkehr von Manhattan festhing, während Michael Bolton »When a Man Loves a Woman« sang, doch zwischen Traum und Realität bestand nun mal ein himmelweiter Unterschied.
    Die Limousine setzte sich in Bewegung. In dem Bemühen, sich ein wenig zu beruhigen, holte sie tief Luft und atmete dabei den schweren Duft der Gardenie ein, die immer noch in ihrem Haar steckte. Erleichtert stellte sie fest, dass Alex aufgehört hatte, sich auszuziehen, doch als er seine Beine ausstreckte und ihr den Kopf zuwandte und sie zu studieren begann, rutschte sie nervös auf dem Sitz hin und her. Egal, wie sehr sie sich auch mühte, sie würde nie so schön sein wie ihre Mutter, und wenn sie zu lange angestarrt wurde, fühlte sie sich immer wie ein hässliches Entlein. Das Loch in ihren goldschimmernden Seidenstrümpfen, das sie von ihrer Begegnung mit dem zornigen kleinen Pekinesen davongetragen hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, ihr Selbstbewusstsein aufzupolstern.
    Sie öffnete ihre Handtasche und fischte eine dringend benötigte Zigarette heraus. Es war eine schreckliche Angewohnheit, das wusste sie, und sie war beileibe nicht stolz darauf. Lani selbst war seit jeher Raucherin gewesen, doch Daisy hatte sich nie mehr geleistet als eine gelegentliche Zigarette nach dem Abendessen zu einem guten Glas Wein. Doch in jenen ersten Monaten nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie festgestellt, dass Zigaretten sie beruhigten, und war daraufhin wirklich süchtig danach geworden. Nach einem tiefen Zug entschied sie, endlich ruhig genug zu sein, um Mr. Markov von ihrem Plan erzählen zu können.
    »Mach sie aus, Engelchen.«
    Sie warf ihm einen schuldbewussten Blick zu. »Ich weiß, es ist eine schreckliche Angewohnheit, und ich verspreche auch, den Rauch ganz bestimmt nicht in Ihre Richtung zu blasen, aber im Moment brauche ich die Zigarette wirklich dringend.«
    Er griff über sie hinweg, um das Seitenfenster herunterzulassen. Ohne Vorwarnung ging die Zigarette in Flammen auf.
    Sie stieß einen schrillen Schrei aus und ließ sie fallen. Funken stoben in alle Richtungen. Er zog rasch ein Taschentuch aus seiner Brusttasche und schaffte es irgendwie, die glühenden Reste auszutupfen.
    Keuchend blickte sie auf ihren Schoß nieder und sah die winzigen Brandlöcher auf ihrem goldenen Spitzenkleid und dem Seidenblazer. »Wie konnte das nur passieren?« stieß sie atemlos hervor.
    »Muss wohl ‘ne fehlerhafte Zigarette gewesen sein.«
    »Eine fehlerhafte Zigarette? So was hab ich noch nie gehört.«
    »Es ist wohl besser, ich werfe den Rest der Packung weg, falls die anderen ebenfalls nicht in Ordnung sind.«
    »Ja, sicher. Sie haben recht.«
    Sie händigte ihm eilig das Päckchen aus, und er schob es in seine Hosentasche. Sie war total aus dem Gleichgewicht geraten, doch er schien vollkommen ruhig zu sein. Er lehnte sich in eine Ecke des Wagens zurück, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und schloss die Augen.
    Sie mussten dringend miteinander reden - sie musste ihm erklären, wie sie dieser peinlichen Farce ein Ende zu machen gedachte -, doch er schien nicht in der Stimmung für ein Gespräch zu sein, und sie hatte Angst, alles zu vermasseln, wenn sie nicht vorsichtig war. Dieses letzte Jahr war eine solche Katastrophe gewesen, dass sie sich angewöhnt hatte, sich mit stummen Selbstgesprächen aufzumuntern, damit sie sich nicht gar so sehr wie ein Versager vorkam.
    Sie erinnerte sich daran, dass ihre Schulbildung zwar unorthodox, aber umfassend gewesen war. Und auch wenn ihr Vater anderer Ansicht war, sie wusste, dass sie seinen Verstand und nicht den ihrer Mutter geerbt hatte. Sie besaß außerdem einen guten Sinn für Humor und war von Natur aus ein optimistischer Mensch, was nicht einmal das katastrophale letzte Jahr hatte ändern können. Nicht ganz zumindest. Sie sprach vier Fremdsprachen und konnte zu jedem beliebigen Couturierkleid den Modedesigner nennen. Außerdem war sie eine Expertin, wenn‘s um das
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