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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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hatte. Der typische Hengst. Ein ziemlich furchteinflößender Hengst, so groß wie er war, so hart, ja fast hager, und so muskulös, und mit diesen unheimlichen, bernsteinfarbenen Augen. Ihre Mutter wäre entzückt gewesen.
    Lani Devereaux war letztes Jahr auf einer brennenden Jacht ums Leben gekommen - in den Armen eines vierundzwanzigjährigen Rockstars. Daisy war inzwischen soweit, ohne übergroßen Kummer an ihre Mutter denken zu können, und sie musste lächeln, als ihr der Gedanke kam, dass der Mann neben ihr in den Augen ihrer Mutter zu alt gewesen wäre. Er sah aus wie Mitte Dreißig, und Lanis Obergrenze hatte bei neunundzwanzig gelegen.
    Sein Haar war so dunkel, dass es fast schwarz wirkte, und mit seinen feingemeißelten Gesichtszügen hätte er beinahe zu schön ausgesehen, wenn da nicht das energische Kinn gewesen wäre, ganz zu schweigen von dem finster-bedrohlichen Ausdruck auf seinem Gesicht. Der brutal-attraktive Typ war eigentlich mehr Lanis Sache, sie selbst bevorzugte seit jeher den eher konservativen, väterlichen Typ. Nicht zum ersten Mal, seit die Zeremonie begonnen hatte, wünschte sie, ihr Vater hätte einen weniger einschüchternden Kerl für sie ausgesucht.
    Sie versuchte, ihre flatternden Nerven mit dem Gedanken zu beruhigen, dass sie ja nicht mehr als ein paar Stunden in der Gesellschaft ihres frisch angetrauten Gatten würde verbringen müssen. Sobald sich die Gelegenheit ergab, würde sie ihm von ihrem Plan erzählen, und dann wäre die ganze leidige Angelegenheit vergessen. Unglücklicherweise beinhaltete ihr Plan leider auch den Bruch der heiligen Ehegelübde, die sie soeben dabei war abzulegen, und da sie nicht zu jenen Menschen gehörte, die Gelübde auf die leichte Schulter nehmen - ganz besonders nicht Ehegelübde -, fürchtete sie zu Recht, dass ihr schlechtes Gewissen für diese Denkblockade verantwortlich war.
    In der Hoffnung, dass ihr der Name auf wundersame Weise ins Gedächtnis hüpfen würde, fing sie noch mal von vorne an. »Ich, Theodosia, nehme dich ...« Wieder verlief sich ihre Stimme.
    Ihr Bräutigam hatte nicht mal einen Blick für sie übrig, ganz zu schweigen von dem ersehnten Zauberwort. Er blickte starr nach vorn, und sein kompromissloses Profil jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Er hatte sein Ehegelübde gerade abgelegt, also musste er seinen Namen ja wohl erwähnt haben, doch in dem kalten Monoton seiner Stimme, das ihre Panik noch erhöht hatte, war er ihr vollkommen entgangen.
    »Alexander«, fauchte ihr Vater von rückwärts, und so wie das klang, war Daisy sicher, dass er mal wieder die Zähne zusammenbiss. Für einen der bedeutendsten Diplomaten der Vereinigten Staaten besaß er beklagenswert wenig Geduld, wenn es um sie ging.
    Sie grub die Fingernagel in die Handflächen und sagte sich, dass sie ja schließlich keine Wahl hatte. »Ich, Theodosia ...« Sie rang nach Luft. »... nehme dich, Alexander ...« Erneut ein Luftringen. »... zu meinem schlechtmäßig angetrauten Ehemann. Erst als sie ihre Stiefmutter Amelia aufkeuchen hörte, wurde Daisy klar, was sie gerade gesagt hatte.
    Der Hengst drehte den Kopf und blickte auf sie herab. Er zog eine dunkle Augenbraue ein wenig in die Höhe, als ob er nicht glauben könne, was er gerade gehört hatte. Mein schlechtmäßig angetrauter Ehemann. Auf einmal meldete sich ihr Sinn für Humor wieder, und sie fühlte ihre Mundwinkel zucken.
    Seine Brauen fuhren zusammen wie zwei Gewitterwolken, und seine unheimlichen, tiefliegenden Augen betrachteten sie ohne einen Funken von Belustigung. Offenbar litt der Hengst nicht unter demselben Problem wie sie, nämlich unangebrachtem Humor.
    Tapfer kämpfte sie ihre aufblubbernde Hysterie herunter und stammelte weiter, ohne sich zu korrigieren. Wenigstens dieser Teil ihres Gelübdes stimmte, denn er war ganz sicher ein denkbar schlechter Ehemann für sie. In diesem Augenblick löste sich ihre Denkblockade in Luft auf, und sein Nachname ploppte in ihr Gehirn. Markov. Alexander Markov. Noch einer von diesen Russen, mit denen sich ihr Vater so gerne umgab.
    Als ehemaliger amerikanischer Botschafter für die Sowjetunion besaß ihr Vater, Max Petroff, enge Verbindungen zu den Russen, sowohl hier in Amerika als auch im Ausland. Selbst in diesem Raum, in dem die Trauung stattfand, war seine Leidenschaft für die Heimat seiner Ahnen nicht zu übersehen: blauer Wandanstrich, so typisch für Rußland, ein gelbgekachelter Kamin und ein bunter Kelim-Teppich. Links von ihr
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