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Kürbisgeist und Silberspray

Kürbisgeist und Silberspray

Titel: Kürbisgeist und Silberspray
Autoren: Ursel Scheffler
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dass es ein sehr aufregendes und mehrfach unterbrochenes Skatspiel werden wird.
    Der erste „Störfall“ ist Detlev Schlupf. Gerade als Kugelblitz einen todsicheren Stich mit dem Pik-Buben machen will, kommt Schlupf aus seinem Zimmer gestürzt und ruft: „Eisregen! Die Straßen sind unpassierbar. Unfälle an jeder Ecke. Da haben Sie Glück, dass Sie noch heil durchgekommen sind, Herr Kugelblitz!“
    Der LKW-Fahrer hat gewohnheitsmäßig um 22 Uhr die Straßenberichte im Verkehrsfunk gehört und muss die schlechten Nachrichten nun dringend allen mitteilen.
    Die nächste Skatrunde wird durch einen lauten Aufschrei unterbrochen. Frau Moll, die vor dem Schlafengehen noch etwas Luft schöpfen wollte, ist auf der eisglatten Schlosstreppe ausgeglitten und gestürzt.

    Nachtschwester Gabi und der Bereitschaftsarzt fallen ebenfalls hin, als sie Frau Moll zu Hilfe eilen wollen. Der Eisregen hat alles mit einem gläsernen Film überzogen. Es ist spiegelglatt, wohin man auch tritt. Erst als der Hausmeister Sand auf die Treppe streut, gelingt es, Frau Moll behutsam auf eine Trage zu betten.
    Sie wimmert erbärmlich, als sie ins Krankenzimmer getragen wird.
    „Vermutlich hat sie sich etwas gebrochen! Die Arme!“, sagt Tanja voller Mitgefühl. Nachdem sich die Aufregung gelegt hat, zieht sie sich mit den beiden Männern wieder zu ihrem Skatspiel in den Salon zurück. Stenz redet noch einen Augenblick mit Schwester Anni, die Telefondienst am Empfang hat. Schlupf holt sich eine Autozeitung aus dem Leseraum und geht auf sein Zimmer. Als gegen 22 Uhr 20 die dritte Skatrunde ihren Anfang nimmt, ist es mucksmäuschenstill in der Hungerburg .
     
    Aber auch das dritte Spiel bleibt nicht ungestört.
    Diesmal ist es Arno Stenz, der schweigsame Mann aus IdarOberstein, der kreidebleich aus seinem Zimmer stürzt und ruft:
    „Hilfe! Rufen Sie schnell die Polizei! Ein Überfall. Diebstahl! Meine Diamanten sind weg!“
    Schwester Anni ruft die Polizei an. Leider erfolglos. Es ist kein Wagen verfügbar. Durch den Eisregen ist der ganze Verkehr zusammengebrochen. Es gab hunderte von Unfällen.
    „Aber das geht doch nicht, es muss doch jemand ... Ich meine, der Dieb ist vielleicht noch im Haus!“, ruft Stenz ganz außer sich.
    „Er ist sogar bestimmt noch im Haus“, sagt Kugelblitz ernst.
    „Oder glauben Sie, dass jemand bei dem Glatteis über die abschüssige Brücke kommt, ohne in den Graben zu fallen oder sich den Hals zu brechen?“
    Aufgeregt unterhalten sich die Gäste in der Empfangshalle über den Vorfall.
    „Können Sie uns nicht helfen, Herr Kommissar?“, flüstert Anni.
    „Ich? Aber woher wissen Sie, dass ich ...?“, sagt Kugelblitz ein wenig verlegen.
    „Ich hab den Bericht über Dynamit-Charly in der Aktuellen gelesen, und da war ein Foto von Ihnen dabei.“
    „Nun, dann muss ich, äh ... sollte ich ... sollte ich mich wohl gleich um die Angelegenheit kümmern“, stottert Kugelblitz.
    „Jetzt werden wir erleben, wie Sherlock Holmes ohne Watson einen Kriminalfall löst!“, spottet Winter, der sich ärgert, dass er gegen Kugelblitz beim Skat zweimal verloren hat.
    Kugelblitz überhört den leisen Spott und bittet darum, dass er im Speisesaal ungestört mit allen Anwesenden einzeln sprechen kann.
    „Können Sie mir ungefähr sagen, wann der Diebstahl passiert ist?“, erkundigt er sich bei dem Diamantenhändler.
    „Kurz nachdem Frau Moll verunglückt war. Ich hatte gerade in meinem Zimmer die wertvollsten Steine für die nächste Ausstellung herausgesucht und die Unterlagen für den neuen Katalog zurechtgelegt. Da hörte ich den Schrei. Ich lief aus dem Zimmer, um nachzusehen, was los war. Nachdem Frau Moll versorgt war, hab ich mir von Schwester Gabi noch eine Kopfschmerztablette geben lassen. Dann bin ich zurück in mein Zimmer. Als ich ins Bett wollte, bemerkte ich, dass der Koffer weg war. Das war vor fünf Minuten.“
    „Tatzeit also gegen 22 Uhr 30“, stellt Kugelblitz nach einem kurzen Blick auf seine Uhr fest.
    „Wer wusste, dass Sie die kostbaren Steine bei sich haben, Herr Stenz?“, forscht er weiter.
    „Nun“, sagt Stenz ein wenig verlegen, „ich hab die Steine vor zwei oder drei Tagen nach dem Abendessen Tanja gezeigt. Zugegeben, ich wollte ein wenig damit angeben. Und dann wusste natürlich Schwester Anni Bescheid. Die hat die Steine für mich kurz nach acht aus dem Safe geholt. Alle anderen wussten nichts. Ich rede nie mit jemandem über meinen Beruf. Das ist viel zu gefährlich.“
    Kugelblitz
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