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Kürbisgeist und Silberspray

Kürbisgeist und Silberspray

Titel: Kürbisgeist und Silberspray
Autoren: Ursel Scheffler
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das nagelneue Auto seiner Zimmerwirtin steigt.
    „Ja, zu deiner, aber nicht zu meiner!“, entgegnet Kugelblitz und lacht.
    „Sie kennen sich also schon?“, sagt Inke Jensen verwundert.
    „Wir haben uns auf der Fähre getroffen“, bestätigt Kugelblitz.
    Und dann lobt er das neue Auto.
    Es ist ein Golf Turbo Diesel.
    Dunkelgrün. Vier Wochen alt.
    „Mein alter Wagen fiel ja schon fast auseinander“, sagt Inke Jensen und lacht.
    Kugelblitz mag die tüchtige Fischersfrau, die nach dem Tod ihres Mannes ihre fünf Kinder mutterseelenallein großgezogen hat. Jetzt sind die Kinder aus dem Haus. Sie arbeitet im Strandcafé und vermietet Zimmer an Feriengäste.
    „Ihr Zimmer liegt zum Garten hin. Es ist dasselbe wie im letzten Jahr“, sagt Inke Jensen.
    Zehn Minuten später sitzt Kugelblitz in seiner gemütlichen Stube.
    Friesische Bauernmöbel, ein Bett mit hellblauer Wäsche. Alles strahlt Sauberkeit und Fröhlichkeit aus. Ja, hier ist die Welt noch in Ordnung!
    In diesem Augenblick erklingt unten ein Aufschrei. Okke brüllt wie am Spieß.
    Kugelblitz läuft die Treppe hinunter.

    „Der Hund! Es war der Hund! Der Hund meines Nachbarn Bruno Wischer. Er beißt jeden, der in seine Nähe kommt. Den Briefträger hat er neulich auch erwischt!“, ruft Inke Jensen voller Zorn.
    „Okke liebt Hunde. Er geht auf jeden Hund zu“, sagt die junge Mutter. „Da ist es halt passiert. Reg dich nicht auf, Mama! Ich fahre sofort mit ihm zum Arzt. Der wird die Wunde nähen und Okke eine Tetanusspritze geben.“
    Kaum ist Gaby aus dem Haus, klingelt das Telefon. Inke Jensen hebt ab und lässt den Hörer gleich mit einem Aufschrei wieder fallen.
    „Was ist?“, ruft Kugelblitz erschrocken.
    „Da hat jemand mit der Trillerpfeife hineingeblasen. Ich dachte, mir platzt das Trommelfell. Das passiert in letzter Zeit öfter.“
    „Wer kommt denn auf so eine Idee? Das muss ein Verrückter sein!“, brummt Kugelblitz.
    Inke Jensen zuckt mit der Schulter und seufzt: „Es ist nicht das erste Mal. Ich bin froh, dass ich jetzt ein wenig Gesellschaft habe. Für eine alleinstehende Frau ist es manchmal nicht leicht hier im Dorf ...“
    „Und ich habe gedacht, hier ist das Paradies auf Erden“, sagt Kugelblitz.
    „Der Schein trügt“, antwortet Inke Jensen. „Was halten Sie von einer schönen Tasse Tee?“
    „Ausgezeichnete Idee!“, findet Kugelblitz.
    Beim Tee erfährt er noch mehr Dorfklatsch.
    „Seit dieser Bruno Wischer hergezogen ist, ist hier der Teufel los.
Neulich hat er heimlich meinen Birnbaum abgesägt!“
    „Haben Sie ihn dabei erwischt?“, fragt Kugelblitz erstaunt.
    „Nein, aber wer soll es denn sonst gewesen sein?“, sagt Inke Jensen verlegen. „Er ärgert mich, wo er kann! Vor ein paar Wochen hat er mich verklagt, weil meine Brennnesseln durch seinen Zaun wachsen!“
    „Das ist doch Kinderkram“, murmelt Kugelblitz.
    „Aber es zehrt an den Nerven“, seufzt Inke Jensen.
    Kugelblitz rät Frau Jensen, den Nachbarn einfach nicht zu beachten: „Nichts ärgert einen Störenfried mehr, als wenn er nicht mehr zu stören scheint!“
    Gegen sieben Uhr sitzen alle gemütlich beim Abendessen im Garten.
    Okke zeigt stolz seinen blütenweißen Verband.
    „Ich hab überhaupt nicht geweint!“, behauptet er. „Und der Doktor hat mir ein Piratenschiff geschenkt!“
    Er zeigt allen das kleine Holzschiffchen, das neben ihm auf der Eckbank liegt.

    Als Kugelblitz nach einem ausgiebigen Abendspaziergang im Bett liegt und durch das Fenster auf den klaren Sternenhimmel hinaussieht, ist alles friedlich. Endlich Urlaub!, denkt er.
    Mitten in der Nacht klopft Okkes Mutter Gaby aufgeregt an seine Tür. „Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, aber im Garten ist ein Gespenst! Könnten Sie rasch kommen?“
    „Moment“, sagt Kugelblitz und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Er springt in seine Pantoffeln und schlüpft in den Bademantel. Dann poltert er die Treppe hinunter.
    Inke Jensen steht an der Küchentür und heult. An der Wäscheleine schaukelt ein erleuchteter Kürbiskopf, aus dem eine rote Socke wie eine Zunge heraushängt.

     
    „Ein Kinderstreich!“, brummt Kugelblitz. Er bläst die Kerze aus und nimmt das „Gespenst“ von der Leine, damit sich Okke nicht ängstigt, falls er aus dem Fenster sieht.
    „Leider nicht. Mein Auto! Sehen Sie dort!“, sagt Frau Jensen und deutet auf die Straße.
    Das nagelneue Auto ist mit Silberfarbe besprüht. Die Scheibenwischer sind abgeknickt und die Seitenspiegel abgebrochen. Auch auf
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