Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste
Autoren: Michael Stanley
Vom Netzwerk:
der Männer.
    Endlich legte Ian den Brief hin, und alle sahen ihn an. »Das klingt alles sehr wissenschaftlich«, begann er. »Es ist typisch für das deutsche Ausbildungssystem, dass es keine Kompromisse kennt. Ein Wissenschaftler ist ein Wissenschaftler, kein Techniker. In Schottland war das früher auch so. Sein Englisch holpert hier und da ein bisschen, was einen zur Annahme verleiten könnte, dass auch seine Analysen holprig sind. Aber das ist keineswegs der Fall. Ich verstehe nur sehr wenig von Geologie, aber mir scheint, dass er jede mögliche Hypothese sorgfältig aufgegliedert und analysiert hat. Wenn er sich also auf der letzten Seite den strittigeren Punkten widmet, hat er alle anderen offensichtlichen Alternativen bereits behandelt. Beeindruckend.« Er nickte bewundernd.
    »Schön«, sagte Mabaku. »Sie sind ja auch Wissenschaftler, deshalb will ich Ihnen glauben, aber das bringt uns nicht weiter. Was sollte die ganze Aufregung darum, das ist doch die Frage!«
    »Ach, das ist doch nicht schwer zu erraten«, sagte Ian und sonnte sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er saugte ein paar Mal an der kalten Bruyèrepfeife.
    »Und?«, fragte Kubu. Wie würde er sich ärgern, wenn er etwas übersehen hätte!
    »Es liegt an der Wortwahl«, verriet Ian schließlich. »Kubu, du hast gesagt, dass ›einige der wertvollsten Diamanten gestohlen wurden‹. Aber da steht: Vielleicht sind manche der hochwertigs ten Diamanten sogar irgendwie gestohlen. Aus einer Mine in Angola vielleicht? Jason muss geglaubt haben, sein Betrug sei durchschaut worden, und Aron hätte Cecil mitgeteilt, dass es sich bei den Diamanten, mit denen die Mine gesalzen wurde, um gestohlene Steine handelte. Ich weiß nicht, wie er von dem Brief erfahren hat – vielleicht hat Aron eine Kopie besessen −, aber er konnte es sich nicht leisten, ihn im Umlauf zu lassen.«
    Kubu war beeindruckt. »Aber warum war Cecil so besorgt?«, wollte er wissen. Diesmal antwortete Mabaku. »Ursprünglich dachten wir, Maboane sei eine BCMC-Mine, Cecil hat das sogar selbst behauptet. Aber das ist sie nicht. Cecil hat sein Privatvermögen in sie investiert. Sie gehörte keineswegs BCMC. Cecil wusste, dass Ferraz die Diamanten nicht stehlen würde, weil er selbst einen großen Prozentsatz der Aktien besaß, also könnte es sein, dass er den Brief ebenfalls auf eine andere Art und Weise interpretiert hat. Ich glaube, wenn wir uns Cecils Finanzen einmal näher ansehen, und das werden wir, werden wir feststellen, dass er viel zu verlieren hätte, wenn die Mine unrentabel würde. Und er brauchte den Brief, um auf Jason Druck auszuüben. Dies und die Geheimhaltung waren ihm ein paar tausend Pula wert. Aber Kobedi war gierig. Er dachte, Jason und Rotbart wären nur an dem Inhalt des Briefs interessiert gewesen. Deshalb glaubte er, er könne ihnen eine hochwertige Farbkopie unterjubeln. Das war ein Fehler. Ein fataler Fehler, wie sich zeigte.« Er trank seinen Whiskey aus. Mit einem grimmigen Gesicht fuhr er fort: »Ich glaube, wir sollten in den nächsten Wochen die Geschäfte Cecil Hofmeyrs einmal näher unter die Lupe nehmen.«
    Kubu schüttelte den Kopf. »Also wurde Arons falscher Verdacht gegenüber Jason durch seinen Schnitzer im Englischen in die Wahrheit verkehrt. Und wir waren die ganze Zeit zu oberschlau, um das zu verstehen. Aber vielleicht haben es Cecil und Jason gesehen. Vielleicht hat dieses eine fehlende Wort Kobediund Sculo das Leben gekostet, und beinahe sogar mich! Wörter können wichtiger sein, als wir vielleicht denken.«
    Ian nickte, nahm die Pfeife aus dem Mund und zeigte mit dem Stiel auf Kubu. »Vergiss das nicht, David. Es gibt nichts Wichtigeres als die richtigen Worte!«
     
     

Epilog

GEMALTER TEUFEL
Schlafende und Tote
    sind Bilder nur;
    der Kindheit Aug`allein scheut den
    gemalten Teufel.
     
    SHAKESPEARE
    Macbeth,
    2. Akt, 2. Szene
     

Mai
    Kubu saß im Wartezimmer und fragte sich, warum er den Hofmeyr-Fall nicht ruhen lassen konnte. Alle anderen waren bereits wieder zu ihrer Alltagsroutine zurückgekehrt. Bongani war ganz entspannt, jetzt, wo er nicht mehr von dem Medizinmann heimgesucht wurde, und verstand sich gut mit Pleasant. Mabaku war mürrisch wie eh und je, hielt sich vom Commissioner fern und machte Cecil das Leben schwer. Ian wartete auf seine nächste Leiche.
    Mabaku hatte darauf bestanden, dass die Maboane-Mine einen Bulldozer einsetzte, um die obersten Schichten des Abraums
    wegzuschieben. Nach nur wenigen Tagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher