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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste
Autoren: Michael Stanley
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den Tisch gezogen. Wie undankbar von ihr! Sie muss ihn gehasst haben. Das Motiv für solche Verbrechen sind in der Regel Macht, Geld oder Sex. Bei ihr muss es Macht gewesen sein, denn von den anderen beiden hatte sie reichlich. Verrückt? Niemals!«
    »Aber wie kann eine geistig gesunde Person so skrupellos vorgehen?«, fragte Joy. »Insbesondere eine Frau. Dass sie ihren Bruder ermordet und absichtlich diese ganze Gewalt provoziert hat, kann nur bedeuten, dass sie krank im Kopf war. Kein normaler Mensch wäre zu so etwas in der Lage! Ich frage mich, wie sie so geworden ist.«
    »Meine liebe Joy«, sagte Ian gespielt mitfühlend, »denk daran, dass die einzigen normalen Menschen diejenigen sind, die du nicht gut kennst!« Die Gruppe brach in Gelächter aus. »Leider nicht von mir. Hab ich irgendwo gelesen. Aber wahr.«
    »Dianna habe ich nicht näher kennengelernt, als ich noch zur Schule ging«, fiel Kubu ein. »Aber ich erinnere mich daran, dass sie und Angus ein gespanntes Verhältnis zueinander hatten. Sie schien ihm seine vielen Erfolge zu neiden, vielleicht, weil ihr Vater seinen Sohn so über den grünen Klee lobte. Sie beklagte sich darüber, dass ihre Leistungen nicht anerkannt würden. Angus erzählte mir, dass sie auch bei mehreren Gelegenheiten ihre Mutter verächtlich behandelte, weil sie sich nicht gegen den Vater auflehnte. Sie glaubte, dass eine Frau ihrem Mann ebenbürtig sein sollte. Und genauso stark.«
    »Und genauso skrupellos«, fiel Pleasant ein. »Ob ihr wohl wirklich bewusst war, was sie da eigentlich getan hat? Wäre es möglich, Ian, dass jemand mehrere Persönlichkeiten besitzt, von denen die eine nicht weiß, was die andere tut? Ich meine, die meiste Zeit muss sie ja leidlich normal gewesen sein, um zum Bespiel ihre Studien so erfolgreich zu absolvieren.«
    »Ich seziere nicht den Verstand der Menschen, Pleasant, sondern nur ihr Gehirn. Und darin ist nichts mehr, wenn ich dorthin gelange. Keine Gedanken, keine Ideen, keine Emotionen. Nichts. Nur totes Fleisch.«
    »Igitt, Ian!«, rief Joy. »Doch nicht beim Abendessen, bitte!«
    Mabaku verrückte seinen Stuhl ein wenig und sagte: »Denken Sie an klassische Schizophrenie, Pleasant? Multiple Persönlichkeiten und so weiter? Einmal Dianna, gleich darauf Daniel? Dabei muss man bedenken, dass diese Persönlichkeiten immer in Konflikt miteinander stehen. Das ist typisch. Sie arbeiten nicht zusammen, um einen Plan auszuführen.«
    Er schwieg kurz und fuhr dann fort: »Es tut mir wirklich sehr leid, dass wir nicht die Chance erhalten haben, sie zu vernehmen. Ich bin nicht sicher, dass wir ihr den Prozess hätten machen können, bei dem Rechtsbeistand, den sie hätte engagieren können. Aber vielleicht hätten wir erfahren, warum all diese Menschen sterben mussten.«
    Seltsamerweise hatte der im Aufbruch begriffene Bongani das letzte Wort.
    »Der Medizinmann hat gesagt, es wären drei gewesen, und dann nur noch einer. Fast, als wären die Hofmeyrs in irgendetwas vollständig aufgegangen. Etwas Bösem. Oder etwas Wahnsinnigem.«
    Die Gruppe verfiel in Schweigen. Jeder hing seinen eigenen beunruhigenden Grübeleien über Wahnsinn und Besessenheit nach.
    Nach dem Essen stieg die Stimmung, und die Party setzte sich mit geselliger Unterhaltung fort. Eine Stunde später servierte Joy Kaffee und köstliche dünne Waffelplätzchen, die sie selbst gebacken hatte. Nachdem die Gäste die letzten davon aufgegessen hatten, beschlossen Pleasant und Bongani, gemeinsam aufzubrechen. Als Pleasant ihre Schwester zum Abschied küsste, zwinkerte sie ihr zu und flüsterte: »Ein Fortschritt! Wir gehen noch ins Grand Palm auf einen Kaffee.« Joy quietschte erfreut und kniff ihre Schwester liebevoll in den Oberarm. »Viel Spaß. Aber pass auf«, sagte sie mit einem Funkeln in den Augen. Kubu mahnte sie, vorsichtig zu fahren, und scherzte, dass die Polizei inzwischen eine Straßensperre errichtet habe. Ilia bellte aufmunternd.
    Zurück auf der Veranda trafen Joy und Kubu Ian und Mabaku mit Scotch und Marie mit einem Glas Rotwein an. »Ich habe uns allen noch einmal nachgeschenkt. Einverstanden?«, sagte Ian.
    »Natürlich«, sagte Kubu. »Ich hole mir auch noch etwas. Ein Glas Wein, mein Schatz?«
    »Nein, danke. Ich muss langsam mit dem Aufräumen anfangen.«
    Ian stand auf und hielt Joy zurück. »Nein, nein. Komm, setz dich zu uns und entspann dich. Du hast heute Abend schon so viel gearbeitet. Kubu, hol ihr einen Wein, oder besser, einen Scotch.«
    »Bloß nicht!«,
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