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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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und wusste nicht, was ihn auf einem Flug erwartete. Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    »Mach dir keine Sorgen«, tröstete Sapius seinen Schüler, »das Drachenreiten ist viel einfacher, als es aussieht. Du musst dich nur festhalten, den Rest erledigt der Drache für dich. Sprich mit ihnen und gewinne ihr Vertrauen. Freunde dich mit einem von ihnen gut an. Gelingt es dir, die Drachen zu verstehen, wird dir der Ritt leichtfallen.«
    »Ich will es versuchen«, nickte Kaschta mit einem Kloß im Hals.
    »Wie wäre es mit dem moosgrünen Drachen dort hinten?« Sapius deutete auf ein besonders beeindruckendes Exemplar, dessen Schuppen dunkelgrün schimmerten und der sie mit einem goldenen Auge zu beobachten schien.
    »Er ist sehr groß«, antwortete Kascha und schluckte sichtlich beeindruckt.
    »Beinahe so groß wie Haffak Gas Vadar«, nickte Sapius, »er ist noch jung und nicht ganz ausgewachsen. Ich würde sagen, er dürfte ungefähr in deinem Alter sein, wenn wir die Zeit der Drachen mit deiner Lebenszeit vergleichen. Die besten Voraussetzungen für eine lange und tiefe Freundschaft. In tausend Sonnenwenden wird er Haffak vielleicht eingeholt haben.«
    »Tausend Sonnenwenden? Das ist … lang. Bis dahin werde ich längst tot sein. Solche Zeiträume sind für mich nur schwer vorstellbar«, staunte Kaschta mit großen Augen.
    »Ich weiß«, nickte Sapius, »es sind eben Drachen. Sie leben ewig. Und nun komm. Wir wollen keine Zeit mehr verlieren. Tarratar wartet auf uns. Machen wir uns an die Arbeit.«
    »Was wird uns auf Ell erwarten?« Kaschta wirkte unsicher.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Sapius, »als ich den Kontinent verließ, herrschte trostlose Hoffnungslosigkeit. Eine Welt ohne Zukunft. Dem Untergang geweiht im Chaos der Zerstörung, zwischen Tod und Verderben. Ein Land, in dem die Schatten regierten und Todsänger ihr Unwesen trieben. Aber das Leben und die Liebe finden immer einen Weg. Wir dürfen die Hoffnung niemals aufgeben. Es wird einen Ausgleich geben. Das war schon immer so, ob auf Ell oder Fee. Mal dauert es länger, mal geht es schneller. Am Ende jedoch siegt das Gleichgewicht. Tag und Nacht im Einklang sind das Ziel und der Weg. Vielleicht haben wir Glück und erleben die Entstehung von etwas ganz Besonderem und Wunderbarem, für das es sich zu kämpfen und zu sterben lohnt. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.
    Kaschta nickte. Natürlich wusste Sapius, dass er seinem Schüler nicht die Furcht vor dem Ungewissen nehmen konnte. Er konnte selbst nicht sagen, was aus Ell nach all den Sonnenwenden geworden war und wie gefährlich eine Reise dorthin für sie werden würde. Aber das war auch gut so. Es erhöhte die Aufmerksamkeit und das Gespür für Gefahren. Für Sapius selbst war es eine neue Herausforderung, der er sich nach langem Überlegen mit Freude und klopfendem Herzen stellte. Endlich spürte er wieder, dass noch Leben in ihm steckte und seine Fähigkeiten gebraucht wurden. Was hatte er schon zu verlieren? Nichts außer seinem nicht enden wollenden Leben, dessen er längst überdrüssig geworden war. Die Rückkehr nach Ell war eine Gelegenheit, ein Neuanfang für Sapius. Darauf hatte er so lange gewartet.
    »Auf zu neuen Abenteuern, auf nach Ell«, rief Sapius, zwinkerte Kaschta aufmunternd zu und schwang sich geschickt auf den Rücken seines Drachen, »wir wollen endlich aufbrechen.«
    Sapius fühlte sich plötzlich viel jünger und kräftiger als noch zuvor. Seine Lebensgeister waren wieder geweckt und er spürte die Macht der Drachen durch seine Adern fließen. Es fühlte sich gut an. Er fühlte sich wie der Yasek, der Herr der Drachen, der er einst war. Ein überwältigendes Gefühl überkam den Magier. Er jauchzte vor Freude.
    Die Drachen entfalteten ihre Schwingen und erhoben sich mit kräftigen Schlägen in die Lüfte. Sie flogen ein Stück des Weges über die Wälder Fees und bogen schon bald zur Küste des magischen Kontinents ab, in Richtung Meer und dann immer geradeaus nach Westen. Wer auch immer sie beobachtete, konnte das Majestätische ihres Fluges nicht verleugnen. Die Drachen folgten ihrem Anführer. Sie kannten ihr Ziel. Es lautete
Ell
. Das neue Ell.
    Ende

Legende:
    Aeras Tamar:
Bote des Himmels. Ein Luftschiff.
    Alchovi:
eines der sieben Fürstenhäuser der Nno-bei-Klan. Neben den Fallwas das bedeutendste und mächtigste Fürstenhaus. Fürst Corusal Alchovi stand dem Haus lange vor.
    Alljad:
ein Gescheiterter und ehemaliger Saijkalsan. Er fristet mit den
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